Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

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Von der Arbeit unserer Brüder in Neu-Guinea 
ist nicht viel Neues zu sagen. Geschwister Hoff- 
mann und Br. Holzapfel mußten nach Europa 
kommen, und auch Geschwister Bergmann sahen sich 
veranlaßt, nach Hause zu reisen. Für die drei 
Stationen blieben also noch vier Geschwisterpaare 
zurück. In Bogadjim war nach Weggang des 
Br. Hoffmann Dr. Frobenius allein thätig, 
dessen eigentliche Aufgobe aber nicht direkte Missions- 
arbeit ist, sondern der als Missionsarzt wirken soll. 
Dazu kam, daß er der Sprache noch wenig kundig 
war. Es darf uns deshalb nicht wundern, daß die 
dortigen schönen Ansänge, vor Allem die Schule, die 
so schön im Gange war, bald zerfielen. Aehnlich 
ging es in Siar, nachdem Br. Bergmann seine 
Station verlassen mußte. In Ragetta dagegen, wo 
Br. Helmich, und in Bongu, wo Br. Hanke ihre 
Arbeit fortsetzen konnten, gediehen die Schulen, und 
es fehlte auch nicht an sonstigen Lichtpunkten in der 
Missionsarbeit. Der große Schaden, an dem unsere 
Neu-Guinea-Mission krankt, ist der, daß durch die 
vielen Krankheits= und Todesfälle die Arbeit auf 
den einzelnen Stationen immer wieder unterbrochen 
wurde. Die neu eintretenden Brüder mußten, auch 
wenn sie schon jahrelang in Neu-Guinea gewesen 
waren, immer wieder gewissermaßen von vorne an- 
fangen, da sie der Sprache unkundig waren. Jede 
unserer drei Stationen hat ja bekanntlich ihre be- 
sondere Sprache. Wir müssen deshalb darauf bedacht 
sein, jede Station sammt dem dazu gehörigen 
Sprachengebiet mit je zwei Geschwisterpaaren zu be- 
. setzen, damit auch durch Krankheits= und etwaige 
Todessälle die Arbeit nicht unterbrochen wird. Auch 
so wird freilich noch die Mission auf Neu-Guinea 
eine rechte Geduldsarbeit bleiben; aber doch wird 
es dann hoffentlich gelingen, tiefer in die Sprachen 
einzudringen und damit näher ans Herz des Volkes 
heronzukommen. 
Neu-Guinea denken wir zunächst nicht. 
Das „Missionsblatt der Brüdergemeinde“ be- 
richtet aus dem Nyassalande Folgendes: 
Bei Rutenganio sowie in der Nähe des Berliner 
Postens Manow entstehen zur Zeit zwei Regierungs- 
stationen, jedenfalls im Zusammenhang mit dem in 
anderen Landestheilen schon ausgeführten Plan, die 
Eingeborenen zur Zahlung einer Hüttensteuer heran- 
zuziehen. In die Wege leiten wird diese neue Auf- 
gabe ein Herr Bürkhardt, ein entgegenkommender 
Beamter, der den Bezirksamtmann von Elpons 
während seines eben angetretenen Urlaubs vertritt. 
Der Regierungsdampfer auf dem Nyassasee hatte 
in letzter Zeit viel zu thun und erzielte gute Ueber- 
schüsse. Auch die Afrikan Lakes Corporation ließ 
sich einen neuen Passagierdampfer „Queen Viktoria“ 
bauen, doch fiel derselbe bei der Probefahrt auf die 
Seite. Wenige Stunden von Inpiana haben sich an 
beiden Usern des Songwe eine Anzahl Kaufleute 
niedergelassen, die mit Kautschuk handeln wollen. 
An Ausdehnung unserer Arbeit in 
  
Was die geplanten Neuanlagen von Missions- 
niederlassungen betrifft, so hoffen wir, an zwei Stellen 
im Laufe dieses Jahres festen Fuß zu fassen. Es 
handelt sich um das romantische Bundaligebirge 
südlich von Rutenganio und das westlich von Utengule 
belegene Nikaland mit seinen zerstreuten Bewohnern. 
Nach Br. Th. Meyers Bericht von seiner Unter- 
suchungsreife gelang es ihm, in Bundali ein zur 
Stationsgründung vorzüglich geeignetes Grundstück 
zu kaufen. Der Häuptling zeigte sich sehr bereit, 
uns aufzunehmen. Nicht minder entgegenkommend 
erwiesen sich die Gebieter in Nika; auch dort sind 
die Aussichten günstig. 
An Kräften für diese Erweiterung unseres Arbeits- 
kreises wird es nach den jüngst erfolgten neuen Be- 
rufungen nicht fehlen. Ein Bruder (R. Wagner- 
Herrnhut), seines Zeichens Tischler, macht sich 
gegenwärtig mit den Haupterfordernissen des Maurer- 
handwerks und der Bautechnik vertraut, um dann 
am Nyassa die nöthigen Wohnstätten aufführen zu 
können. Ein zweiter, der die Zahl unserer Nyassa- 
Missionare auf elf erhöht, weilt noch im Livingstone- 
College in London, wird aber die Zeit seiner ärzt- 
lichen Ausbildung dort bald beendet haben und dann 
Schwarzen und Weißen im Innern des nicht mehr 
dunklen Erdtheils unschätzbare Dienste leisten. 
In „Gott will es!“ lesen wir über die Trap- 
pistenmission Köln in Deutsch-Ostafrika (vgl. 
Kol. Bl. S. 61): Mit Zustimmung des apostolischen 
Vikars von Nord-Sonsibar, des inzwischen bereits 
verstorbenen Bischofs de Courmont, haben im 
Jahre 1897 deutsche Trappisten aus dem Kloster 
Mariannhill in Natal (Südafrika) eine Niederlassung 
in . Deutsch-Ostafrka gegründet. Dieselbe liegt im 
Gebirge von Westusambara und erhielt den Namen 
Köln. 
Gegenwärtig besteht die Gemeinde ous fünf 
Chorreligiosen, darunter drei Priester, sieben Laien- 
brüdern und vier Missionsschwestern. (Eine zweite 
Niederlassung für die Schwestern ist Ende Dezember 
1898 in Tanga gegründet worden.) Ueber den 
Fortgang des unter so vielen Opfern begonnenen 
Werkes schreibt P. Wunibald, dermaliger Superior 
von Köln, ungefähr Folgendes: 
Woher es kommt, daß wir Trappisten häufiger 
Fieber bekommen als die anderen weißen Ansiedler, 
weiß ich nicht. Wir können nicht verstehen, schrieb 
man uns neulich vom benachbarten Kwai (der von 
der deutschen Regierung angelegten landwirthschaft- 
lichen Versuchsstation), weshalb Sie immer krank 
sind, während wir hier frisch und gesund bleiben. 
In Tanga heißt es: Usambara ist gesund; die 
Trappisten sind wohl selber schuld an ihrer Krank- 
heit: sie stehen zu früh auf, gönnen sich nicht die 
genügende Kost und wagen sich an zu viele und zu 
schwere Arbeiten. 
Ich für meine Person sehe einen Hauptgrund 
hiervon darin, daß wir Trappisten schon bedeutend
	        
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