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Von der Arbeit unserer Brüder in Neu-Guinea
ist nicht viel Neues zu sagen. Geschwister Hoff-
mann und Br. Holzapfel mußten nach Europa
kommen, und auch Geschwister Bergmann sahen sich
veranlaßt, nach Hause zu reisen. Für die drei
Stationen blieben also noch vier Geschwisterpaare
zurück. In Bogadjim war nach Weggang des
Br. Hoffmann Dr. Frobenius allein thätig,
dessen eigentliche Aufgobe aber nicht direkte Missions-
arbeit ist, sondern der als Missionsarzt wirken soll.
Dazu kam, daß er der Sprache noch wenig kundig
war. Es darf uns deshalb nicht wundern, daß die
dortigen schönen Ansänge, vor Allem die Schule, die
so schön im Gange war, bald zerfielen. Aehnlich
ging es in Siar, nachdem Br. Bergmann seine
Station verlassen mußte. In Ragetta dagegen, wo
Br. Helmich, und in Bongu, wo Br. Hanke ihre
Arbeit fortsetzen konnten, gediehen die Schulen, und
es fehlte auch nicht an sonstigen Lichtpunkten in der
Missionsarbeit. Der große Schaden, an dem unsere
Neu-Guinea-Mission krankt, ist der, daß durch die
vielen Krankheits= und Todesfälle die Arbeit auf
den einzelnen Stationen immer wieder unterbrochen
wurde. Die neu eintretenden Brüder mußten, auch
wenn sie schon jahrelang in Neu-Guinea gewesen
waren, immer wieder gewissermaßen von vorne an-
fangen, da sie der Sprache unkundig waren. Jede
unserer drei Stationen hat ja bekanntlich ihre be-
sondere Sprache. Wir müssen deshalb darauf bedacht
sein, jede Station sammt dem dazu gehörigen
Sprachengebiet mit je zwei Geschwisterpaaren zu be-
. setzen, damit auch durch Krankheits= und etwaige
Todessälle die Arbeit nicht unterbrochen wird. Auch
so wird freilich noch die Mission auf Neu-Guinea
eine rechte Geduldsarbeit bleiben; aber doch wird
es dann hoffentlich gelingen, tiefer in die Sprachen
einzudringen und damit näher ans Herz des Volkes
heronzukommen.
Neu-Guinea denken wir zunächst nicht.
Das „Missionsblatt der Brüdergemeinde“ be-
richtet aus dem Nyassalande Folgendes:
Bei Rutenganio sowie in der Nähe des Berliner
Postens Manow entstehen zur Zeit zwei Regierungs-
stationen, jedenfalls im Zusammenhang mit dem in
anderen Landestheilen schon ausgeführten Plan, die
Eingeborenen zur Zahlung einer Hüttensteuer heran-
zuziehen. In die Wege leiten wird diese neue Auf-
gabe ein Herr Bürkhardt, ein entgegenkommender
Beamter, der den Bezirksamtmann von Elpons
während seines eben angetretenen Urlaubs vertritt.
Der Regierungsdampfer auf dem Nyassasee hatte
in letzter Zeit viel zu thun und erzielte gute Ueber-
schüsse. Auch die Afrikan Lakes Corporation ließ
sich einen neuen Passagierdampfer „Queen Viktoria“
bauen, doch fiel derselbe bei der Probefahrt auf die
Seite. Wenige Stunden von Inpiana haben sich an
beiden Usern des Songwe eine Anzahl Kaufleute
niedergelassen, die mit Kautschuk handeln wollen.
An Ausdehnung unserer Arbeit in
Was die geplanten Neuanlagen von Missions-
niederlassungen betrifft, so hoffen wir, an zwei Stellen
im Laufe dieses Jahres festen Fuß zu fassen. Es
handelt sich um das romantische Bundaligebirge
südlich von Rutenganio und das westlich von Utengule
belegene Nikaland mit seinen zerstreuten Bewohnern.
Nach Br. Th. Meyers Bericht von seiner Unter-
suchungsreife gelang es ihm, in Bundali ein zur
Stationsgründung vorzüglich geeignetes Grundstück
zu kaufen. Der Häuptling zeigte sich sehr bereit,
uns aufzunehmen. Nicht minder entgegenkommend
erwiesen sich die Gebieter in Nika; auch dort sind
die Aussichten günstig.
An Kräften für diese Erweiterung unseres Arbeits-
kreises wird es nach den jüngst erfolgten neuen Be-
rufungen nicht fehlen. Ein Bruder (R. Wagner-
Herrnhut), seines Zeichens Tischler, macht sich
gegenwärtig mit den Haupterfordernissen des Maurer-
handwerks und der Bautechnik vertraut, um dann
am Nyassa die nöthigen Wohnstätten aufführen zu
können. Ein zweiter, der die Zahl unserer Nyassa-
Missionare auf elf erhöht, weilt noch im Livingstone-
College in London, wird aber die Zeit seiner ärzt-
lichen Ausbildung dort bald beendet haben und dann
Schwarzen und Weißen im Innern des nicht mehr
dunklen Erdtheils unschätzbare Dienste leisten.
In „Gott will es!“ lesen wir über die Trap-
pistenmission Köln in Deutsch-Ostafrika (vgl.
Kol. Bl. S. 61): Mit Zustimmung des apostolischen
Vikars von Nord-Sonsibar, des inzwischen bereits
verstorbenen Bischofs de Courmont, haben im
Jahre 1897 deutsche Trappisten aus dem Kloster
Mariannhill in Natal (Südafrika) eine Niederlassung
in . Deutsch-Ostafrka gegründet. Dieselbe liegt im
Gebirge von Westusambara und erhielt den Namen
Köln.
Gegenwärtig besteht die Gemeinde ous fünf
Chorreligiosen, darunter drei Priester, sieben Laien-
brüdern und vier Missionsschwestern. (Eine zweite
Niederlassung für die Schwestern ist Ende Dezember
1898 in Tanga gegründet worden.) Ueber den
Fortgang des unter so vielen Opfern begonnenen
Werkes schreibt P. Wunibald, dermaliger Superior
von Köln, ungefähr Folgendes:
Woher es kommt, daß wir Trappisten häufiger
Fieber bekommen als die anderen weißen Ansiedler,
weiß ich nicht. Wir können nicht verstehen, schrieb
man uns neulich vom benachbarten Kwai (der von
der deutschen Regierung angelegten landwirthschaft-
lichen Versuchsstation), weshalb Sie immer krank
sind, während wir hier frisch und gesund bleiben.
In Tanga heißt es: Usambara ist gesund; die
Trappisten sind wohl selber schuld an ihrer Krank-
heit: sie stehen zu früh auf, gönnen sich nicht die
genügende Kost und wagen sich an zu viele und zu
schwere Arbeiten.
Ich für meine Person sehe einen Hauptgrund
hiervon darin, daß wir Trappisten schon bedeutend