Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

Hernsheim & Co. war mir daher sehr dankbar, daß 
ich ihm ermöglichte, mit den drei Händlern geschäft- 
liche Rücksprache zu nehmen. Herr Tindal erhielt 
außerdem Passage zum Wohnort des englischen Ver- 
waltungsbeamten, weil er vor demselben in Hypo- 
thekensachen der Firma Hernsheim & Co. zu ver- 
handeln hatte. Die Produktion der drei Händler 
beträgt jährlich 220 Tons Kopra und Schildpatt, 
Perlscholen, Muscheln, Trepang im Werthe von etwa 
6000 Mk. 
wenn die von den Händlern angelegten Plantagen 
zu tragen beginnen. 
Am 25. bei Tagesanbruch ward in südöstlicher 
Richtung zwischen Choiseul und Vella la Vella hin- 
durch auf Tulagi, eie kleine Insel unweit New- 
Florida und Sitz der englischen Verwaltung, gesteuert. 
Tulag liegt zwei Meilen von Gavutu, das angelaufen 
werden mußte zur Ergänzung des Kohlenvorraths 
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Die Kopraausfuhr wird rasch steigen, 
des „Stephan“, der nur für neun Tage Kohlen 
nehmen kann, während die Reise auf 12 bis 14 
Dampftage berechnet war. 
Am Mittag des anderen Tages trafen wir unweit 
New-Florida die „Nugarea“" der Firma Forsayth, 
Herr Forsayih kam an Bord, um von nun ab die 
Reise, die seme Stationen auf den Lord Howes-, 
Tasman-, Mortlock-, Fead-Inseln berühren sollte, 
als Passagier mitzumachen. Dann ward vor Tulagi, 
nahe dem auf steiler Höhe weithin sichtbaren Hause 
des englischen Verwaltungsbeamten, gestoppt, und . 
das Hauptgewicht scheint vielmehr auf die Beschaffung 
alsbald kam der Resident-Commissioner, Herr Wood- 
ford, zu uns an Bord und erbot sich in freundlichster 
Weise, uns bis zu der noch drei Seemeilen entfernt 
zwischen Risfen und kleinen Inseln liegenden Werft 
der Kohlenstation auf der Insel Gavutu Lootsendienst 
zu leisten. Unterwegs besprach ich mit ihm meme 
Absicht, m den Shortlands-Inseln auf der Station 
des Händlers Tindal für das Gouvernementsschiff 
eine Kohlenniederlage zu errichten, da auf deutschem 
Gebiete hier in der Nähe noch keine Handelsstation 
ist. Er gab hierzu bereitwilligst die Erlaubniß. Es 
werden nun, nachdem ich mit der Firma Hernsheim 
& Co. die nöthige Vereinbarung getroffen habe, da 
der „Stephan“ sonst für ausgedehnte Reisen in den 
betreffenden Bezirken schlecht oder gar nicht zu ge- 
brauchen wäre, auf den Shortlands-, Admiralitäts- 
und Echiquier-Inseln und auf der Station Nusa 
kleine Kohlenlager gehalten werden. 
In Gavutu ward, da es Sonntag war, der 
Mannschaft Ruhe gegönnt und die Einnahme von 
Frischwasser und 10 Tous Kohlen auf den nächsten 
Morgen verschoben. Der Fischreichthum in Gavutu 
erwies sich als ungemein groß. Er kommt aber den 
Europäern wenig mehr zu Nutze, da nach einer 
englischen Verordnung nicht mehr gestattet ist, durch 
Farbige Fische schießen zu lassen, und Europäer bieher 
sich nur sehr selten damit abgegeben haben, die nicht 
ganz ungefährliche, viel Aufmerksamkeit und Geschick- 
lichkeit erfordernde Arbeit des Fischschießens mit 
Dynamit selbst in die Hand zu nehmen. Glücklicher- 
  
weise verstond Herr Forsayth diese Kunst ausgezeichnet; 
es gelang ihm in kurzer Zeit, mu 17 kleinen Dyna- 
milpatronen über fünf Centner der wohlschmeckendsten, 
in allen Farben schimmernden Lorallenfische zu er- 
beuten, für uns, Schiffsmannschaft und Polizei- 
soldaten ein vorzüglicher, mehrere Tage reichender 
Fischpvroviant. 
Der Eiladung des Resident-Commissioners fol- 
gend und zur Erwiderung seines Besuches fuhr ich 
am anderen Morgen mit Herrn Wahlen per Boot 
nach Tulagi. An der Landungsbrücke empfingen 
uns Herr Woodford und Herr Tindal und geleiteten 
uns in ¼ stündiger rascher Steigung, an verwaschenen 
Sandsteinfelsen vorbei, zur Wohnung des Commissio- 
ners. Trotz seiner hohen Lage ist das Haus nicht 
gesund, da in dem unteren Theile der Insel viele 
Sümpfe, die Brutstltätte der malariaverbreitenden 
Mosktos, liegen. Wir verlebten im Hause Wood- 
fords einige angenehme Stunden. 
Für die Entwickelung der zweisellos sehr frucht- 
baren Salomons-Jnseln ist englischerseits bisher sehr 
wenig geschehen. Der Resident-Commissioner hat 
keine Mittel, um energisch gegen die veelfach kriege- 
rischen, ihrer Mordlust fröhnenden Eingeborenen 
vorzugehen, noch um wirthschaftliche Unternehmungen 
irgendwie zu ur terstützen oder sich selbst in größerem 
Umfange wirthschaftlich zu bethätigen. Mit Plan- 
tagenbau ist überhaupt kaum begonnen. Der Dausch- 
handel mit den Eingeborenen ist wenig entwickelt: 
von Arbeitern für Queensland und Fiji, wohin 
jährlich etwa 900 Mann gehen, gelegt zu werden. 
Nachdem wu## Herrn Woodford, der sich mir 
gegenüber sehr zuvorkommend erwiesen, verlassen 
hatten, liefsen wir zwischen Florida und Isabel hin- 
durch und dann in nördlicher Richtung, und langten 
am 27. mittags, durch die Südpassage einfahrend, 
in der Lord Howegruppe an. Dieselbe wird von 
etwa 50 Inseln gebildet, welche peripherieartig um 
eine große, etwa 7 Mecilen breite, 10 Meilen lange, 
gerundete Lagune als niedrige Sandgebilde gelagert 
sind. Auf den kleinen dichtbevölkerten Inseln wohnen 
über 3000 Menschen, und wohl der gesammte für 
Palmen brauchbare Grund ist mit solchen bestanden. 
Zur Zeit werden rund 300 Tons Kopra jährlich 
produzirt. Dieses Erträgniß wird sich kaum erhöhen 
lassen, da das Ergebusß rationellerer Ausbeutung 
durch die Vermehrung der hauptsächlich von den 
Nüssen lebenden Emgeborenen verbraucht werden 
wird. Die Lord Howeleute sind echte gelbfarbige 
Polynesier und haben in ihren Tätowmungen, ihrem 
Wuchse und ganzem Auftreten sehr viel Aehnlichkeit 
mit den Kare#linern. Es ist ein auffallend großer, 
schöner Menschenschlag, der ein friedsames, glückliches 
Dasein führt. 
Wir besuchten zunächst die mit einem Europäer 
besetzte Forsaythsche Station auf der Insel Nwe- 
Arcwa und suchten alsdann auf der sechs Meilen 
entfernten Hauptinsel Lennewa den fetten und wegen
	        
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