ist sehr spärlich. Tische, Stühle, Bettstellen, Teller,
Gabeln finden sich nur in wenigen Familien. Einige
eiserne Kochtöpfe, ein flacher Kessel zum Einkochen
von Salz aus Meerwasser und von „Dulce“ (Süßig-
keit) aus dem Saft des Zuckerrohrs oder der Kokos-
palme, ein Stein zum Zerkleinern von Mais und
ein urnenförmiges, etwa 60 cm hohes Thongefäß
zum Auffangen des Regenwassers bilden neben einigen
Fischnetzen und Raufen den Hausrath des Chamorros
und Karoliners. Die männlichen Familienmitglieder
sind stets mit einem kräftigen, hier geschmiedeten
Buschmesser versehen, das sie in Leder= oder Holz-
scheide an einem Ledergürtel tragen. Das einzige
Werkzeug für die Feldbestellung ist ein an 3 m langem
Stiel befestigtes Stoßeisen, mit welchem sie das Un-
kraut beseitigen und die Erde lockern.
Neben der beschriebenen Form der Hütte giebt
es noch eine andere primitivere Form, wo die Be-
hausung direkt über dem Erdboden errichtet ist, Dach
und Wände bis auf diesen hinabreichen.
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Ich habe an dieser Stelle eine Beschreibung der
gegenwärtigen Chamorrowohnung gegeben, um aus
ihr den Zweck und die Bedeutung der berühmten
Tinian-Säulen zu erklären, welche von Vielen
für die Ueberreste einer unbekannten, hohen Kultur-
periode gebalten werden.
Auf allen Marianen-Inseln findet man im Walde
eigenthümliche ½ bis 1½ m hohe vierkantige, nach
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aufzubauen.
oben sich verjüngende Säulen, aus einem Korallenfe
oder aus Mauerwerk bestehend; auf jeder Säu
ruht oder ruhte ein unverhältnißmäßig großes hall
kugeliges Kapitäl, in den meisten Fällen ist es vo
seinem Sockel abgestürzt. Diese Säulen sind zu
fünf oder sechs in zwei parallelen Reihen errichte
ihr Abstand von einander beträgt etwa 1½ m, de
Reihenabstand etwa 38 m. Diese Ruinen werden vo
den Eingeborenen „Casas de los antiquos“ genann
Häuser der Alten; Trümmer von roh gebrannte
ohne Töpferscheibe hergestellten Thongefäßen, Wer
zeuge aus Stein oder Muschel, große Mahlsteine an
Basalt oder Granit, die man in der Nähe finde
scheinen die Annahme, daß es thatsächlich Wohnunge
der einst so zahlreichen Chamorros waren, zu b
stätigen, während die Niedrigkeit des Gemäuers die,
selbe zu widerlegen scheint. Wie sollte auch ein Vol
das nach allen Schilderungen auf einer recht niedrige
Kulturstufe stand, in völliger Nacktheit lebte, kei
Metall kannte und als einzige Waffen Schleuder
und Lanzen aus Menschenknochen benutzte, daz
kommen, lediglich aus angeborenem Kunstsinn seir
Häuser mit monumentalen Säulen und Kapitälen z
schmücken? Die spanischen Priester, welche die Lebent
weise der Chamorros schilderten und in ihren Wohnunge
die neugeborenen Kinder tauften, erwähnen zwar, da
sie ihre Häuser verzierten, aber von diesen Säuler
reihen, die ihnen doch auffallen mußten, erwähnen
nichts. Man könnte an Grabdenkmäler glauben, zumt
berichtet wird, daß die alten Chamorros ihren Todte
eine religiöse Verehrung erwiesen und die Schädt
der Verstorbenen in ihren Wohnungen aufbewahrter
Indessen müßten diese mit dem verhaßten Kultu
verknüpften Grabdenkmäler die Aufmerksamkeit de
Spanier doch mehr erregt haben und die Schilderun
ihrer Kämpfe gegen die Heiden anfüllen. Des Rätsel
Lösung ist sehr einfach: Diese Säulen und Kapitäl
entsprangen nicht dem Triebe der Kunst um ihre
selbst willen oder der religiösen Verehrung, sonden
der Zweckmäßigkeit. Sie stellen nicht Grabmonument
dar, sondern sind thatsächlich die Pfeiler, auf dener
das spitz zulaufende, hohe Dach ruhte. In diesen
regenreichen Lande ist die oben beschriebene primitw“
Form der Hütten zuweilen seucht und undcquem
und die angesehenen und anspruchsvolleren Stammes
angehörigen kamen von selbst dazu, ihre Wohnunger
auf Pfeiler oder Pfähle zu stellen — im Uebiiger
unter Beibehaltung der ursprünglichen Form.
Einen Baum mit Steinwerkzeugen zu fällen
verursacht aber eine weit größere Mühe, als die
überall im Walde und am Strande vorhandenen
Korallenblöcke heranzuschaffen und nothdürftig zu
behauen, um auf ihnen den Boden und das Dach
Später, bei dem Anwachsen der Be-
völkerung, als der Mangel an fließendem Wasser zur
Herstellung gebrannter Thongefäße nöthigte, lehrte
der Zufall die Eigenschaft des gebrannten, sich weder
härtenden Kalles; man baute Pfeiler aus Stem und
Mörtel auf.