Ermittelungen zu einem sehr billigen Preise von
Seiten der Regierung eventuell von den daselbst be-
findlichen Gesellschaften erworben oder gepachtet
werden können, vertheilen müssen. Auch wird es sich
empfehlen, ebenso wie es in anderen schafzuchttrei-
benden Ländern geschieht, kleinere Bestände an tüchtige
Anfiedler oder Eingeborene zur eigenen Bewirth-
schaftung gegen bestimmte Natural= oder Geldobgaben
zu überlassen. Zur Leitung des Gesammtunternehmens
in der Kolonie sind behufs Gewinnung eines mit
den südafrikanischen Verhältnissen genau vertrauten
Fochmannes Schritte eingeleitet worden."“
Eine vollkommen sichere Berechnung des Ertrages
eines großen Schäferei -Unternehmens erklärt die
Denkschrift, der Natur der Sache nach, für nicht
möglich. Immerhin gebe es Anhaltspunkte, nach
welchen man die zu erwartenden jährlichen Einnahmen
und Ausgaben mit einiger Wahrscheinlichkeit veran-
schlagen könne. Auf einer folchen Wahrscheinlichkeit
berude die durch eine vorsichtig angestellte Rentabili-
tatsberechnung gestützte Annahme, daß wenn auch in
den ersten Jahren des Betriebes ein erheblicher Ge-
winn nicht erwartet werden könne, doch in nicht all-
zulanger Zeit, etwa nach vier Jahren, eine Verzinsung
des Kapitals mit ungefähr 6 péCt. und für die Folge
ein größerer, allmählich steigender Gewinn in Aus-
sicht stehbe. — Mit Rücksicht auf den gemeinnützigen
Charakter des geplanten Unternehmens hat der Ver-
waltungsrath der Wohlfahrtslotterie für die deutschen
Kolonien, wie schon früher erwähnt, einen Betrag
von 300 000 Mk. der Deutschen Kolonialgesellschaft
zum Zweck der Betheiligung an der zu gründenden
Gesellichaft überwiesen. Es handelt sich daher jetzt
darum, den Rest des erforderlichen Kapitals im Wege
der Zeichnung aufzubringen.
De#'sche Rolonialgesellschaft für Südwestafrika.
Vor einigen Wochen hielt die Gesellschaft ihre
ordentliche Hauptversammlung in Berlin ab. Der
in dieser Versammlung vorgelegte Bericht über das
15. Geschäftsjahr vom 1. April 1899 bis 31. März
1900 laßt erkennen, daß die Thätigkeit der Gesell-
schaft stetig sortgeschritten ist und günstige Ergebnisse
geliefert hat. Das Kapitalvermögen ist von 1551.0000
Mark auf 2000 000 Mark erhöht, und um einzelnen
Geschäftszweigen größere Selbständigkeit zu verleihen,
find für sie die „Swakopmunder Handelsgesellschaft"
und die „Swakopmunder Buchhandlung“ als beson-
dere Gesellschaften gegründet worden. Die Zahl der
Angestellten und Arbeiter in Südwestafrika ist schon
ziemlich erheblich, der Werth des Viehbestandes hat
sich gegenüber dem Vorjahre wesentlich erhöht. In
Swakopmund hat die Gesellschaft ein Bankgeschäft
und eine Sparkasse errichtet. Die letztere, die am
15. März 1900 eröffnet wurde, hat offenbar einem
in Swakopmund vorhandenen Bedürfnisse entsprochen;
denn es sind, wie von Seiten des Vorstandes in
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der Hauptversammlung mitgetheilt wurde, bis zum
15. Oktober 1900 nicht weniger als 165 697,35 Mk.
in dieselbe eingelegt worden. Davon wurden im
Ganzen 46 587 Mk. wieder abgehoben, so daß am
15. Oktober noch ein Bestand von 119 110,35 Mk.
an Spareinlagen verblieb.
Die finanzielle Lage der Gesellschaft hat sich im
dem Geschäftsjahr 1899/1900 nicht unwesentlich
verbessert. Der Verlustsaldo, welcher bisher regel-
mäßig in den Jahresbilanzen erschienen war und im
Jahre 1898/99 noch 83 347.17 Mk. betragen hatte,
ist verschwunden, und es blieb zum ersten Mal ein
kleiner Gewinn auf neue Rechnung vorzutragen.
Dieses verhältnißmäßig günstige Ergebniß ist haupt-
sächlich dem Umstande zu verdanken, daß die
beiden Filialen in Swakopmund und Lüderitzbucht
dieses Mal erheblich höhere Ueberschüsse geliefert
haben als in den Vorjahren. Nach Vornahme
beträchtlicher Abschreibungen brachte die Station
Swakopmund 55 900 Mk., die Station Lüderitzbucht
43 239 Mk. (zusammen 99 139 Mk.) Reingewinn.
Die Hauptversammlung nahm den Geschäftsbericht
des Vorstandes nebst Jahresrechnung entgegen und
ertheilte dem Vorstande sowie dem Verwaltungsrath
die beantragte Entlastung.
RAus dem Bereiche der Wisstonen und
der Ankisklaverei-Bewegung.
Das Blatt „Die evangelischen Missionen“ theilt
mit, daß das mit lebhaftem Interesse erwartete
Wörterbuch der Kaffernsprache von D. Kropf
erschienen ist. Dasselbe umfaßt fast 500 Seiten im
größten Oktavformat und enthält gegen 18.000 Artikel.
Jedes einzelne Wort ist auf das Sorgfältigste be-
handelt, wichtigere nehmen nicht selten eine ganze
Spalte, bisweilen eine ganze Seite ein. Eine große
Anzahl von Redewendungen und Sprichwörtern er-
läutert die verschiedene Bedeutung, die das einzelne
Wort annehmen kann. Viel Aufmerksamkeit haben
die Thier-, Pflanzen= und Ortsnamen erfahren. Man
findet auch reiche Belehrung über die anthropolo-
gischen Verhältnisse, über kaffrisches Leben, Emrich-
tungen und Sitten. Kurzum, das Buch bildet eine
Fundgrube für alte und junge Missionare, für Be-
amte, denen die Pflege des Volkes anvertraut ist,
für Dolmetscher, Lehrer, Studenten, Kaufleute, euro-
päische Sprachforscher und Alle, die mit den Kaffern
zu thun haben. Daß die Kaffernsprache den Schlüssel
zu den zahlreichen Bantusprachen in Süd= und
Mittelafrika bildet und die meisten Kaffersitten allen
diesen Bantuvölkern gemein sind, erhöht die Bedeu-
tung dieses Wörterbuches.
Im „SEvangel.-lutherischen Missionsblatt“ wird
aus Afrika Folgendes berichtet:
„Die schon wiederholt vom Chef Johannes
beantragte Errichtung einer Militärstation am