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Arztes (zunächst Roßarzt Rickmann in Aussicht
genommen). Die beiden übrigen Räume dienen, wie
die Skizze besagt, als Küche bezw. Wohnraum für
den europäischen Stationsgehülfen. Das eingeborene
Diener= und Wärter= bezw. Wächterpersonal wird
in nördlich der Station belegenen Pontoks unter-
gebracht. 30 m westlich vom Hause und mehr bergab
gelegen befindet sich der mit fester, über mannshoher
Mauer umgebene Steinkraal (Versuchskraal). Der-
selbe giebt Raum für 50 bis 60 große Versuchsthiere
(Pferde, Rinder, Esel). Im Kraal befinden sich zehn
Holzpfosten für Thiere, die zu Versuchszwecken an-
gepfostet werden sollen. An den Kraal lehnt sich
direkt der „Krankenstall“ für solche Thiere, die im
Versuch erkranken, an. Sowohl im Kraal wie im
Stall können einzelne Abtheilungen für verschiedene
Gattungen von Versuchsthieren, die sich nicht be-
rühren sollen, eingerichtet werden. Der Krankenstall
kann 10 große angepfostete Versuchsthiere aufnehmen.
Kraal und Stall liegen, wie erwähnt, auf leichtem
Abhang und haben durch Rinnen bequemen Wasser-
abfluß.
200 m südlich vom Krankenstall, durch umkraalten
Weg mit demselben verbunden, liegt der oben er-
wähnte Begräbnißplatz; 60 m westlich des Kranken-
kraals der zur Wasserentnahme gebohrte Brunnen
und 150 m nördlich des Versuchskraals ein Kraal
für gesunde, zu Versuchszwecken bestimmte Thiere.
Stationshaus, Kraale und Stallung, auf großem
freien Platze gelegen, sind so gebaut, daß sie jeder-
zeit, wenn sich das Bedürfniß herausstellen sollte,
durch Anbauten erweitert werden können.
Für die Station Gammams liegt eine reich mit
den besten und neuesten wissenschaftlichen Instrumen-
ten und Apparaten ausgestattete Laboratoriumsein-
richtung im Garnisonlazareth zu Windhoek bereit.
Dieselbe weist u. a. auch zwei neue Mikroskope bester
Konstruktion von Zeiß-Jena auf.
Es ist beabsichtigt, daß sobald als möglich auf
der Station Gammams zuerst wissenschaftliche Unter-
suchungen und Versuche zur Erreichung einer ver-
besserten Impfmethode gegen die Lungenseuche des
Rindviehs, sodann zur Bekämpfung der Pferdesterbe
vorgenommen werden.
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Deutsch· Neu- Guinea.
Bericht über die Thätigkeit des Kreuzers „Bussard“
im Bismarck-Archipel.
Der Kommandant S. M. Kreuzer „Bussard“
berichtet über die Thätigkeit des Kreuzers im Bismarck-
Archipel Folgendes:
Am 13. Jannar, dem auf den Abgang des Post-
dampfers folgenden Tage, wurde Matupi verlassen
und vor Herbertshöhe zur Aufnahme des Richters
und der Polizeitruppe nebst Boot gestoppt. Um
konnten.
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4 Uhr nachmittags wurde die Reise nach Jesu Maria,
Admiralitäts-Inseln, angetreten. Als Ortskundigen
hatte ich den Führer des Hernsheimschen Schooners
„Else“, Seyffert, mitgenommen. Am 15. Januar
9½ Uhr stoppte ich bei jener Insel vor dem ehemaligen
Sitz eines Händlers, welcher vor einiger Zeit von den
Eingeborenen einer Nachbarinsel erschlagen worden
war, nachdem er sich von den Bewohnern seines
Platzes hatte bereden lassen, auf jene Leute beim
Besuch der Insel zu schießen. Von seinen Leuten
waren drei Salomons-Insulaner bei dem Ueberfall
weggeschleppt worden. Einer derselben flüchtete im
Dezember 1897 auf einen Schooner und brachte die
Nachricht nach Herbertshöhe, daß auch die beiden
anderen Leute noch am Leben seien und in Sklaverei
gehalten würden. Es lag in der Absicht des Rich-
ters, in Jesu Maria den Sachverhalt nochmals fest-
zustellen und die Eingeborenen auf die demnächstige
Wiedereröffnung der Handelsstation vorzubereiten.
Eine Landung mußte unterbleiben, weil das Bool
nicht die Strömung auf dem Riff vor dem kleinen
Hafen bewältigen konnte. Dagegen befand sich
ein großer Theil der Bevölkerung in Kanus auf dem
Wasser, so daß die Verhandlungen hier stattfinden
Es bestätigte sich, daß die ansässigen Lenute
von jeder Schuld frei waren. Als Wohnplatz der
Angreifer und Aufenthalt der Gefangenen bezeichneten
sie die etwa 15 Seemeilen westlich liegende Hauptinsel
der Fedarbgruppe. Zugleich baten sie dringend um
Wiedereröffnung der Station.
In der Fedarbgruppe angekommen, begab sich
Dr. Hahl mit der Schutztruppe an den Strand, um
unter Vorsichtsmaßregeln mit den Eingeborenen zu
verhandeln.
Auf friedlichem Wege wurde die Auslieferung
der Gefangenen erreicht. Unerwartet tauchte dabei
noch ein dritter Salomons-Insulaner auf, der von
einer ebenfalls vor Jahren zerstörten Station der
Firma Forsayth, Ralum, auf St. Gabriel stammte.
Die Befreiung der Salomons-Insulaner wird
nicht verfehlen, in deren Heimath, dem Hauptarbeiter=
depot für das Schutzgebiet, den günstigsten Eindruck
zu machen und die Anwerbung zu fördern.
Ueber St. Gabriel wurde die Reise nach den
Anachoreten-Inseln fortgesetzt und dort nach Tages-
anbruch am 17. Jannar gestoppt.
Der Händler Lemöle, ein Franzose und einer
der wenigen Ueberlebenden der Marquis de Ray-
schen Expedition nach Neu-Mecklenburg, kam an
Bord und berichtete, daß an Land Alles in Ordnung
sei. Die Bevölkerung, die im Aussterben begriffen
scheint, ist friedlich. Das letzte Kriegsschiff, welches
mit der Insel in Verbindung getreten ist, war S.
M. S. „Adler“ 1886. Um 8 Uhr 40 Min. morgens
wurde Kurs nach den Hermit-Inseln genommen.
Nachmittags an demselben Tage wurde das Riff der
Hermitgruppe passirt und kurz nach 4 Uhr bei der
Hauptinsel Luv goeankert.