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Außer dem amerikanischen Händler O'Keefe,
einer etwas abenteuerlichen Persönlichkeit, befindet sich
als größerer Händler nur der deutsche Unterthan
Friedländer in Yap. Auch Friedländer ist in ge—-
wisser Weise von O'Keese, der Agent der deutschen
Jaluit-Gesellschaft ist, abhängig. Ueber die Insel
Yap zerstreut wohnen noch einige von Ol Keefe an-
gestellte europäische Händler. Ausgeführt wird neben
Schildpatt und Perlschalen in geringen Mengen,
Kopra, in letzter Zeit rund 800 Tonnen pro Jahr.
Die Ausfuhr hat früher über 1200 Tonnen
betragen. Sie ist zurückgegangen durch einen
Sturm, der im Januar 1895 die ganze Insel
verheerte.
Für die Kokospalmen ist anscheinend der größere
Theil der Insel sehr zusagender Pflanzgrund von
großer Fruchtbarkeit bei andauernder Feuchtigkeit
des Klimas.
Die geologische, den Palau-Inseln ährliche
Bildung von Vap läßt es nicht ausgeschlossen er-
scheinen, daß auch hier Mineralien zu finden sind.
Es ging das Gerücht, es sei auf Yap schon Gold
gefunden. Ich habe alsdann hierüber bei dem sehr
freundlichen, entgegenkommenden Prior der katho-
lischen Mission nähere Erkundigungen eingezogen
und erfahren, daß es sich um eine Verwechslung
handelt. Thatsächlich sind auf den Palau-Inseln,
wie der Prior als ganz sicher mittheilte, angeblich
in der Nähe der Kohlenlager goldhaltige Erze
gefunden und der spanischen Behörde nach Manila
zur Untersuchung eingeschickt, aber als nicht abbau-
würdig beurtheilt worden.
Die Abreise aus Yap verzögerte sich, weil der
Hafen von Freitag Nachmittag bis Sonnabend
Morgen von einem heftigen Taifun heimgesucht
wurde. Seit Freitag Mittag fiel das Aneroidbaro=
meter fortwährend und erreichte gegen 4 Uhr morgens
am Sonnabend seinen niedrigsten Stand mit 29.
Der „Kudat“, welche zum Kesselreinigen die Feuer
ausgeblasen hatte, gelang es glücklicherweise noch,
gegen 5 Uhr nachmittags mit eingepumptem See-
wasser Dampf aufzumachen. Dann dampfte sie, vor
zwei Ankern liegend, dem Sturme fast 30 Stunden
entgegen, um zu verhindern, daß der Wind die
Anker hochriß und das Schiff innerhalb des riffe-
durchsetzten Hasens zum Treiben brachte. Um 3¼ Uhr
morgens trat für fast 1½⅛ Stunden eine entsetzlich
schwüle, todtenstille Lust ein — das Centrum des
Taifuns ging über uns weg — dann brach der
Sturm bei Windstärke 12 über zwei Stunden lang
auf uns ein mit einer unbeschreiblichen Gewalt, die
dem Meere um uns den Anublick eines Schneesturmes
verlieh, das Schiff in allen Fugen erkrachen ließ
und Theile desselben in Fetzen und Trümmern in
die Luft jagte. Als der Sturm sich gelegt und das
Wetter sich geklärt hatte, zeigte es sich, daß die
„Kudat“ mit kleineren Schäden davon gekommen
war. Kapitän Reese erklärte aber ganz ruhig,
daß die „Kudat“, wenn sie ein solches Wetter auf
hoher See erhalten hätte, aller Voraussicht nach
verloren gewesen sein würde, da Bauart und Ma-
növrirfähigkeit des Schiffes für einen solchen Sturm
auf hoher See nicht ausreichten. Reese erwies
sich während des Taifuns, wie immer auf der
Reise, als ein vorzüglicher, erfahrener und ruhiger
Seemann.
Die Lage des „Jaguar“, der in unserer Nähe
stundenlang mit unklaren Ankern zwischen den Riffen
lag, war ebenfalls in ziemlicher Gefahr. Der „Ge-
neral Alawa“ saß abgestützt auf einer Riffbank, und
das spanische Kanonenboot „Quiros“ war in der
Nähe der Station Yap auf den Strand getrieben.
Beide Schiffe kamen aber im Laufe des Tages
wieder frei und hatten ebenso wie das auch noch
anwesende Kanonenboot „Villa Lobos“ das Unwetter
leidlich überstanden.
Da die „Kudat“ noch einige Tage mit Wasser-
und Kohlennehmen zu thun hatte, und der „Jaguar“
sehr auf die Erledigung der Uebernahme in Saipan
drängte, so schiffte ich mich mit Bezirksamtmann Fritz
am 13. vormittags auf dem „Jaguar“ dorthin ein.
Vorher sahen wir noch in den Hafen von Yap
einen großen japanischen Segelschuner einlaufen.
Derselbe hatte zu Handelszwecken die Palau-Inseln
besucht und den Taifun bei der Weiterfahrt, etwa
hundert Seemeilen von den Palau-Inseln entsernt,
auf hoher See gut überstanden. In seiner Nähe
hatte er den Ol'Keefeschen Schuner in hoher Noth
mit den Elementen kämpfend bemerkt.
Um drei Uhr verließ der „Jaguar“ in der
Richtung auf Saipan den Hafen. Der „Küdat“
hatte ich den Befehl gegeben, nach möglichst schneller
Gledigung ihrer Geschäfte uns dorthin zu folgen.
Die Wirkung des Taifuns auf die See war wäh-
rend der ersten dreißig Dampfstunden durch eine
besonders hohe Dünung noch unangenehm bemerkbar.
Vor Rota flaute die See ab. Der Taisun mußte
also einen weiteren Verlauf nach Norden nicht ge-
nommen haben. Am 16. morgens erreichten wir
Rota und gingen westwärts der Insel zu Anker.
Ein mit Böten gemachter Versuch, zu landen, war
leider ohne Erfolg, da die Insel hier, wie an der
nächsten Küste, wie bei der Weiterfahrt festgestellt
wurde, von einem hohen Korallenkranze umgeben ist,
der überhaupt keine Bootseinfahrt aufweist. Ein-
geborene passiren den Riffgürtel mit ganz flachen
Kanus, die sie, aussteigend, über die Korallenfelsen
an nicht stark brandenden Stellen hinüberschieben.
Von Bord aus war ein größeres Dorf mit augen-
scheinlich sehr sorgfältig gebauten großen Häusern
bemerkbar. Einige Eingeborene, gut nach einfacher
europäischer Art gekleidet, kamen ohne jede Schen
an Bord. Die Insel trägt auf den ebneren Strand-
partien in erheblicher Menge Kokospalmen. Die
höher gelegenen Theile derselben und die ziemlich
schroff ansteigenden Berggelände scheinen weniger