Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

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erster Linie das Vorhandensein von Gebirgsgeschützen 
zur dringenden Nothwendigkeit macht. 
Es sei hier eines in der Nacht vom 17. zum 
18. Februar stattgehabten Zwischenfalles Erwähnung 
gethan, über den Hauptmann v. Estorff, wie folgt, 
meldet: 
Gr. Achas, 18. Februar 1898. 
Meldung. 
In der Nacht vom 17. zum 18. Februar kam 
das Revier bei Gr. Achas, welches bis dahin trocken 
war und in welchem ein großer Theil des Vor- 
marsches erfolgen mußte, so schnell und gewaltig ab, 
daß es die Pferdewache und die Psferde, welche im 
Revier weidcten, ergriff und fortführte. Ertrunken 
Reiter Bergmeier und drei Namareiter, ebenso 
ein Theil der Pferde und Esel. 
Der Weitermarsch ist unter diesen Umständen 
ganz unmöglich. 
Ich werde mit den Geschützen nach Franzfontein 
zurückgchen. Ich nehme an, daß Herr Major 
Mueller auf diese Nachricht hin umkehren wird 
und daß es seiner Absicht entsprechen wird, daß die 
Kolonne des Lienutenants Franke (Gaitzsch) nach 
Sorris-Sorris zurückkehrt. 
Anbei drei Meldungen aus Swakopmund, ent- 
haltend ein Telegramm des Auswärtigen Amts, 
welche gestern Mittag an mich gelangten. 
Bitte den Empfang nach Franzfontein bestätigen. 
Inhalt des Telegramms: 
„Feldzug im Norden beschränken. Auf De- 
fensive beschränken. Windhoek sofort zu 
benachrichtigen.“ 
  
Die Thätigkeit der einzelnen Kompagnien und 
der Feldbatterie in den Kämpfen am Grootberge 
schildern die Berichte der resp. Führer solgendermaßen: 
Bericht des Hauptmanns Kaiser über die 
Thätigkeit seiner Kompagnie im Gefecht bei 
Gauwater-Grootberg am 26. Februar 1898. 
„Am 26. Februar 1898 erhielt ich gegen 101,5 Uhr 
vormittags von Herrn Major Mueller den Besehl, 
mit meiner Kompagnie gegen die südwestlich des 
zeitigen Haltepumktes des Detachements gelegene 
Höhe vorzugehen und die westlich und südwestlich 
derselben befindlichen Werften abzusuchen. 
Ich ging mit der Kompagnie, etwas westlich 
ansholend, im Busch gedeckt, gegen die bezeichnete 
Höhe vor, der erste Zug unter Sekondlieutenant 
v. Schoenau zum Feuergefecht abgesessen und aus- 
geschwärmt, der zweite Zug gleichfalls abgesessen, 
aber geschlossen, solgte mit den Pferden hinter dem 
rechten Flügel. 
So wurde die Höhe erreicht. Feuer brannten 
dortselbst noch, an denselben lag halbgebratenes 
Ileisch. Inzwischen hatte auch meine linke Sciten- 
patrouille die südlich liegende Werft erreicht und todten Winkel, ermöglichten. 
  
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gemeldct, daß dieselbe verlassen sei. Während meines 
Vorgehens hatte der Zug der Feldbatterie sein Feuer 
auf eine nördlich gelegene Werft eröffnet, auch hörte 
man nahe bei den Geschützen schwaches Kleingewehr- 
feuer. 
Von meinem gute Uebersicht gewährenden Stand- 
punkte bemerkte ich, wie Menschen mit Vieh in nord- 
westlicher Richtung eilig nach den hohen Bergen 
flüchteten, und meldete dies Herrn Major Mueller, 
worauf bald von diesem der Befehl eintraf, daß ich 
nach Absuchen der südwestlich gelegenen Werft diesen 
Gegner verfolgen solle. Jetzt ließ ich den ersten 
Zug (Lieutenant v. Schoenau) zu Pferde aus- 
geschwärmt die südwestlich gelegene sehr große Werft 
(am Gauwater) absuchen, während ich mit dem an- 
deren Zuge nach dem Nordwestausgange der Werft 
ritt, woselbst der erste Zug, wie befohlen, sich wieder 
bei mir sammelte. Die Werft war vom Feinde 
frisch verlassen. 
Die Kompagnie ritt nun in nordwestlicher Nich- 
tung im Trabe vor, nach links durch eine Patrouille 
gesichert. Das anfangs ziemlich freie Gelände wurde 
bald durch größere und kleinere Erhebungen, Wasser- 
risse, Klippen und stellenweise dichten Busch sehr 
schwierig und unübersichtlich. Beim Vorgehen siel 
ein Trupp Rindvieh in meine Hände, welches ich 
durch zwei Reiter (einen Bastard und einen ein- 
geborenen Soldaten) zu dem Ausenthaltsplatz des 
Herrn Majors Mueller mit Meldung über mein 
bisheriges Vorgehen schickte. Die Begleiter des Vichs 
kamen auf dem Wege dorthin in ein heftiges feind- 
liches Feuer, so daß sie für den Augenblick das Vieh 
im Stiche lassen mußten. Dasselbe gelangte aber 
später wieder in ihren Besitz. Bei meinem weiteren 
Vorgehen wurde auf etwa 250 m eine mit Gewehren 
bewaffnete und vollständig in Truppenuniform ge- 
kleidete Abtheilung von etwa 20 Mann sichtbar. 
Dieselben konnten, zumal sie aus der Gegend zu 
kommen schienen, in der die Kompagnie Franke und 
die Geschütze standen, erst bestimmt als Hottentotten 
erkannt werden, als sie mit außerordentlicher Ge- 
schicklichkeit und Geschwindigkeit unter Benutzung 
deckender Terraingegenstände sich in nordwestlicher 
Richtung nach den hohen Bergen zurückzogen. Ich 
ließ jetzt absitzen und nahm die Verfolgung auf, doch 
waren hierbei nur einzelne Gegner auf Augerblicke 
sichtbar, so daß ein regelrechtes Feuer auf dieselben 
nicht eröffnet werden konnte. 
Während des Vorgehens bemerkte ich, wie die 
zerstreut flüchtenden Geguer sich in ciner äußerst 
starken, das Vorgelände beherrschenden Klippen- 
stellung, die nach meiner Anmarschrichtung hin auf 
100 m ganz freies Schußfeld hatte, festsetzten, ohne 
jedoch das Feuer auf mich zu eröffnen. Diese feind- 
liche Stellung, mit einer Frontausdehnung von ctwa 
100 m, lehnte sich auf beiden Flügeln an Er- 
höhungen an, die, dicht bewachsen, dieselbe fast über- 
höhten und eine gedeckte Annäherung, meist im 
Unter Benutung dieser
	        
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