Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

In Kost und Logis haben wir neun Kinder. Lesen 
und Schreiben steht in den ersten Stadien, aber es 
geht; die Kinder zeigen jetzt Interesse. Religions- 
unterricht sowie der andere Unterricht wird in Kis- 
hambalasprache ertheilt; die Lesefibel in Kishambala, 
die ich voriges Jahr in Druck gab, traf bereits aus 
Mariahill ein — eine große Erleichterung für 
Schüler und Lehrer. Die nothwendigsten Gebete 
sind auch ins Kiehambala übersetzt — viele Kinder 
wissen sie auswendig. Mit Liedern in Kishambala 
— knuchliche und weltliche, habe ich bereits vorge- 
arbeitet. Die Kinder zeigen überhaupt in letzter 
Zeit große Anhänglichkeit und haben alle Furcht 
und Scheu abgelegt; das Beispiel der Kinder wirkt 
auf die Eltern und Alten. 
Anderthalb Stunden östlich von hier wurde 
dieser Tage das Schulhaus für die Katechese fertig 
gestellt; nächsten Monat soll dort auch die Schule 
eröffnet werden; ich rechne durchschnittlich auf 50 
bis 60 Kinder. Der Ort, an dem die Schule er- 
baut wurde, ist eine kleine Filiale der St. Paul- 
Handei, zu deutsch: St. Paulus auf der Pflanz- 
schule. 
In St. Peter-Tulii, drei Stunden von hier, 
verspricht die Mission eine gesegnete zu werden. 
Augenblicklich weilen daselbst P. Arsenius und 
Br. Dionys. Die Lage ist wunderschön, viel schöner 
als hier in Köln; das Land ist auch fruchtbarer, 
wasserreicher und tiefgründiger denn hier; es gedeiht 
Alles vorzüglich. Ein Gebäude, enthaltend Kapelle 
und drei Zimmer, ist fertig zum Bodenlegen und 
Fenstereinsetzen; drei runde Hütten, eine Küche, ein 
Magazingebäude mit zwei Räumen, und die vor- 
lausigen Bauherrlichkeiten sind aufgezählt. Die 
Mission dort weist einen guten Anfang auf. Täg- 
liche Schülerzahl durchschnittlich 40 bis 50; in der 
Religion machen sie gute Fortschritte; Lesen, Schrei- 
ben, Singen geht so allmählich. Auch die Erwachsenen 
kommen Sonntags fleißig zum Unterricht Schwarze 
Christen sind augenblicklich fünf hier in Köln. 
d) einen Brief des Apostolischen Vikars Broyer 
in Apia an den Maristenpater Flaus in Meppen, 
vom 1. November 1900, der über die Maristen- 
mission in den nördlichen Salomons-Inseln sich 
dußert: 
Ich habe gute Neuigkeiten von den Salomons-= 
Inseln. Die Zahl der Schüler auf Poporag ist 
bis 36 gestiegen. Jeder Dorfhäuptling auf Alu hat 
eines seiner Kinder taufen lassen, mit dem Ver- 
sprechen, sie den Missionaren zu geben, wenn sie 
das Alter der Vernunft erreicht haben. Der alte 
Bopana hat sich bekehrt und verlangt einen Kate- 
cheten. Der junge Bopana von Warry hat alle 
seine Franen entlassen, bis auf die eine, von der er 
Kinder hat. Er wird in der Religion unterrichtet; 
wenn ich nach Poporag komme, will ich ihn taufen 
und mit seiner Frau trauen. 
Gegen Ende August bereitete sich Pater Forestier, 
eine Reise an die nördliche Küste von Bougainville 
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.— 
zu machen. Er hoffte da ein Stück Land zu er- 
werben. Nach der Aussage von P. Estienne, der 
bei seiner Rückfahrt nach Samoa diese ganze Küste 
gesehen hat, sollen da eine große Bucht und zahlreiche 
stark bewohnte Dörfer sein; dort soll der Herr 
P. Forestier Land erwerben, und wenn es Gottes 
Wille ist, so fangen wir dort nächstes Jahr eine 
Station an. 
Der Verkehr ist jetzt leicht geworden, denn alle 
zwei Monate senden Burns u. Philip ihren 
Dampfer „Isabella"“. Von Sydney fährt er direkt 
nach Schortland. Nun müssen Sie uns gute Ma- 
ristenmissionare ausbilden. Auch Schwestern müssen 
wir haben, um die deutsche Sprache zu lehren hier, 
wie auf Bougainville und Bua. 
e) ein Schreiben des Pater Jorestier an den 
Pater Flaus vom 20. August v. Is. über die 
Gründung einer Missionsstation auf Bougainville 
(Salomons-Inseln): 
Erst letzten Monat wurde die Schortlandfrage 
zu Gunsten Englands erledigt. Der Dampfer Isa- 
bella wird nun den regelmäßigen Verkehr mit 
Sydney unterhalten. Die politische Veränderung 
auf den Schortland-Inseln berührt keineswegs das 
Wirken unserer Mission, denn zwei Drittel der Be- 
völkerung der Alubevölkerung (Schortland) sind aus 
Bougainville gebürtig, welches deutsch bleibt. Von 
unseren 42 Schülern auf Station U. L. Frau vom 
h. Rosenkranz sind 30 aus Bougainville. 
Allein die Gründung einer neuen Station auf 
der großen Insel war dringend nothwendig. Das 
ist auch jetzt eine geschehene Thatsache. Am 
7. September hatte ich das Stück Land, welches 
Sie letztes Jahr besichtigt hatten, angekauft. Am 8., 
Fest Mariä Geburt, habe ich öffentlich die h. Messe 
gelesen in dem Fale lakalaha (Rathhaus des großen 
Häuptlings Saraai). 
1) einen Brief des Schulbruders Marie Alfred, 
der über die Maristenmission auf Samoa und ins- 
besondere die Anstalt, die zur Ausbildung samoa- 
nischer Knaben in Handwerk und Bodenbearbeitung 
in Moamoa nahe bei Apia eingerichtet ist, folgende 
Mittheilungen macht: 
P. Garnier ist gestorben. Die PP. Pesneau 
und Ginsbach versehen die hiesige Station. P. Fore- 
stier ist auf den Salomonen, wo es ihm sehr gut 
geht; P. Estienne ist nach Samoa zurückgekommen. 
P. Gavet hat eine Reise uach Sydney gemacht; 
er wird in Kurzem wieder nach Samoa zurück- 
kommen. 
Am 1. März d. Is. ist Samoa als deutsches 
Gebiet erklärt worden, was uns alle sehr freut. 
Die Feierlichkeiten dauerten zwei Tage. 
In Moamoa sind ebenfalls Fortschritte gemacht 
worden. Die Brüder haben jetzt ein schönes Schul- 
haus aus Holz gebaut. Daneben steht ein kleines 
Häuschen für den Priester, sowie eine Kapelle. Die 
Brüder selbst wohnen jedoch immer noch in einem 
Samoanerhause. Die Zahl der Schüler ist ziemlich
	        
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