Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

Nachstehende Tabellen der Aus= und Einfuhr 
Deutsch-Ostafrikas geben eine klare Uebersicht. 
  
  
  
  
  
Ausfuhr 
½K|½RRB.,B gäee 5o3D5333 
Reis Hülsenfrüchte 
ei eel. Reis Gesammtausfuhr 
18927)])Rs. 198 195 *li 153 379 2 3934440 
1893 333040 206 821 4292876 
1894 55 758 120341 427 022 
1895 366 é 33 195 2879368 
1896 E1 41 467 3329941 
1897 1 665 401 875 3 736 197 
1898 220 418393 * 3939743 
1899 4149 -143 525 -2792 305 
*) In 1892 repräsentiren die Zahlen nur die Ausfuhr 
vom zweiten bis vierten Vierteljahr. 
  
  
  
  
  
Einfuhr. 
. 
is Hülse te tei 
Rei uneg Gesammteinfuhr 
18925) Rs. 117 970 Rs. 37 493 . 4507 854 
1893 155 013 4175 5932940 
1894 4667 796 88 664 * 6197 873 
1895 é 1134221 234384 6725098 
1896 629 n158 55 425 7008 287 
1897 4656 331 25818 é 6840 731 
1898 é* 1383 505 100 410 é 8588 881 
1899 * 1836 042 197 350 7675 451 
  
*) In 1892 beziehen sich die Zahlen auf das zweite 
bis vierte Vierteljahr. 
Den Hauptanstoß zu der aus der Tabelle ersicht- 
lichen Veränderung ist in der im Jahre 1894 auf- 
getretenen Heuschreckenplage und der damit in Verbin- 
dung stehenden Hungersnoth zu suchen. Aus Besorgniß 
vor den Heuschrecken bauten die Neger besonders in 
den Küstengebieten keinen Reis mehr an, so daß der 
Export an Reis sich niemals wieder erholt hat 
und seine Bedeutung gänzlich verlor. Dahingegen 
hat der Import an Reis sich mehr oder weniger 
auf der recht bedeutenden Höhe des Hungersnoth= 
jahres gehalten. Die eingeführten Reismengen wurden 
fast ausschließlich in den Küstenbezirken verbraucht, 
dieselben ins Innere zu befördern, war bei dem 
Mißverhältniß von Trägerlohn und Trägerlast (ein 
Träger trägt nur etwa 50 bis 60 lbs englisch) un- 
möglich. Es wäre solches auch überflüssig gewesen, da 
die Innenbezirke bei der stärkeren, einen bisher stets 
unterschätzten Ackerbau treibenden Bevölkerung meistens 
Ueberfluß an Cerealien hatte. Nach allen Berichten 
aus dem Innern befinden sich in allen entfernteren 
Gegenden (besonders in Msukuma, Muiamwesi und 
dem Hinterland von Kilwa (Lindi) weite Flächen 
mit Körnerfrüchten bebauten Landes und große 
Vorräthe von Cerealien aller Art. So mußte man 
1898 in Tabora die durch Steuern außfge- 
speicherten Cerealien wieder gratis an die Einge- 
borenen vertheilen, da dort kein Marktwerth vor- 
handen und ein Transport zur Küste unmöglich 
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war. Dieses geschah in einer Zeit, wo an einem 
großen Theil der deutschen Küste Hungersnoth herrschte. 
An diesem Beispiele zeigen sich deutlich die überall 
in Afrika auftretenden Nachtheile ungenügender Ver- 
kehrsmittel. Schiffbare Flüsse giebt es nicht in Ost- 
afrika, jedenfalls keine von genügender Größe und 
Länge. Hier kann nur eine Eisenbahn Abhülfe 
schaffen, und dieselbe würde jedenfalls darauf rechnen 
können, daß sie die an der Küste gebrauchten und 
bisher aus Indien bezogenen Reis= und Getreide- 
mengen aus dem Innern zur Küste und den da- 
zwischen liegenden Gegenden befördern würde. 
Mit Leichtigkeit würden die Stämme im Innern, 
welche meistens betriebsamer als die Küstenbevölkerung 
sind, sich der Reiskultur in ausgedehnterem Maß- 
stabe zuwenden, falls die vorhandenen Bestände 
wirklich nicht genügen sollten. Daß an Mtamo, 
Mais, Weizen (Tabora) u. s. w. sehr große Vor- 
räthe vorhanden sind, ist bewiesen. 
Rechnen wir allein, was die Versorgung der 
Küste mit Reis, die bisher von Rangoon und 
zum kleinen Theile von Bombay geschieht, der Eisen- 
bahn einbringen würde, ohne eine Vertheuerung für 
den Konsumenten hervorzurufen, noch dem einge- 
borenen Ackerbautreibenden weniger Verdienst als 
dem indischen Reisbauer in Birma zukommen zu 
lassen, so wird sich folgendes Resultat zeigen: 
Der Werth eines Sackes Reis von 
Netto 108 lbs engl. netto ist im Durch- 
schnitt in Sansibar etwa 
der Werth desselben in Indien (Wanpoog 
etw. . . 6. 12. 
woraus sich eine Diferenz ergiebt von Rs. 1. 12, 
welche auf die Herschaffung des Sackes Reis von 
Indien nach Sansibar fällt, und zwar vertheilt sich 
diese Summe, wie folgt: 
. Rs. 8. 8 
  
pro Sack 
Kommission und Courtage in Raugoon 
etwa 1½% = etwa Rs. 0. I. 1 
Assekuranz von Rangoon nach Sansibar 
etwa /8% = etwmwaa = 0. 0. 3 
Fracht von Rangoon nach Sansibaretwa = 1. 4. D 
Exportzoll in Rangoon etwa . 0. 6. 0 
Rs. 1. 12. 0 
Diese Summe würde also ohne irgend welche 
Schädigung der Zolleinnahme von Deutsch-Ostafrika 
oder der Eingeborenen, seien es Produzenten, seien es 
Konsumenten, der Bahn als Fracht zugetheilt werden 
können. Da nun die Einfuhr des Reis im vorigen 
Jahre z. B. Rs. 1 336 042 betrug, was bei einem 
Durchschnittswerthe von Rs. 8. 8 bis Rs. 9. 0 per 
Sack von 168 lbs netto einem Import von über 
150 000 Sack jährlich gleichkommt, so würde die 
Bahn, nur um den Bedarf der Küste an Reis zu 
decken, schon eine Einnahme von über Rs. 250 000 
jührlich haben. 
Dieses in großen Umrissen gezeigte Beifpiel 
dürfte ein Beweis dafür sein, daß die Rentabilität
	        
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