Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

dieses Jahres in Kiboscho eine schöne, große Kirche 
stehen wird. 
Als der Herr Bischof beim gemeinsamen Mittags- 
mahl auf das Wohl Seiner Majestät getrunken hatte, 
sangen die Zöglinge der Mission, die P. Lux unbe- 
merkt außerhalb in der Nähe der offenen Thür des 
Refektoriums aufgestellt hatte, in deutscher Sprache: 
„Heil dir im Siegerkranz“ und darauf „Ich hab' 
mich ergeben mit Herz und mit Hand“. 
— 
Bericht des Premierlieutenants Schlobach über seine 
Expedition nach Usindia. 
Premierlieutenant Schlobach, welcher mit dem 
Kommando am Victoria-Nyanza betraut ist, hat 
vor Kurzem die Landschaft Usindja bereist und be- 
richtet über diese Expedition, wie folgt: 
Muanza, den 1. Januar 1898. 
Zweck der Expedition war die Bereisung des 
Usindjagebietes und der übrigen west= und südwestlich 
des Smithsundes gelegenen Landschaften. 
Da der Muanzabezirk überhaupt noch wenig 
bereist worden ist, so hatte ich von vornherein be- 
schlossen, allmählich eine systematische Bereisung von 
Westen über Süden und Osten nach Norden vor- 
zunehmen. 
Am 9. November marschirte ich mit Unteroffizier 
Sabadke und 50 Askaris von Muanza ab, bis 
nahe der Mission Bukumbi auf dem im Bau be- 
griffenen 6 m breiten Fahrwege für Ochsenwagen- 
verkehr. Am nächsten Tage wurde bei der Missions- 
station über den Stuhlmannsund übergesetzt und in 
Busissi, dem Sitze des Manangwa Mutatembwa, 
Sohnes des Sultans Rwotakwa von Mweri, gelagert. 
Mutatembwa ist ein Neger mit feinen, fast europäi- 
schen Gesichtszügen und aufgeklärt wie sein Vater. 
Letzterer kam zur Begrüßung auf seinem Reitesel mit 
großem Gefolge, zugleich bat er mich, die ihm ge- 
hörige Landschaft Bukole mit mir bereisen zu dürsen. 
Bis zum 15. November führte der Marsch durch 
Moweri, einer Porilandschaft, die durchweg mit 
schönem, reichlich harte Hölzer enthaltendem Hoch- 
wald bestanden ist. Die Geländeformation ist eine leicht 
wellige und erinnert an Usaramo; die Höhenzüge von 
etwa 50 bis 80 m relativer Höhe streichen ungefähr 
von Südosten nach Nordwesten. Bewohnt ist Mweri 
spärlich von Wasindija, deren Beschäftigung meist in 
der Verarbeitung der durchweg vorkommenden Rasen- 
eisensteine besteht. Bei dem kleinsten Hüttenkomplexe 
befinden sich stets einige offene Hütten, deren Inneres 
eine afrikanische Schmiede darstellt, mit kleinem Amboß 
und primitiv aus Ziegenfellen hergestelltem Blasebalg. 
Der Besitzer einer solchen Hütte wird Balongo, 
Schmied, genannt. Ein solcher ist im Stande, an 
einem Tage zehn Hackenblätter anzufertigen, wie sie 
zum Feldbau benutzt werden, wenn er den nöthigen 
Vorrath an Erz besitzt. Diese Negerhacken (mayembe) 
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sind ein wichtiger Handelsartikel, drei Stück repräsen- 
tiren den Werth von 1 Rupie. Ein großer be- 
schnittener Ochse kostet 20 Mayembe, also etwa 
7 Rupien; mit Zeug bezahlt, kostet derselbe 10 Doti 
weißes Zeug (10 Rupien) ein buntes Tuch (etwa 
2 Rupien). 
Will sich ein Mann aus Usindja verheirathen, 
so bezahlt er an den Vater der Auserwählten 
30 Mayembe. Das Schmiedehandwerk wird in ganz 
Usindja, welches reich an Raseneisensteinen ist, aus- 
geübt. Viehzucht wird kaum getrieben, die Wasindja 
kaufen für ihre Mayembe nur Schlachtvieh. 
Am 16. November wurde die Landschaft Bugüurura 
erreicht. Dieselbe ist reichlich bebaut, besonders mit 
Mohogo. Das Land ist wellig, der südliche bergige 
Theil erinnert an die Kisserawe-Landschaft, was 
Formation und Vegetation betrifft. 
Am 17. November lagerte ich in der Landschaft 
Butundwe. Weit in das Land hinein erstrecken sich 
die sumpfigen Ausläufer der Buchten des Nyanza. 
Diese Ausläufer bezw. Einmündungen von Wasser- 
läufen, in der heißen Jahreszeit ausgetrocknet, waren 
jetzt schwer zu passirende, stellenweise bis etwa 2 km 
breite Sümpfe, in die die Träger bis an die Schul- 
tern einsanken. Die Jahreszeit, Beginn der kleinen 
Regenzeit, war überhaupt ungünstig für die Aus- 
führung einer Expedition in der Nähe des Sees. 
Es zeigte sich hierbei wieder, daß der Neger unter 
ungünstigen Witterungsverhältnissen und bei großen 
Strapazen mehr an Malariafieber leidet als der 
Europäer. Es ist zu bemerken, daß die Träger 
nachts stets in Hütten schliefen, die Askaris in ihren 
kleinen Zelten. Meist genügen allerdings ein bis 
zwei Pillen Chinin, um den Patienten über Nacht 
marschfähig zu machen, doch treten auch hartnäckigere 
Fälle auf. So mußten gegen Ende dieser Regen- 
expedition vier Askaris mehrere Tage lang getragen 
werden. 
Von Butundwe ging der Marsch über Nserugu- 
rura nach Murunasi, dem Wohnsitze des Sultans 
Manangwa. Der Ort ist auf der Karte noch nicht 
verzeichnet, er liegt dicht am Wasser, jedenfalls west- 
lich von dem auf der Karte genannten Ssuwa kwa 
Manangwa. 
Masenka, ein Verwandter des Manangwa, dessen 
Schwester und zehn Leute erschienen im Auftrage des 
Sultans zur Begrüßung der Expedition und brachten 
die üblichen Geschenke. 
Auf meinen Wunsch, einen Nyampara (Vertreter) 
für Butundwe in Muanza zu haben, erklärte sich 
Masenka hierzu freiwillig bereit und begleitete die 
Expedition mit fünf seiner Leute nach Muanza, wo 
er sich angesiedelt und einiges Vieh erhalten hat. 
Während des Aufenthalts in Murunasi kam der 
Sultan Rwoga von Bukome mit etwa 400 Mann 
Gefolge zur seierlichen Begrüßung, ferner der Sultan 
Magalla von Bwina, einer nahe gelegenen Insel. 
Auf die Butundweleute machten diese Ovationen 
großen Eindruck.
	        
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