nicht auf einen zweiten Marsch soweit nach Norden
rechnen kann und daher ohne Urtheil über den Haupt-
theil von Ruanda, Land und Leute, bleiben würde.
Nach zweitägigem Marsch erreichte ich den west-
lichen Theil des Mohasi-Sees, welchen ich am folgen-
den Tage auf einer guten Papyrusbrücke überschritt.
Auf diesem Marsche erschienen in südlicher Richtung
zwei Seen, welche mir als Luhita= und Waschangia-
See bezeichnet wurden, von denen letzterer in Kisakka
liegen soll, wahrscheinlich eine der seenartigen Er-
weiterungen des Nyavarongo oder Kagera.
Die Verlängerung des Mohasi-Sees bildet ein
großer Papyrussumpf, welcher mit dem Nyavarongo
in Verbindung stehen sollte, woran nach der Gestal-
tung der Bergzüge kaum zu zweifeln war, und was ich
auf meinem Marsch nach Südosten feststellen konnte.
Nun durchzogen wir in närdlicher Richtung in
fortwährendem Auf und Nieder hohes Bergland, auf
weite Strecken von Osten nach Westen laufende Berg-
rücken mit theils schwierigen Auf= und Abstiegen.
Laterit wechselt hier mit Schiefergesteinen und Kalk-
formationen; bei einem sehr steilen Aufstieg am
16. März auf dem Marsch nach Muendo am Fuße
der Ngangiberge fand ich in festen schwarzen Stein-
blöcken einige Bergkrystalle, leider nur unbedeutende,
unklare, kleine Stücke.
Während die Berge kahl sind, Bäume und Sträucher.
zu den Seltenheiten gehören, sind die tiefen, wasser-
reichen Thäler dicht bebaut und bewohnt, und herrscht
in diesem Landstrich ein entschiedener Wohlstand, auch
sah ich hier zahlreiche größere Rinderherden, schöne,
wohlgenährte Thiere, der Stolz der Watussi. Die
vielen versumpften Wasserrinnen in den Thälern
machten sich beim Ueberschreiten sehr unangenehm
bemerkbar, da die Reit= und Schlachtthiere oft tief
einbrachen.
Am 18. März zeigte die Landschaft einen anderen
Charakter; die Höhen wurden flacher, und eine dich-
tere Buschbewachsung ließ sich erkennen, Bäume fehlten
auch hier. Jetzt konnte man dem Lande den Namen
eines Hochplateaus geben, während es mir bisher den
Eindruck eines hohen, schluchten= und flußreichen Ge-
birgs= und Berglandes gemacht hatte, wie auch später
wieder. Aber nur kurze Zeit waren die Auf= und
Abstiege weniger steil, bald kamen wieder die an-
strengenden Kletterpartien, welche der durch die täg-
lichen Regengüsse vollkommen durchweichte, glitschige
Boden, in dem oft Menschen und Thiere Strecken
von 4 bis 6 m weit abrutschten, noch schwieriger
machte und die Anstrengungen verdoppelte.
Vom 20. zum 21. März hatte ich an dem früheren
Grenzfluß von Mphöroro gelagert und erreichte am
22, nach zehn, theilweise sehr anstrengenden Märschen,
seit dem Verlassen von Nyarugenje, die jetzige Grenze
in der Landschaft Kakisi.
Von hier wandte ich mich, der Grenze folgend,
westwärts. Das Bergland, welches allmählich wieder
zum hohen Gebirgsland wurde, bot größere Stei-
gungen, breitere, sehr wasserreiche, aber auch tief
versumpfte Thäler, welche die Schwierigkeiten mehrten
und das Vorwärtskommen sehr erschwerten. Gottlob
war nur die Natur ein Hemmschuh, denn die vom
Kigeri mitgegebenen Führer und seine uns voraus-
gesandten Befehle an die Mtwale, Untersultane,
sorgten in jeder nur denkbaren Weise für die Ver-
pflegung der Karawane und für Brennholz, welches
hier, wie in dem bisher durchzogenen Landstriche, zu
den theuersten Handelsartikeln gehört. In diesen
Grenzbezirken traf ich nicht nur Watussi in dem Amte
der Mtwale, sondern auch Wahutu, welche der Kigeri
zu seinen Verwaltungsbeamten gemacht hatte, und
überall Wohlstand, reiche Feldbebauung und viel Vieh.
Die Schwarzen tragen hier fast ausschließlich nur
Felle und nehmen die Häute der geschlachteten Thiere
gern als Tauschartikel für andere Lebensmittel; für
ein Ziegen= oder Hammelfell erhält man ebensoviel
Feldfrüchte, als wie für den Gegenwerth des leben-
den Thieres.
Am 29. März erreichte ich, nachdem wir viele
größere Sümpfe passirt hatten, in der Landschaft
Bugira den Kifuha-See, ein herrliches, von steilen
Höhen umgebenes Wasserbecken, mit tiesen Ausbuch-
tungen, welche große Papyrussümpfe bilden und die
meinem Weitermarsch nach Westen die Form eines
fortwährenden Zickzacks aufzwangen.
Hinter den hohen Gebirgszügen tauchte in genau
westlicher Richtung in weiter Ferne ein hoher Berg-
kegel auf, welchen die Führer als Ufumbiro be-
zeichneten.
Nach äußerst anstrengenden Märschen auf den
schlechtesten Pfaden lagerte die Karawane am 3. April
in Kaschebe zwischen dem Nyaburera= und Tschahafi-
See. Kaschebe gehört zu der Landschaft Ufumbiro,
und wurde hier der hohe Berg als „Kirunga“ be-
zeichnet, während der Ufumbiro weiter westlich
liegen soll.
Auf dem Marsch am 4. April stiegen wir von
den hohen Bergen in eine weite Ebene hinab, Lava-
felder, aus denen der Kirunga-ya--Ufumbiro, wie ich
ihn nun nenne, gleichsam als einzige, riesige Erhebung
emporsteigt, obgleich die Höhen an seinem Fuß, recht
beträchtliche Berge, etwa wie die höchsten Pugu-
berge, sind.
Die Eingeborenen haben die kleineren Lavablöcke
zu Haufen zusammengetragen, so daß die Ebene den
Eindruck eines großen Friedhofes macht. Zwischen
diesen Lavahügeln, welche auch theilweise, wie niedrige
Mauern fortlaufend, ähnlich den westfälischen und
friesischen Einfriedigungen unregelmäßige Vielecke ein-
rahmen, werden jetzt die ersten Versuche mit Feld-
bebauung gemacht, während an den näher am Kirunga
gelegenen Berg= und Hügelhängen herrliche Felder
sich ausdehnen und zahlreiche, große, dichtbevölkerte
Dörfer liegen.
Die Gegend um den Riesenberg ist vollkommen
wasserarm; die Bewohner entnehmen das Wasser von
den in großen Töpfen und Löchern ausgesammelten
Niederschlägen und aus den sernen Seen oder auch