Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

eren bis auf 8000 Dollar im Staate Mexiko. Das 
krzeugniß des Bundesdistrikts wird auf 20 000 
Dollar bewerthet. 
(Nach Monthly Bolletin of the Bureau of 
American Republics.) 
Perschiedene Miktheilungen. 
Die Rinderpestgefahr in Kordafrika. 
Der Assistent am Berliner Institut für Infektions- 
rankheiten, Professor Dr. Kolle, hat über eine nach 
legypten und dem Sudan von ihm unternommene 
oissenschaftliche Reise einen Bericht erstattet, dessen 
bauptinhalt wir nachstehend wiedergeben: 
Der Zweck der Reise war in erster Linie die 
erstattung eines Gutachtens darüber, in welcher 
Lgeise 1. Aegypten gegen die Einschleppung der 
tinderpest vom Sudan geschützt werden könnte, und 
*. im Sudan, der nach Ansicht der ägyptischen Re- 
terung die Hauptgefahr für Aegypten bildet, weil 
ie ,Rinderpest sich in den letzten Jahren dort er- 
eblich ausgebreitet haben soll, die Rinderpest aus- 
erottet oder nach Möglichkeit eingeschränkt werden 
ann. 
Im Vordergrunde der Interessen für die ägyp- 
sche Regierung stand naturgemäß die Frage der 
dicherung der reichen und werthvollen Bestände 
legyptens. Zur Entscheidung derselben war aber 
ie Kenntniß der Verhältnisse in dem vor einigen 
jahren der Civilisation zurückgegebenen Sudan von 
Lichtigkeit. Es lag in der Absicht der ägyptischen 
kegierung, die Sudan-Verwaltung zum Betriebe 
iner Serumstation zu veranlassen, um so genügend 
vberum zu gewinnen, sämmtliche Rinder im Sudan 
u immunisiren, eine zwangsweise Impfung aller 
zestände herbeizuführen. Es wäre das thatsächlich 
1 eine Idealmethode gewesen, Aegypten gegen einen 
einbruch der Seuche vom Süden her zu schützen. 
der Plan mußte allerdings an Verhältnissen scheitern, 
eren Existenz der ägyptischen Regierung nicht be- 
uunt war. In erster Linie sprach das Auftreten 
er Seuche, wie ich nachweisen konnte, gegen 
lusführung einer Maßregel von solcher Tragweite, 
ph##c die obligatorische Impfung darstellt. Nicht als 
roße Epizootie ist jetzt die Rinderpest im Sudan 
nzutreffen, sondern in äußerst wenigen sporadischen 
lusbrüchen, mit geringer Mortalität und Morbidität, 
ommt sie enzootisch in den weiten Gebieten zwischen 
Leißem und Blauem Nil, Darfur und dem Garten- 
and vor. Der Infektionsstoff, der bei der letzten Epi- 
botie im Sudan um 1890, wohl von Oberägypten, 
ungeschleppt wurde, wird durch die nomadisirende 
Bevölkerung jener Gebiete jahraus, jahrein von Ort 
u Ort, oft über weite Strecken, mit den mitgetrie- 
#enen Heerden geschleppt. Wo empfängliche Thiere 
vorhanden sind, erkranken sie. Hier zeigen sich nun 
ber die Wirkungen der langdauernden Immunisirung, 
die durch das Ueberstehen der Rinderpest erzielt 
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wird. Ein großer Theil der Thiere, welche während 
der letzten großen Epizootie um 1890 die Krankheit 
überstanden, besaßen, als sie wieder der Infektion 
ausgesetzt wurden, noch genügend Immunität, um 
die acquirirte Krankheit leicht zu überstehen. So 
ist allmählich eine Immunisirung der Bestände ein- 
getreten, die sich zum großen Theil auch auf die 
nachfolgenden Generationen erstreckt hat. Infolge 
dieser Verhältnisse sind die Verluste an Rindern 
infolge der Rinderpest zu gering, um ein Serum- 
institut deshalb ins Leben zu rufen, dessen Kosten 
immer erheblich sind. Weitere Gründe dagegen sind: 
die große Zahl der Rinder im Sudan, die Unmög- 
lichkeit, der nomadisirenden Bevölkerung habhaft zu 
werden, die mit Zwangsimpfungen verbundenen poli- 
tischen Gefahren, der Mangel an geeignetem Personal 
zur Ausführung, 2c. 
Daß die im Sudan herrschende Seuche nicht nur 
den klinischen Erscheinungen nach, sondern auch nach 
der Stellung im pathologischen System mit der 
südafrikanischen Rinderpest identisch ist, be- 
weist vor Allem die Wirksamkeit des Rinderpest- 
serums in den vereinzelten Fällen, wo die Mortalität 
und Morbidität eine größere war, und da, wo die 
Seuche in einzelnen Fällen Tendenz zeigte, sich aus- 
zubreiten. Das im Sudau bisher benutzte Serum 
(ungefähr 10 000 Dosen) war hauptsächlich das in 
Kimberley vor zwei Jahren von Dr. Turner und 
mir produzirte. Bemerkenswerth war auch, daß nach 
so langer Zeit das Serum noch genug spezifische 
Wirksamkeit besaß, um praktisch brauchbar zu sein. 
Außer der Eruirung dieser Thatsachen sowie der 
Zusammenstellung von Statistiken, die 8000 Serum- 
injektionen zu Immunisirungszwecken betreffen, hatte 
ich Gelegenheit, die Frage der Rinderpestgefahr in 
Nordafrika mit den Behörden im Sudan zu be- 
sprechen und dabei manche Gesichtspunkte für ein 
gemeinsames Vorgehen der ägyptischen Regierung 
und der Sudanregierung geltend zu machen, soweit 
es sich um die Bestände des Nilthales zwischen Wadi 
Halfa und Khartum handelt. Diese Gesichtspunkte 
sowie das statistische Material und Vorschläge für 
die ferneren Maßregeln bezüglich der Rinderpest- 
bekämpfung in Nordafrika, nebst kurzer Skizzirung 
der Rinderpestgeschichte in Nordafrika habe ich in 
einem Berichte niedergelegt, den ich vor meiner Ab- 
reise von Aegypten an den britischen Agenten, Lord 
Cromer, gerichtet habe. Ich füge im Auszuge die 
wichtigsten Punkte meines Resumées hier an: 
1. Die Rinderpest herrscht im Sudan in enzvo- 
tischer Form. Sie fordert so verhältnißmäßig wenig 
Ovfer, daß die Ausrottung der einzelnen Seuchen- 
ausbrüche mittelst Serumimmunisirung (Simultan- 
methode) und vorübergehender Absperrung der 
Seuchenherde als Bekämpfungssystem genügt. 2. Das 
dazu nothwendige Serum soll, sobald der augen- 
blickliche Vorrath erschöpt ist, von Indien bezogen 
werden. Sobald die dazu nöthigen Vorversuche be- 
endigt sind, kann das Serum auch auf der dazu
	        
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