Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

auf dem Hin= und Rückmarsch von Eingeborenen 
nicht belästigt worden. Er fand das Dorf Anom 
von Eingeborenen abgebrannt, ferner besichtigte er 
auf dem Rückmarsche die zahlreichen Buschverstecke 
südlich Ekoroman, bei welchen das Gesecht am 
7. d. Mts. stattgefunden hatte, und stellte fest, daß 
zu beiden Seiten des Weges auf etwa 100 m 
Breite zur Vertheidigung eingerichtete, stark be- 
festigte Buschverstecke hergerichtet waren. 
Die großen Eßvorräthe ließen darauf schließen, 
daß die Leute sich seit längerer Zeit zum Kampf 
vorbereitet hatten. Noch am 12. trat die Expedition 
den weiteren Vormarsch an und erreichte nachmittags 
das Dorf Mbeban, wo wir Ortsunterkunft be- 
zogen. 
Mittwoch, den 13. Marsch von Mbeban nach 
Ebaresi, das ohne Gefecht erreicht wurde. 
Donnerstag, den 14., Marsch von Ebaresi nach 
Rssakvpe. 
Um 8 Uhr vormittags Artekanfluß erreicht, Fluß 
viel Strömung, etwa 1 m tief, um 12 Uhr 40 
Minuten den Arkalemfluß passirt, 20 m breit, flach, 
wenig Strömung. 
Der Weg war vom Fluß Artekan vor längerer 
Zeit von Eingeborenen durch zahlreiche umgehauene 
Bäume künstlich gesperrt, was besonders auf der 
letzten Strecke, wo noch dichter Busch war, den 
Marsch sehr erschwerte; dazu kamen noch zahlreiche 
Löcher, in die viele kleine angespitzte Pfählchen ver- 
deckt in die Erde gesteckt waren, was das Vorgehen 
sehr behinderte. 
Um 2 Uhr 45 Minuten traf die Expedition in 
dem ehemaligen Dorf Rssakpe ein, von dem kaum 
noch etwas zu entdecken war. Ein dominirender 
Hügel war von Leutnant v. Queis als Stations- 
punkt hergerichtet und durch einen etwa 3 m hohen 
Staketenzaun abgeschlossen worden, der noch vor- 
handen ist, während von den fünf für Arbeiter her- 
gerichteten Arbeiterhäusern und dem Stationshaus 
nichts mehr zu sehen war. 
Auf dem Wege zu einer älteren Farm befindet 
sich etwa 7 Minuten entfernt ein Bach, welcher 
reichlich Wasser enthält und dessen Bett auch aus 
Sandstein besteht. 
Diese Wasserstelle und die etwa 10 Minuten 
entfernt liegende Salzquelle in nordwestlicher Richtung 
ist freigeschlagen worden. 
Der Rssakpefluß ist etwa 4 Minnten entfernt, 
eignet sich aber wegen der sehr steilen Ufer nicht 
zum Wasserholen. Der Fluß hat an der Landungs- 
stelle viel Strom und ist zur Jetztzeit ungefähr 
1,40 m tief, in der Mitte eine Sandbank. 
Ein direkter Weg von hier bis zur Einmündung 
des Assakpeflusses in den Croßfluß wird bis morgen 
fertiggestellt sein. 
Durch Patrouillen nach den verschiedensten 
Richtungen auf eine Entfernung von 1½ Stunden 
ist festgestellt, daß sich in diesem Umkreis keine 
Buschleute mehr befinden. 
871 
  
Die Verpflegung für Soldaten und Träger ist 
sehr mangelhaft, da aus den Farmen fast sämmt- 
liche Lebensmittel von den Eingeborenen fortgeschafft 
worden sind. 
Morgen früh marschiren Leutnant Merensky mit 
einem Unteroffizier, dem größten Theil der Soldaten 
und den nothwendigen Trägern nach 80 vor, um 
den Weg über die Dörfer Ajanke, Jumuku, Arauru, 
Mbaben, Oguran, Mbabi, Mbobo, Mbofon und 
Abakpa, welche östlich des Hauptweges Okurri- 
Nssakve liegen und von Ekois bewohnt werden, 
einzuschlagen und von letzterem Orte aus über Okurri 
auf dem direkten Wege RRssakpe wieder zu er- 
reichen. 
Leutnant Merensky soll nach eigenem Ermessen 
bezw. den vorgefundenen Verhältnissen entsprechend 
handeln und auf jede Weise versuchen, die Leute 
mürbe zu machen und dadurch zu zwingen, jeden 
Widerstand für spätere Zeiten aufzugeben. 
Durch die vorgeschrittene Regenzeit wird die 
Ausführung dieser Aufgabe nicht leicht werden. 
Der Nachschub der Lasten, namentlich des Pro- 
viants, ist auf alle Fälle schon jetzt auf dem Croß- 
fluß möglich, und würde man von der Einmündung 
des Nssakpeflusses in den Croßfluß, auf dem Land- 
wege, in einer Stunde die Station bequem erreichen. 
Eine Verbindung mit der englischen Militär- 
station im Croßfluß konnte vorläufig von hier aus 
noch nicht hergestellt werden, da keine Fahrzeuge 
vorhanden. 
Nssakpe, den 26. Juli 1900. 
Am 27. Juni traf hier ein Bericht, datirt 
Jumuku, den 20. Juni, von Leutnant Merensky 
ein, worin derselbe ausführlich den Vormarsch bis 
Jumuku schildert. 
Danach ist Merensky sehr vorsichtig mit sach- 
gemäßen Sicherheitsmaßregeln auf dem guten, wenn 
auch nicht gereinigten Wege in südöstlicher Richtung 
vorgegangen und hat nach fünfstündigem Marsch ein 
kleines Dorf mit 12 Buschhütten erreicht, welche 
anscheinend erst kürzlich flüchtig aufgebaut waren. 
Diese Hütten waren von den gefslohenen Nsakpe- 
leuten schnell hergestellt worden. Das Detachement 
erreichte Jumuku am Abend des 19., ohne unterwegs 
irgendwie behelligt worden zu sein. 
Die Dorfleute waren meist im Busch versteckt, 
kamen aber am nächsten Tage mit dem Häuptling 
Assing to Etem alle bewaffnet zurück. Sämmtliche 
Ekois behaupten, daß alle Dörsfer an dieser Straße 
einschl. Ayanke nicht gegen die Weißen fechten 
wollten. 
Jumuku selbst ist ein großes Dorf von etwa 
400 Einwohnern mit viel Kleinvieh, aber wenig 
Farmen, da Alles von den großen Farmern bei 
Ekoroman gekauft wird. Der Häuptling, ein alter 
Mann, schemt viel Einfluß zu haben, ist im Allge- 
meinen bis jetzt den Weißen gegenüber aber wenig 
entgegenkommend. Wohl nur das Gefecht bei Eko-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.