Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

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Meine Ansicht, daß Dabagga sehr zweckmäßig 
gewählt ist, fand ich durch meinen letzten Besuch dort 
wieder bestätigt. Die Thätigkeit des Försters Ockel 
war durch den früheren Kriegszustand, durch Mangel 
an Lebensmitteln in Uzungwe und Mangel an klima- 
festen Arbeitern sehr erschwert, zumal bei Beginn der 
eigentlichen landwirthschaftlichen Arbeiten, die dieses 
Jahr sehr schwache Regenzeit fast zu Ende war. 
Ueber die Resultate ließ sich bis zu meinem letzten 
Besuche nichts Sicheres sagen. Jetzt ist festzustellen, 
daß auf dem dunklen Boden auf dem weiten Land- 
rücken zwischen Gebirgs= und Savannenzone eine 
zweimalige Ernte in Dabagga angenommen werden 
arf. 
Von dem im März gesäten hat sich Abruzzener 
und vierreihiger Hafer bis zu 25 fach, weißer zwei- 
reihiger Hafer bis zu 100 fach verstaudet, und zwar 
— laut Ockel — ist dies letztere günstige Resultat 
darauf zurückzuführen, daß der Samen untergehackt, 
während der andere Samen nur geeggt war. Auf 
die Pflanzweise ist es vielleicht zurückzuführen, daß 
die Saaten sehr ungleichmäßig stehen. Bei der Ueber- 
nahme durch Landwirth Hierl waren etwa 4 Morgen 
Feld zur Saat fertig und 20 bis 25 Morgen Wald- 
und Buschland fast fertig gerodet. 
Merkwürdigerweise ist festzustellen, daß in dem 
Thale bei Dabagga auf dessen Thalsohle der Humus 
anscheinend metertief liegt und die üppigste Vegetation 
vorherrscht, nichts gedeihen will; der Samen schießt 
üppig auf, verkümmert aber sehr bald vollständig. 
Die Eingeborenen behaupten, daß sie auf solchen 
Thalsohlen überhaupt nichts pflanzen, weil nichts 
gedeihen wolle. 
Der neue Landwirth konnte gleich tüchtig an die 
Pflugarbeit gehen, und dürfen von der nächsten 
Regenzeit entschiedene Resultate erwartet werden. Ich 
habe ihn darauf aufmerksam gemacht, daß ein großer 
Theil des in Frage kommenden Gebiets rothen 
Grasboden aufweist, und daß auch auf solchem Versuche 
erwünscht sind. 
Die Straße weist zwei Brücken über den Mtitu 
und eine sehr gute Brücke über den Ruaha dicht 
unterhalb Iringa auf. 
Bericht über die Reise des Regierungsraths 
Dr. Stuhlmann nach Mohorro. 
Regierungsrath Dr. Stuhlmann berichtet über 
seine Besichtigungsreise in dem Küstenstrich zwischen 
Dar-es-Saläm und Kilwa an das Kaiserliche Gou- 
vernement, wie folgt: 
Dar-es-Salüm, den 6. September 1898. 
Auf von früher mir bekanntem Wege ging es 
am 22. August direkt nach Süden. Bis Mtoni sind 
auf sandigem, mit leichtem Busch bestandenem Boden 
ausgedehnte Manyokfelder angelegt, von denen ein 
großer Theil der Benediktiner Mission gehört. Aehn- 
liches, nur leicht welliges, sandiges Land ist südlich 
  
von Mtoni; beim Orte Mwandala stehen viele 
Mangobäume. Ueberall fiel mir der Mangel junger 
Kokospalmen auf, ein Zeichen dafür, wie lässig die 
Leute im Neuanpflanzen sind. Das Land wird bis 
Vikindo, wo gelagert wird, ziemlich wellig, Thäler, 
in denen Wasseradern trotz der Trockenheit noch hier 
und dort zu finden sind, schneiden ziemlich tief ein. 
Vikindo ist ein recht bevölkerter Distrikt, der 
ziemlich viel Reis produzirt. Dieses Jahr ist aller- 
dings Alles durch Regenmangel vertrocknet, man hilft 
sich, so gut es geht, mit Manyok. 
Südlich von Vikindo gelangt man durch weniger 
dichten Buschwald in den Distrikt Vilansi, dessen jetzt 
noch fließende, tief eingeschnittene Bäche dem Möbesi 
zugehen. Sie sind fast alle von breiterem Sumpf- 
rand begleitet, in dem Farrenkräuter verschiedener 
Arten und stellenweise sehr schöne Gruppen von 
Schraubenpalmen (Pandanus sp.) auffallen. Von 
Vikindo an bis etwa nach dem Dorfe Mbaffu findet 
man in diesen feuchten Stellen einen Kautschukbaum, 
der bis jetzt noch ganz unbekannt ist. Er strebt mit 
einem sich meist früh verzweigenden Stamm bis zu 
10 m in die Höhe; die ganzrandigen Blätter sind 
lederartig hart, die Früchte stehen sich zu zweien 
gegenüber und bilden längliche Spindeln, die mit 
einem Sprunge der Länge nach aufreißen und einen 
mit langer Seide behangenen Samen entlassen. 
Blüthen und ausgereifte Früchte sah ich nicht, doch 
läßt Alles darauf schließen, daß die Pflanze zur 
Familie der Apocynaceen gehört. Die hellgraue 
Rinde des Baumes ist fast stets mit den Hiebnarben 
der Kautschuksammler versehen. Ich glaube, daß 
dieser Baum für uns von großer Wichtigkeit werden 
kann, denn es ist vielleicht möglich, ihn zu kultiviren. 
Aus diesem Baume werden die großen Belle 
Kautschuk gewonnen, die im Zanzibar-Handel unter 
dem Namen Mgoa bekannt sind und die viel Un- 
reinigkeit enthalten, hervorgerusen durch Beimischung 
von Rindenpartikeln, die sich bei der Gewinnung 
ablösen. Der Name des Baumes ist Mgoa oder 
Muywe maddi. 
Ganz besonders beim Dorse Mssolo finden sich 
viele der Kautschukbäume und außerdem viel Raphia- 
palmen „Mwalo“ der Eingeborenen, die ganz be- 
sonders 1¼ Stunde südlich von Mssolo, dann am 
Mbaffubache und an vielen Punkten des Gebietes 
vom Mbesibache, vom Mkamba 2c. auftreten. Es 
wäre zu wünschen, daß die Kaufleute sich einmal 
mit dieser wichtigen Palme beschäftigten. Die nahe 
verwandte Raphia vinilera in Madagaskar liefert 
bekanntlich aus den Blättern den weißen Bast, den 
unsere Gärtner zum Blumenanbinden benutzen, und 
die Blattscheiden bilden die werthvolle Raphia 
Piassava, die in Westafrika eine große Rolle spielt. 
An offenen, nur mit spärlichem Baumwuchs be- 
deckten Stellen findet man fast immer die Löcher der 
Kopalgräber. In sehr leichtem Sandboden und in 
solchem offenen Gebiet soll man hier in ½ bis 1 m 
Tiefe fast überall Kopal finden, d. h. das halbfossile
	        
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