2
ausklingend in ein Hoch auf den Fürsten Reichs-
kanzler, folgen solle.
Der Uebungsmarsch wie die Feier verliefen plan-
gemäß.
Am 10. 6 Uhr morgens setzte sich das Landungs-
korps unter Führung des I. Offiziers in Marsch.
Tags zuvor war ein Theil des Proviants, wollene
Decken und wasserdichte Unterlagen u. s. w. auf Ochsen-
wagen unter Eskortirung einer militärischen Abthei-
lung vorausgesandt. Der zurückzulegende Weg betrug
rund 18 km. Während die Ochsenwagen seitens der
Neu--Guinea-Kompagnie zur Verfügung gestellt waren,
wurden durch den Kaiserlichen Richter Dr. Hahl
eingeborene Träger beordert. Den Eingeborenen,
besonders den weiter im Land wohnenden, schien
die friedliche Absicht des Marsches, obgleich es ihnen
mehrere Tage vorher bekannt gegeben war, doch nicht
sicher. Während des ganzen ersten Tages zeigten
sie sich zurückhaltend und kamen erst nach und nach
hülfsbereit heran.
Nach einer Ruhepause von 9 bis 9½ Uhr wurde
der Ort des zu errichtenden Lagers um 11 Uhr
erreicht. Die Truppe hatte mithin den rund 18 km
laugen Weg in 4½⅛ Stunden zurückgelegt. Aller-
dings war der Weg zum allergrößten Theil sehr gut.
Jeder der Archipel-Leute war des Lobes voll ob der
Thätigkeit des Kaiserlichen Richters Dr. Hahl, dessen
Umsicht und Eifer es in erster Linie zu danken war,
daß eine so bequeme Passage nach dem noch vor
nicht so langer Zeit gänzlich unwirthlichen Varzin
errichtet war. Dr. Hahl läßt die Wege zumeist von
den Eingeborenen der anliegenden Distrikte bauen
und sendet zur Beaufsichtigung Leute seiner Polizei=
truppe. Die Entschädigung, welche den Arbeitern zu
Theil wird, besteht häufig nur in der Ueberlassung
der Geräthe, wie Spaten und Hacken und in einem
geringen Quantum Tabak. Ein billigerer Wegebau
dürfte schwerlich existiren, ist aber auch nur möglich,
falls, wie vorliegend durch andauernde Verhandlungen
bezw. Kämpfe mit den Eingeborenen, diesen der Vor-
theil einer guten Verbindung zu den Marktplätzen
und die durch die Wege erlangte Sicherheit gegen
Uebergriffe ihrer Feinde klar gemacht wird.
Ehe an ein Abkochen zu denken war, mußten
Hütten gebaut werden, die anfangs nur Schutz gegen
die Sonne zu gewähren brauchten und erst später
mit eintretender Abendkühle möglichst wasserdicht her-
gerichtet wurden. Leider war die früher am Ort
vorhandene Quelle nahezu versiegt, so daß das Wasser
eine halbe Stunde Wegs herbeigeschafft werden mußte.
Die Stimmung im Lager war trotz anstrengender
Arbeit nach dem Marsch sehr günstig.
Am nächsten Vormittag wurde der Platz zur
Feier hergerichtet. Um 10½ Uhr nahm die Truppe
Paradeaufstellung und 10/ Uhr war die Feier
beendet. Außer den vorgenannten Ansprachen u. s. w.
brachte Herr Thiel, indem er den Dank der Kolonie
für die gewordene Unterstützung aussprach, noch ein
Hoch auf mich, die Offiziere und die Mannschaft
97
S. M. S. „Falke“ aus. Von den Europäern des
Archipels waren 18 Personen, darunter vier Damen,
welch letztere erst am Morgen des 11. eintrafen,
anwesend. Die Truppe marschirte sofort zu dem
1¼ Stunden entfernten Rastplatz.
Von 12 Uhr bis 2½ Uhr nachmittags wurde
abgekocht, und um 5 Uhr schiffte sich die Landungs-
truppe in die bereit liegenden Boote ein.
Seitens des Kaiserlichen Richters wurde mir
bereits nach zwei Tagen mitgetheilt, daß er Nach-
richt von Varzin habe, daß die Ortschaften, welche
bisher vom Wegebau nichts hatten wissen wollen,
bereits hierin thätig seien, und daß etwa 500 Meter
neuen Weges fertiggestellt sei. So scheint denn die
Hoffnung, welche Herr Dr. Hahl an die friedliche
Demonstration knüpfte, in Erfüllung gehen zu wollen.
Die am 16. August eingetroffene Nachricht vom
Ableben des Altreichskanzlers zeigte zwar, daß die
Feier bereits nach seinem Ende stattgefunden, wird
aber nichts an der anfänglichen Opferwilligkeit zur
Errichtung eines Denkmals ändern."
Kus dem Pereiche der Missonen und
der Antisklaverei-Bewegung.
In Neu-Bethel (Usambara) ist der Missionar
Ruccius (mit Frau) eingetroffen.
Die Schulthätigkeit in Risserawe.
Die „Nachrichten aus der ostafrikanischen Mission“
schreiben: „Wir haben jetzt in Kisserawe neun ver-
schiedene Klassen, nämlich:
I. Die Lehrer und die, die es werden wollen;
Lehrer Br. Holst und ich.
II. 1. Knabenklasse auf der Station; Lehrer
Johanna.
III. 2. Knabenklasse auf der Station; Lehrer
Barnaba.
IV. Mädchenklasse auf der Station; Lehrer
Augustino.
V. Männerklasse auf der Station; Lehrer Anton.
VI. Schule bei Pasisumia; Lehrer Matthayo.
VII.
—
—
in Minaki; Lehrer Petro.
VIII. - -(Gogo; Lehrer Martin.
IX - -Sungwi; Lehrer Stefano.
Die Zeit des Unterrichtes ist nur bei 1I und IX
am Vormittage, bei allen andern am Nachmittag um
2 Uhr bezw. etwas später je nach der Entfernung.
Nur die 1. Klasse hat auch Sonnabends Schule.
9 verschiedene Klassen für noch nicht 150 Schüler
ist gewiß viel, aber einmal liegen die Schulen VI.
IX weit auseinander, und dann sind diese Lehrer,
die selbst noch Schüler sind, noch nicht im Stande,
eine größere Schülerzahl in verschiedenen Abthei-
lungen zugleich zu unterrichten. Später werden sich
wenigstens die Klassen II, III, IV vereinigen lassen.
Freilich müssen wir dann erst einen genügend großen
Naum zum Unterrichten herstellen.