Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

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bleibt. Die Insel Balhalla zeigt auf der Südost- 
seite eine steile rothbraune Wand, die von vielen 
kleinen Oeffnungen durchbrochen ist. Dies sollen 
Höhlen mit eßbaren Vogelnestern sein. Auf dem 
Gipfel und auf der nördlichen Seite ist die Insel 
dicht mit dunkelgrünem Laubholz und Gebüsch be- 
wachsen, wie die Hügel auf beiden Ufern der Bai. 
Diese selbst erweitert sich gleich nach der Einfahrt 
allmählich bis zu einer Breite von 5 Seemeilen und 
bietet domit einen prachtvollen Hafen von mächtiger 
Ausdehnung. In der Mitte der Bai (deren Haupt- 
richtung nach Südwesten geht) etwa 5 Meilen süd- 
lich von der Insel Balhalla liegt die kleine Insel 
Buy. Diese bildet den Abschluß des eigentlichen 
Hafens, denn wenn die Bai sich auch noch fast zehn 
Meilen weiter landeinwärts erstreckt und noch ferner 
erweitert, so ist sie doch stellenweise seicht und so 
mit kleineren und größeren Inseln besetzt, daß sie 
nur noch für kleinere Schiffe benutzbar ist. Der 
Theil nordöstlich von Pulo Buy ist daher der 
eigentliche Hafen von Sandakan. An ihm liegt auf 
dem nördlichen Ufer, etwa zwei Meilen von der 
Einfahrt die Stadt Sandakan, der Hauptort und 
Sitz der Regierung von Britisch Nord-Borneo. Die 
Stadt, früher Elopura, die schöne, genannt, erinnert 
durch ihre Lage an den sanft ansteigenden Abhängen 
zweier sich nach dem Hintergrunde zu vereinigender 
Hügel, welche bis zu 600 Fuß aufsteigen, während 
die Thalsohle zwischen ihnen auch von Hügeln bis 
zu 300 Fuß Höhe theilweise ausgefüllt wird, an ita- 
lienische Orte, etwa in der Bucht von Neapel. Auch 
vom Lande aus ist der Blick über die weite Wasser- 
fläche mit den vielen Inseln und den fernen Hügeln 
sehr anmuthig. Natürlich bringt die hügelige Lage 
mancherlei Nachtheile mit sich, so z. B. daß Fuhr- 
werk fast gar nicht gebraucht werden kann; indessen 
entstehen daraus keine ernstlichen Schwierigkeiten. 
Zur Personenbeförderung ist in ganz Nord-Borneo 
der Gebrauch der Ponys so üblich, daß man das 
Bedürfniß anderer Mittel (z. B. Tragsessel) wenig 
empfindet. Der kleine Sulu-Pony ist trotz seiner 
Kleinheit ein zähes, ausdauerndes und kräftiges 
Thier. In Sandakan besteht ein Rennplatz, und 
auch in der Nähe von Kudat haben einige Pflanzer 
neuerdings einen Rennplatz angelegt, auf welchem 
sie schon mit Erfolg ein oder zwei Rennen dieser 
kleinen Thiere veranstaltet haben. Da diese Ponys 
in Borneo für 25 bis 50 Dollars zu haben sind 
ist der Besitz eines solchen Thieres, daß sich haupt- 
sächlich von Gras nährt, jedem Europäer möglich. 
Bezüglich der Lage der Stadt muß übrigens hervor- 
gehoben werden, daß Sandakan reichliches und gutes 
Trinkwasser hat. Es gilt daher auch für einen für 
tropische Verhältnisse sehr gesunden Ort. Die Lan- 
dung erfolgt an einer ziemlich großen in die See 
hinausgebauten hölzernen Brücke, an welcher ein 
größerer der hier verkehrenden Dampfer und ein 
kleiner Küstendampfer gleichzeitig anlegen und löschen 
können. Außerdem liegen noch eine Anzahl Segel- 
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boote von Eingeborenen zu beiden Seiten. Am 
Landende der Brücke befindet sich auch hier das 
Zollbüreau und gleich dahinter das zum Theil auf 
der See abgewonnenem Boden, zum Theil auf 
Pfählen über dem bei Ebbe trockenen, zur Fluthzeit 
überspültem Strande aufgebaute Eingeborenenwiertel 
der Hafenstadt, das sehr eigenartig und interessant 
ist. Hier wohnen Chinesen, Malaien, Dayaks, Du-- 
suns, Suluaner und andere Asiaten zu Tausenden 
auf einem Raume zusammen, der wenig größer ist 
als eine viertel englische Quadratmeile, und haben 
ihre Waaren zum Trocknen, zum Verladen in Leich- 
tern und zum Verkauf vor den Häusern auf den als 
Straßen dienenden Brückengängen ansgebreitet. Da 
sieht man Rotang (Stuhlrohr), Kokosnüsse (Kopra), 
Fische, Obst und Gemüse r2c. und auch lebende Thiere, 
wie Affen, Bären, junge Rhinozerosse und allerhand 
buntes Federvieh, das aus dem Innern herbeigeschafft 
ist. Für die Fische ist eine eigene Zubereitungs- 
anstalt vor dem Häuserblock angebracht, die aber 
demnächst eingehen wird, da an anderer Stelle ein 
soliderer Bau errichtet worden ist. Hinter dem 
schmalen Küstenstreifen beginnt die europäische Stadt 
auf Hügeln aufzusteigen. Nach einigen Minuten 
beginnt man den aus einem Thongestein bestehenden 
Hügel auf einem herausgeschuittenen Wege hinauf- 
zusteigen und ist bald auf der Höhe, wo das von 
einem hübschen Garten mit Tennis= und anderen 
Spielplätzen umgebene Wohnhaus des Gorverneurs 
steht. Wie fast alle Gebäude in Nord-Borneo ist 
auch dieses in leichtester Bauart, anscheinend nur für 
den Zweck des Schutzes vor Sonne und Regen und 
der Zufuhr der größtmöglichen Menge frischer Luft 
errichtet. Auf einem hölzernen Unterbau erhebt sich, 
durch zwei Holztreppen erreichbar, das Wohnhaus. 
Der Raum, in den man auf einer der beiden ein- 
ander gegenüberliegenden Treppen zunächst gelangt, 
ist von sehr großer Dimension; man übersieht die 
ganze Länge des Hauses. Das Empfangszimmer 
und die vordere Veranda bilden einen Raum, an 
den sich der Speisesaal, nur durch Holzschirme vom 
Empfangssaal getrennt, anschließt. Ueber diesem 
Raum erhebt sich das nach beiden Seiten schräg 
abfallende, in der Mitte 40 Fuß hohe Attappdach; 
zu beiden Seiten, durch Wände von leichtem Fach- 
werk, das mit einer Art Palmenblätter (Kadjang) 
ausgefüllt ist, bis zur Höhe von 20 Fuß abgetrennt, 
liegen große Schlafzimmer, die unter sich durch 
gleichartige Fachwerkwände getrennt sind. Von der 
Vorderveranda aus hat man einen herrlichen Aus- 
blick über Stadt und Bucht von Sandakan, und es 
läßt sich in diesem Hause, wie ich durch eigene Er- 
fahrung während einer Woche erprobte, sehr angenehm 
leben. Hinter dem Hügel des Government House 
erhebt sich ein anderer, etwa gleich hoher (200 bis 
300 Fuß über dem Meeresspiegel), auf dem eine 
Steinkirche im Bau begriffen ist. Da die Mittel 
für diese Kirche durch fre#willige Schenkungen ausge- 
bracht werden, so rückt der Bau nur langsam Schritt
	        
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