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ersten Theile gut angebaut und bevölkert, doch sieht
sie jetzt allerdings, da sie an dem Mangel ständiger
Gewässer leidet, ziemlich grau und vertrocknet aus,
ebenso sind die Trinkwasserverhältnisse, meist in Gruben
gesammeltes Grundwasser, wenig günstige. Kleinvieh-
zucht scheint außerordentlich stark betrieben zu werden,
was ich außer aus einigen Herden, die ich am Wege
sah, daraus schließe, daß ich an einzelnen Tagen bis
zu zwölf Ziegen an Geschenken bekam. Was ich an
Rindern gesehen, war das allgemein verbreitete
Buckelrind, aber von außerordentlich starkem Schlage.
Einen angenehmen Kontrast zu der Trockenheit
in Usandaui bildet nach Ueberschreiten der Mgolombo=
(Mongolombo-) Berge, der Grenze zwischen Usandaui
und Irangi, am 9. Oktober der Blick in das Thal
des Bubu= und Kondoaflusses, die beide hierselbst
jetzt hinreichend gutes und klares Wasser führen, das,
obgleich der Boden an sich hier fraglos weniger
fruchtbar ist als die Bubuniederung bei Kilimatinde,
dennoch seinen wohlthätigen Einfluß auf die nähere
Umgebung in augenscheinlicher Weise geltend macht.
Besonders auffällig waren weite, mit schönen,
weichen und aromatischen Gräsern bestandene Weide-
flächen, die, wenn auch ab und zu stark mit Busch
versetzt, unwillkürlich an unsere heimischen Wiesen-
gelände erinnerten. Stundenlang durch wohl ange-
baute und reich bevölkerte Niederungen marschirend,
erreichte ich gegen Mittag Kondoa, den Sitz des
Wali Mohamed bin Omar, bei welchem die ganze
Expedition sehr aufmerksame und gastfreie Auf-
nahme fand.
Das Land Mangati selbst, in seiner ganzen Länge
von dem hier wasserreichen Bubu durchflossen, macht
den Eindruck großer Fruchtbarkeit und ist auffallend
wildreich. Ich habe an einem Tage Herden von
Antilopen, Giraffen, Zebras, Straußen, Wildschweinen,
unendlich viele Perl= und Steppenhühner und —
wenigstens frische Spuren vom Rhinoceros (karu) ge-
sehen. Die Ufer des Bubu, zum Theil dicht mit
Phönixpalmen (ukindu) bestanden, bieten ein im
Gegensatz zu der sonstigen Trockenheit hier direkt
entzückendes Bild. Freilich sind gerade die frucht-
barsten Niederungsgelände von den Eingeborenen
selbst nicht bewohnt, wohl ein Zeichen, daß sie in-
solge Ueberschwemmungen des Bubu während der
Regenzeit, der selbst jetzt weite Sumpfstrecken bildet,
zu ungesund sind.
Im ganzen Lande Ufiome fand ich seitens der
Bevölkerung eine vertrauensvolle, geradezu herzliche
Aufnahme, und machte besonders der Sultan Hanota
von Klein = Ufiome, ein junger, intelligenter Neger,
nebenbei bemerkt mit auffallend jüdischem Gesichtstypus,
einen durchaus guten, energischen Eindruck, während
in Groß-Ufiome, dessen Sultan Uhn zwar wohlgesinnt,
aber ziemlich alt und theilnahmlos erscheint, sich in
der Hauptsache wohl der Einfluß der vor einiger
Zeit erfolgten Niederlassung eines deutschen Händlers
günstig bemerkbar macht. Landschaftlich zeichnen sich
sowohl Klein= wie Groß-Usiome durch gute Bebauung
und besonders ersteres infolge des wasserreichen
Bassodasees, an dessen mit Schilf bewachsenen Ufern
man sich wieder völlig auf einen heimischen Wiesen-
grund versetzt glauben konnte, durch Fruchtbarkeit
aus. Als besonders auffallende Erscheinung möchte
ich in Klein-Usiome noch die Anpflanzung von zum
Theil sogar mit Stützen versehenen Bäumen sowie
schwache Versuche von Dornhecken zwischen den ein-
zelnen Grundstücken hervorheben. «
Der Mangati und Ufiome trennende niedere
Höhenzug ist größtentheils mit schönem brauchbaren
Nutzholz bestanden, während das Gebirge zwischen
Klein= und Groß-Usiome, obgleich von verschiedenen
kleinen Wasserläufen durchzogen, nur in den höheren
Regionen nutzbare starke Hölzer aufweist. Es ist
dies auch hier scheinbar eine Folge der unseligen
Steppenbrände, die in den niedrigen Geländen, ob-
gleich dieselben sich zu Anforstungen jedenfalls sehr
gut eigneten, eine kräftige Entwickelung des Baum-
wuchses nicht aufkommen lassen. Außerordentlich
schöner, kräftiger Baumwuchs findet sich sodann wie-
der im östlichen Theile von Groß-Ufiome, der wasser-
reichen Ebene von Kallite.
In dem mir bekannt gewordenen Theile des
Landes Irangi wechseln weite Gras= und Dornebenen
mit niedrigen, meist nur schwach bewaldeten Höhen-
zügen ab, die nach Südwest, an der Grenze zwischen
Jrangi und Uasi, wohl ihre größte Höhe, etwa
400 m relativ, erreichen.
Die Ebene ist jetzt fast völlig trocken, da sie aber
während der Regenzeiten, wie viele trockene, zum
Theil steil ausgerissene Bachläufe schließen lassen,
genügendes Wasser erhält, ziemlich fruchtbar, gut be-
völkert und angebaut. Vieh habe ich sehr wenig
gesehen, doch war es wohl meist in den Bergen ver-
steckt. Einen besonders fruchtbaren Eindruck machte
die Landschaft Haupi, ein wohl 200 m über der
Konduziebene gelegenes Hochplateau mit einem kleinen
See und weiten, saftigen Grasflächen. Für die In-
telligenz der Bewohner zeugten primitive Dammbauten
zur Ablenkung des Hochwassers in der Regenzeit,
während in dem weniger fruchtbaren Kulamba mich
deutliche Spuren von Düngung der Felder mit Vieh-
dung überraschten, die ich bisher noch auf keiner
meiner Reisen gefunden.
Der Charakter der Landschaft Burungi entspricht
durchaus dem über Irangi Gesagten. Der Boden
ist nicht unfruchtbar, doch fehlt es in der jetzigen
Periode überall an Wasser; wo solches einigermaßen
vorhanden ist, macht sich dies in der Vegetation so-
fort angenehm bemerkbar. Bezüglich Bebauung und
wohl auch Dichtigkeit der Bevölkerung scheint Burungi,
wenigstens südlich von Kwa Damassi, hinter Irangi
zurückzustehen.
Der auf meinem weiteren Rückmarsche durch-
schrittene Theil von Ugogo, besonders die Land-
schaften Tisso, Nayo und der nördliche, höher gelegene
Theil von Kwa Nyagallo sind, da sie einiges stän-
dige Wasser besitzen, fruchtbarer und auch besser