Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

Hoffmann-Pflanzung in Useguha. Es wurde alsdann 
das Panganithal besucht und die Besichtigung der 
Pflanzungen Lewa, Kikogwe, Buschirihof vorgenommen. 
Von Pangani begab sich der Verfasser mit Dampfer 
nach Bagamoyo, besuchte die Vanillenpflanzung Kito- 
peni sowie die Anlagen der katholischen Mission und 
reiste dann nach Dar-es-Saläm. Diese Stadt war 
der Ausgangspunkt für Besichtigung der Mauritius-= 
Hauf-Pflanzung Kurasini, des Rufiyi-Deltas, der 
Mtotiberge und der Pflanzung Mohorro. Auch die 
Viehstation Pugu und die Kokospflanzung Auleb 
wurden besucht. Auf der Rückreise berührte Professor 
Wohltmann von Tanga aus nochmals die Plan- 
tagen der Westdeutschen Gesellschaft, um sich vom 
Ergebniß dort angestellter Düngeversuche zu über- 
eugen. 
. Sein Urtheil faßt der Berichterstatter auf Grund 
seiner Beobachtungen und Forschungen, wie folgt, 
zusammen: 
Ich muß gestehen, daß der Eindruck, welchen ich 
überall von den Arbeitsleistungen empfing, ein über- 
wältigender war. Was in dieser kurzen Spanne 
Zeit sowohl seitens der Kaiserlichen Beamten wie 
seitens der Privatunternehmungen hergestellt ist, muß 
als geradezu staunenswerth hingestellt werden. Es 
wird auch rückhaltslos nicht nur von Deutschen, 
sondern auch von Engländern und Portugiesen, welche 
die Kolonie auf der deutschen Dampferlinie berühren, 
angestaunt. 
Freilich dürfen wir uns nicht verschweigen, daß 
in Ostafrika überall mit großen Mitteln gearbeitet ist. 
Die Gesellschaften nicht minder wie die Regierung 
haben es niemals an den nöthigen Bewilligungen 
fehlen lassen, und für die etwa 70 000 000 Mark, 
welche bis jetzt seitens Reich und Privaten wohl 
bereits in Deusch-Ostafrika untergebracht sind, kann 
man auch schon etwas erwarten! 
Was wir mit Sicherheit aus der bisherigen Ent- 
wickelung Deutsch= Ostafrikas entnehmen können, ist, 
daß wir, msbesondere auch die Kaiserliche Regierung, 
gezeigt haben, m hohem Grade zur Kolonisation be- 
säyigt zu sein. Das belegen die Errungenschaften 
und Kulturförderungen, welche vorliegen, und dieses 
Bekenntniß fühle ich mich berechtigt und verpflichtet 
offen auszusprechen auf Grund dessen und nachdem 
ich auf meinen fünf übersceischen Reisen die Koloni- 
sationsbestrebungen und Erfolge viceler fremder Völker 
studirt habe. Wenn dabei in Deutsch-Ostafrika bis 
jetzt das Beamtenthum und die Schutztruppe den 
überwiegend größeren Theil der Arbeit leisteten, und 
wenn diese auch die Mehrzahl der deutschen Bevöl- 
kerung ausmachen, so liegt das in den eigenartigen 
Verhältnissen dieser Kolonie. Diese werden es auch 
in der nächsten Zukunst bedingen, daß Militär und 
Beamte vorwiegen; sie sind zur Beherrschung und 
Leitung der starken einheimischen Bevölkerung, welche 
wir uns wirthschaftlich zu Nutz machen müssen, stets 
erforderlich. Insofern unterscheidet sich auch in der 
Zukunft Deutsch-Ostafrika wesentlich von unseren 
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anderen Kolonien, die weniger bevölkert sind und 
die, abgesehen von Südwestafrika, über andere und 
reichere natürliche Produktionsfaktoren versügen. 
Man hat nun wohl, angesichts dieser Verhältnisse, 
die Frage aufgeworfen, und ich selbst habe sie mir 
angesichts der schönen Bauten und Anlagen in Dar- 
es-Saläm, Bagamoyo 2c. des öfteren vorgelegt: 
„Werden sich nun auch unsere Wirksamkeit und die 
Millionen, welche das Reich bereits in diese Kolonie 
gesteckt hat, dereinst lohnen?" Die Frage ist bereits 
heute mit einem „Ja“ beantwortet, zwar nicht in 
dem Sinne, daß die ausgewandten Kapitalien bereits 
reiche Zinsen in Gold und Silber abgeworfen haben, 
wohl aber in dem Sinne, daß die etwa 30 Millionen, 
welche von Reichswegen, abgesehen von der Zoll- 
einnahme, in Deutsch-Ostafrika bereits stecken, uns zu 
einem kolonial denkenden Volke gemacht haben, welches 
nunmehr fühlt, daß wir ohne Kolonialpolitik in der 
Zukunft nicht mehr existenzsähig und existenzberechtigt 
sind. Keine unserer deutschen Kolonien hat so sehr 
dazu beigetragen, in Deutschland den kolonialen Ge- 
danken zu wecken und auch in den untersten Schichten 
des Volkes den Begriff und Werth kolonialen Handels 
und kolonialen Besitzes zu lehren, als gerade Deutsch- 
Ostafrika mit seiner bewegten Geschichte. 
Diese Förderung und Erweiterung des Gesichts- 
kreises des ganzen Volkes, welche sich nicht durch 
weise Lehren, sondern nur durch die Gewalt der 
Thatsachen erzwingen läßt, wiegt jenes Geldopfer 
reichlich auf. Zudem dürfen auch die kolonialen 
Erfahrungen, welche wir und besonders auch unsere 
Beamten und Offiziere in Deutsch-Ostafrika gesammelt 
haben, nicht unterschätzt werden. Auf Grund dieser 
sind wir weit mehr denn bisher befähigt, überall in 
der Welt schnell und sicher zu kolonisiren, wenn und 
wo in der Zukunft diese Aufgabe weiter an uns 
herantritt. 
Bericht über einen Zug nach Ruanda. 
Ueber einen im Laufe des Frühjahrs 1898 nach 
Ruanda ausgeführten Zug berichtet der Bezirkschef, 
Hauptmann Bethe, aus Usumbura unter dem 
22. Juni 1898 Folgendes: 
Am 13. März brach ich aus dem Lager bei 
vyarugenji auf. Meine Absicht war, die Nordgrenze 
von Ruanda nach Mpororo (nach der Aussprache der 
Eingeborenen müßte man „Mphôöroro“ schreiben) fest- 
zustellen, dann westwärts zu marschiren, um durch 
Erreichung eines geeigucten Peilpunktes an frühere 
Routen womöglich einen Anschluß zu erhalten und 
dann südöstlich durch Kisakka nach Urundi, der Mis- 
sionsstation Missugl, Usumbura, Uha nach Udjidji 
zurückzukehren. 
Ich wollte Ruanda noch weiter kennen lernen, 
um den Einfluß des Kigeri und die Entweckelungs- 
fähigkeit des Landes beurtheilen zu können, da ich 
bei der großen Längenausdehnung meines Bezirkes
	        
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