Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

— 108 
Außer dem amerikanischen Händler O'Keefe, 
einer etwas abenteuerlichen Persönlichkeit, befindet sich 
als größerer Händler nur der deutsche Unterthan 
Friedländer in Yap. Auch Friedländer ist in ge—- 
wisser Weise von O'Keese, der Agent der deutschen 
Jaluit-Gesellschaft ist, abhängig. Ueber die Insel 
Yap zerstreut wohnen noch einige von Ol Keefe an- 
gestellte europäische Händler. Ausgeführt wird neben 
Schildpatt und Perlschalen in geringen Mengen, 
Kopra, in letzter Zeit rund 800 Tonnen pro Jahr. 
Die Ausfuhr hat früher über 1200 Tonnen 
betragen. Sie ist zurückgegangen durch einen 
Sturm, der im Januar 1895 die ganze Insel 
verheerte. 
Für die Kokospalmen ist anscheinend der größere 
Theil der Insel sehr zusagender Pflanzgrund von 
großer Fruchtbarkeit bei andauernder Feuchtigkeit 
des Klimas. 
Die geologische, den Palau-Inseln ährliche 
Bildung von Vap läßt es nicht ausgeschlossen er- 
scheinen, daß auch hier Mineralien zu finden sind. 
Es ging das Gerücht, es sei auf Yap schon Gold 
gefunden. Ich habe alsdann hierüber bei dem sehr 
freundlichen, entgegenkommenden Prior der katho- 
lischen Mission nähere Erkundigungen eingezogen 
und erfahren, daß es sich um eine Verwechslung 
handelt. Thatsächlich sind auf den Palau-Inseln, 
wie der Prior als ganz sicher mittheilte, angeblich 
in der Nähe der Kohlenlager goldhaltige Erze 
gefunden und der spanischen Behörde nach Manila 
zur Untersuchung eingeschickt, aber als nicht abbau- 
würdig beurtheilt worden. 
Die Abreise aus Yap verzögerte sich, weil der 
Hafen von Freitag Nachmittag bis Sonnabend 
Morgen von einem heftigen Taifun heimgesucht 
wurde. Seit Freitag Mittag fiel das Aneroidbaro= 
meter fortwährend und erreichte gegen 4 Uhr morgens 
am Sonnabend seinen niedrigsten Stand mit 29. 
Der „Kudat“, welche zum Kesselreinigen die Feuer 
ausgeblasen hatte, gelang es glücklicherweise noch, 
gegen 5 Uhr nachmittags mit eingepumptem See- 
wasser Dampf aufzumachen. Dann dampfte sie, vor 
zwei Ankern liegend, dem Sturme fast 30 Stunden 
entgegen, um zu verhindern, daß der Wind die 
Anker hochriß und das Schiff innerhalb des riffe- 
durchsetzten Hasens zum Treiben brachte. Um 3¼ Uhr 
morgens trat für fast 1½⅛ Stunden eine entsetzlich 
schwüle, todtenstille Lust ein — das Centrum des 
Taifuns ging über uns weg — dann brach der 
Sturm bei Windstärke 12 über zwei Stunden lang 
auf uns ein mit einer unbeschreiblichen Gewalt, die 
dem Meere um uns den Anublick eines Schneesturmes 
verlieh, das Schiff in allen Fugen erkrachen ließ 
und Theile desselben in Fetzen und Trümmern in 
die Luft jagte. Als der Sturm sich gelegt und das 
Wetter sich geklärt hatte, zeigte es sich, daß die 
„Kudat“ mit kleineren Schäden davon gekommen 
war. Kapitän Reese erklärte aber ganz ruhig, 
  
daß die „Kudat“, wenn sie ein solches Wetter auf 
hoher See erhalten hätte, aller Voraussicht nach 
verloren gewesen sein würde, da Bauart und Ma- 
növrirfähigkeit des Schiffes für einen solchen Sturm 
auf hoher See nicht ausreichten. Reese erwies 
sich während des Taifuns, wie immer auf der 
Reise, als ein vorzüglicher, erfahrener und ruhiger 
Seemann. 
Die Lage des „Jaguar“, der in unserer Nähe 
stundenlang mit unklaren Ankern zwischen den Riffen 
lag, war ebenfalls in ziemlicher Gefahr. Der „Ge- 
neral Alawa“ saß abgestützt auf einer Riffbank, und 
das spanische Kanonenboot „Quiros“ war in der 
Nähe der Station Yap auf den Strand getrieben. 
Beide Schiffe kamen aber im Laufe des Tages 
wieder frei und hatten ebenso wie das auch noch 
anwesende Kanonenboot „Villa Lobos“ das Unwetter 
leidlich überstanden. 
Da die „Kudat“ noch einige Tage mit Wasser- 
und Kohlennehmen zu thun hatte, und der „Jaguar“ 
sehr auf die Erledigung der Uebernahme in Saipan 
drängte, so schiffte ich mich mit Bezirksamtmann Fritz 
am 13. vormittags auf dem „Jaguar“ dorthin ein. 
Vorher sahen wir noch in den Hafen von Yap 
einen großen japanischen Segelschuner einlaufen. 
Derselbe hatte zu Handelszwecken die Palau-Inseln 
besucht und den Taifun bei der Weiterfahrt, etwa 
hundert Seemeilen von den Palau-Inseln entsernt, 
auf hoher See gut überstanden. In seiner Nähe 
hatte er den Ol'Keefeschen Schuner in hoher Noth 
mit den Elementen kämpfend bemerkt. 
Um drei Uhr verließ der „Jaguar“ in der 
Richtung auf Saipan den Hafen. Der „Küdat“ 
hatte ich den Befehl gegeben, nach möglichst schneller 
Gledigung ihrer Geschäfte uns dorthin zu folgen. 
Die Wirkung des Taifuns auf die See war wäh- 
rend der ersten dreißig Dampfstunden durch eine 
besonders hohe Dünung noch unangenehm bemerkbar. 
Vor Rota flaute die See ab. Der Taisun mußte 
also einen weiteren Verlauf nach Norden nicht ge- 
nommen haben. Am 16. morgens erreichten wir 
Rota und gingen westwärts der Insel zu Anker. 
Ein mit Böten gemachter Versuch, zu landen, war 
leider ohne Erfolg, da die Insel hier, wie an der 
nächsten Küste, wie bei der Weiterfahrt festgestellt 
wurde, von einem hohen Korallenkranze umgeben ist, 
der überhaupt keine Bootseinfahrt aufweist. Ein- 
geborene passiren den Riffgürtel mit ganz flachen 
Kanus, die sie, aussteigend, über die Korallenfelsen 
an nicht stark brandenden Stellen hinüberschieben. 
Von Bord aus war ein größeres Dorf mit augen- 
scheinlich sehr sorgfältig gebauten großen Häusern 
bemerkbar. Einige Eingeborene, gut nach einfacher 
europäischer Art gekleidet, kamen ohne jede Schen 
an Bord. Die Insel trägt auf den ebneren Strand- 
partien in erheblicher Menge Kokospalmen. Die 
höher gelegenen Theile derselben und die ziemlich 
schroff ansteigenden Berggelände scheinen weniger
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.