Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

Mücke einen Menschen sticht, dann entleert sie ihre 
Giftdrüse und infizirt ihn dadurch. 
Da wir nun wissen, wodurch die Malaria beim 
Menschen entsteht, wie die Krankheit übertragen wird 
und wie der Kranke wieder von seiner Krankheit be- 
freit werden kann, sollte man annehmen, daß wir 
auch die Mittel und Wege finden müßten, um die 
Malaria überhaupt auszutilgen. 
Wir können den ganzen Weg, den die Parasiten 
machen, mit einem Kreis vergleichen. Der Malaria= 
parasit geht von dem Menschen auf die Mäücke über 
und von der Mücke auf einem gewissen Umweg 
wieder zum Menschen zurück. Könnte man den Kreis 
an irgend einem Punkte durchschneiden, dann müßte 
es gelingen, die Malaria in ihrem Fortbestehen zu 
unterbrechen. Also es kommt nur darauf an, den 
richtigen Punkt zu finden, an welchem der Kreis 
unterbrochen werden muß. 
Das Nächstliegende wäre, die Mücken zu be- 
seitigen. Alle Mücken zu vernichten, wird wohl nie- 
mals gelingen, das ist aber auch nicht nothwendig, 
weil nämlich nicht alle Mücken im Stande sind, die 
Malaria zu übertragen. Es handelt sich nur um 
einige bestimmte Arten von Mücken, und da wäre 
es doch nicht ganz unmöglich, dieselben auszurotten. 
Es könnte in der Weise geschehen, daß man ihre 
Larven, die bekanntlich im Wasser leben, tödtet, indem 
man das Wasser mit Petroleum übergießt. Ich kann 
mir wohl denken, daß es ausführbar ist, an einzelnen 
Punkten, wo nur wenige kleine Tümpel vorhanden 
sind, die Mückenlarven durch Petroleum zu vernichten. 
Aber im Großen kann man nicht viel von dieser 
Art und Weise der Malariabekämpfung erhoffen. 
Jeder, der in den Tropen gewesen ist, weiß, wie un- 
endlich viel große und kleine Wasserbehälter es dort 
außer den Sümpfen giebt. Die Blattwinkel der 
Palmen, ebenso die Bananen, die Bambus, bilden 
viele Wasserbehälter, in denen Mückenlarven sich ent- 
wickeln können. Es ist unmöglich, die Mücken in 
diesen versteckten Wasserbehältern auszurotten. Also 
von einzelnen beschränkten Stellen abgesehen, möchte 
ich annehmen, daß auf diesem Wege nichts zu er- 
reichen ist. 
Nun kann man aber, wenn man nicht im Stande 
ist, die Mücken selbst wegzuschaffen, versuchen, den 
Menschen gegen den Stich der Mücken zu schützen. 
Man kann das z. B. thun durch starkriechende 
Mittel, die man auf die Haut bringt. Ich habe mit 
einer Menge solcher Mittel Versuche angestellt und 
mich überzeugt, daß einzelne derselben wohl dazu 
geeignet sind, den Menschen zeitweilig gegen Mücken 
zu schützen, aber nur für kurze Zeit. Es hält 
höchstens ein paar Stunden vor, dann muß man sich 
von Neuem einreiben. Sie wissen aber, daß die 
Mücken nicht nur einige Stunden lang stechen, sondern 
die ganze Nacht hindurch. Außerdem sind diese 
Mittel nicht ganz unbedenklich; es sind ätherische 
Oele, die, wenn man sich öfter damit einreibt, 
gesundheitsschädlich wirken können. 
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Nun besitzen wir aber ein ganz vorzügliches 
mechanisches Hinderniß, das wir den Mücken ent- 
gegensetzen können. Das ist das Mosquitonetz. Ich 
habe schon von jeher das Mosquitonetz empfohlen 
und möchte es auch jetzt noch thun trotz aller seiner 
Schwächen. Wer in den Tropen gewesen ist, der 
kennt diese Schwächen zur Genüge. Ein Mosqutto- 
netz ist nicht immer in tadelloser Verfassung, oft hat 
es Löcher — und ein richtiger Mosquito findet diese 
stets. Das Netz wird auch vielfach nicht richtig be- 
festigt; kurz und gut, es ist ein etwas unsicheres 
Schutzmittel. Hauptsächlich aber auch deswegen, 
weil der Mensch in den Tropen nicht die ganze Zeit, 
wo er gestochen werden kann, unter dem Mosquito- 
netz zubringen wird. Die Mücken fangen an zu 
stechen, wenn die Sonne im Begriff ist, unterzugehen, 
etwa 6 Uhr abends, und sie hören nicht eher auf, 
bis die Sonne wieder aufgegangen ist und einen ge- 
wissen Höhestand erreicht hat, etwa nach 6 Uhr 
morgens. Aber mit 6 Uhr abends beginnt die an- 
genehmste Zeit in den Tropen, da erfrischt man sich 
an der kühlen Luft und hat keine Neigung, sich schon 
in sein Mosquitonetz zurückzuziehen. Also Sie er- 
sehen daraus, daß das Mosquitonetz theoretisch ein 
sicherer, praktisch aber ein unsicherer Schutz ist. Ich 
will noch bemerken, daß dies ganz besonders für die 
eingeborenen Arbeiter gilt. Ein sehr ängstlicher und 
gewissenhafter Mensch achtet auf sein Mosquitonetz 
und hat deshalb auch einen gewissen Schutz davon; 
aber der Arbeiter wird es nicht thun. Ich habe ge- 
sehen, daß in Stephansort jeder Arbeiter sein Mos- 
quitonetz hat und dasselbe auch benutzt; trotzdem ist 
die Malaria außerordentlich stark unter den Arbeitern 
vertreten und zwar deswegen, weil sie am Abend ihrem 
Vergnügen im Freien nachgehen und ihn nicht im 
Mosquitonetz zubringen. 
Genau denselben Standpunkt wie gegenüber dem 
Mosquitonetz nehme ich auch dem neuesten Vorschlag, 
der mit außerordentlichem Enthusiasmus gemacht 
worden ist, dem mosquitosicheren Hause gegenüber ein. 
Ein mosquitosicheres Haus ist weiter nichts als ein 
erweitertes Mosquitonetz. Auch in einem solchen 
Hause müßte man von abends 6 bis morgens 
6 Uhr verweilen, was, wie ich glaube, in den Tropen 
Niemand durchführen wird. Man muß auch sicher 
sein, daß die schützenden Drahtgitter immer gut im 
Stande sind und keinen Defekt haben. Vor allen 
Dingen soll man sich während der Flugzeit der 
Mücken, wenn man das mosguitosichere Haus etwa 
verlassen muß, nicht dem Stich der Mosquitos aus- 
setzen. Zu diesem Zweck ist vorgeschlagen, einen 
Schleier und Handschuhe tragen zu lassen. Aber 
wer diesen Vorschlag gemacht hat, der ist wohl nie 
in den Tropen gewesen oder er hat wieder vergessen, 
wie es dort zugeht. 
Es ist nicht zu bezweifeln, daß Jemand, der 
außerordentlich gewissenhaft ist, fortwährend die 
Einrichtung eines solchen Hauses kontrollirt und dafür 
sorgt, daß Alles schließt und gut im Stande ist, der
	        
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