Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

Verzögerung erlitten. Das zur Ablieferung gelangte 
Schiff ist aber ein derartiges, daß die Abnahme- 
kommission sich veranlaßt sah, der Firma Jos. L. 
Meyer für die gute Ausführung ihre besondere 
Anerkennung zum Ausdruck zu bringen. 
Es läßt sich daher hoffen, daß das Schiff dem 
hohen Namen, welchen es trägt, stets Ehre machen 
wird. 
  
Bericht über die Shirambo-Expedition. 
Einem Bericht des Hauptmanns Puder über 
einen Zug nach Shirambo entnehmen wir Folgendes: 
Tabora, den 26. März 1899. 
Ich rückte, um mehrere wichtige und dringende 
Schauris zu erledigen, am 21. Februar nach Shirambo 
ab. Es begleiteten mich Assistenzarzt Lott, Sergeant 
Noc, 30 Askaris und ein 4,7 cm Geschütz, das ich 
versuchsweise fahrbar und bespannt gemacht hatte. 
Bei meiner Ankunft in Shirambo am 2. März 
schickte der Sultan, als er von meiner Ankunft hörte, 
sofort seinen Maniampara mit vier Elfenbeinzähnen 
im Gewicht von 97 Pfund zu mir. Es zeigte sich 
in Shirambo, daß verschiedene Streitigkeiten unter 
den Eingeborenen herrschten. 
Nach der Ergreifung des Katuga, Sultans von 
Urambo, waren nämlich seiner Zeit im vorigen Jahre 
sämmtliche Untersultane der Tribntärstaaten selbständig 
gemacht, zu Sultanen in Gegenwart von Hauptmann 
Langheld gewählt und erklärt worden und hatten 
Schutzbriefe erhalten. · 
Zwischen diesen kleinen Herrschern waren nun, 
trotzdem erst so kurze Zeit verflossen, bereits große 
Zwistigkeiten über die Grenzen der einzelnen Sulta- 
nate ausgebrochen. Der Eine und der Andere ver- 
suchte seinem Gebiete eine andere Grenze zu geben 
und es zu erweitern, indem er seinen Nachbarn gegen- 
über behauptete, ehe das Land von Mirambo in 
Besitz genommen und zum Tributärstaat gemacht 
worden, seien die Grenzen unter seinem Vater andere, 
weitere, gewesen und was seine Bäter besessen, wolle 
er nunmehr auch wieder haben. 
Von den verschiedensten Sultanen wurde ich um 
Regelung und Wiederherstellung ihrer Grenzen gebeten. 
Zu meiner Freude konnte ich fast überall an- 
erkennen, daß die Sultane mit wirklichen Feindselig- 
keiten untereinander nicht begonnen, daß sie auf mein 
Kommen gewartet und daß sie sich stets mit meinem 
Spruche zufrieden und nunmehr allen Zwist für bei- 
gelegt erklärten. 
Beim Sultan Mwumbi in Msenne I mußte ich 
zu durchgreifenden Maßregeln schreiten. Trotzdem 
ich in seinem Dorfe weilte, wollte Mwumbi mir 
nicht gehorchen und nicht zum Schauri, da mehrere 
unangenehme Sachen für ihn schwebten, erscheinen, 
sondern war in die Pori geflüchtet. Ich ließ ihn 
durch Askaripatrouillen greifen, setzte ihn ab und 
bestrafte ihn für das offene Auflehnen und seinen 
Ungehorsam. 
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Das Land Msenne I1, zwei Tagemärsche nord- 
westlich von Urambo-Kilimani, würde sich vorzüglich 
zu Kolonisationszwecken eignen. Es wird begrenzt 
im Osten von Ujowa (Sultan Saragatta), im Westen 
von Lukaya (Sultan Mtongotingu), im Norden von 
Mtimbi (Sultan Ungwena) und im Süden von 
Msenne II (Sultan Njambo). Es ist ungemein 
fruchtbar; tropdem man dem Lande ansehen konnte, 
daß die Bebauung mit Nachlässigkeit geschehen war, 
standen alle Feldfrüchte (Mtama, Reis, Mais, Mo- 
hogo, Viasi, Kalanga und Tabak) und die verschie- 
densten Gemüse sehr gut. Gefreut habe ich mich von 
den im vorigen Jahre gesehenen, von Katuga ange- 
richteten großen Verwüstungen fast nichts mehr zu 
erblicken; überall waren neue schöne Dörfer entstanden, 
überall hatten die Leute ungemein fleißig angebaut 
und standen die Felder in schönster Verfassung, so 
daß mit Sicherheit zu erwarten steht, daß die Leute 
für die bis jezt durchgemachte Hungerzeit und die 
im vorigen Jahre durch die Verwüstungen Katugas 
nicht eingcernteten Feldfrüchte in diesem Jahre durch 
eine großartige Ernte reichlichst entschädigt werden. 
Darauf trat ich über Ushirombo, der Missions- 
station der weißen Väter „Maria Hülf“, wo ich beim 
Bischof Frangois Gerboin meinen Besuch abstattetc, 
den Marsch in das angrenzende Land Utambarra an, 
um den Bitten des dortigen Sultans Luhembwe, der 
soeben für seinen verstorbenen Vater von den Großen 
des Landes zum Sultan gewählt, nachzukommen und 
seine Wahl zu bestätigen. Ich that dies mit großer 
Bereitwilligkeit, denn Luhembwe, von großer, kräftiger 
imponirender Gestalt, machte einen sehr intelligenten 
Eindruck; er baut fleißig an breiten Wegen und hat 
sein Land in guter Ordnung; schon sein Dorf gewährt 
durch seine große Sauberkeit und die breite Anlage 
der Hütten einen guten Anblick; sein eigenes Haus 
hat er im Araberstil errichtet und sich nicht gescheut, 
zur Verschönerung dieses, für eine schön geschnitzte 
Thür, die er durch einen Fundi aus Tabora hat 
machen lassen, zwei Frasilah Elfenbein auszugeben. 
Ich glaube wohl, daß er bald großen Einfluß auf 
die Umgebung ausüben wird und daß er als Freund 
wie Feind nicht zu unterschätzen ist. 
Ein Tagemarsch brachte mich von Luhembwe zu 
den im ganzen Lande ihrer Tapferkeit und Uner- 
schrockenheit wegen gefürchteten Wangonis, zum Pan- 
galalla, dem Sultan der Wangonis. Erstaunlich ist, 
wie fleißig die Wangonis in den wenigen Jahren, 
die sie dort ansässig, gewesen sind; unterwegs über 
den Igonga passirt man eine von ihnen errichtete 
Brücke, etwa 75 m lang und 4 m hoch, nur auf 
Pfählen aufgebaut, künstlich und sicher verstrebt — 
eine ganz achtbare Leistung, da sie diese ohne jede Mit- 
hülse eines Europäers gebaut haben. Stundenlang 
marschirt man durch wohlgepflegte und bebaute Felder. 
Geradezu überraschend wirkt die unglaubliche Anzahl 
der vielen und guten Hütten. Soweit das Auge 
reicht, zeigt sich Dorf an Dorf, eigentlich in ununter- 
brochener Folge Hütte an Hütte.
	        
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