Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

meist von Faktoreien beschäftigt waren, konnte alles 
Nöthige beschafft werden. Die Expedition trat am 
15. Juni den Rückmarsch, um allen Verwickelungen 
aus dem Wege zu gehen, bis zum Djahübergang auf 
demselben Wege an. 
Um nun zunächst die geographischen Resultate der 
bisherigen Expedition nochmals zusammenzufassen, 
so ergab sich wohl als hauptsächlich bemerkenswerth 
ein sehr viel weiter, ols bisher angenommen, nach 
Westen reichendes Stromgebiet des Djah. Ohne 
irgend welche sich einigermaßen hervorhebende Wasser- 
scheide geht der Uebergang aus dem Djah= in das 
Nyonggebiet vor sich. Ja nicht einmal eine etwas 
wasserärmere Gegend von einiger Ausdehnung macht 
sich zwischen den beiden Stromgebieten bemerkbar. 
Abgesehen von dem Bumba, fließt, eine naturgemäße 
Folge des nach Westen fast einen Längengrad aus- 
gedehnten engen Flußbogens, von Norden dem Djah 
in seinem Mittellaufe kein einigermaßen bedeutendes 
Gewässer mehr zu, und auch der Oberlauf, die nörd- 
liche Hälfte des großen Bogens, kann der Nähe des 
Nyong halber kaum größere Zuflüsse aufweisen. Aus 
Besten dagegen führen der Lobo im Westende des 
großen Bogens, etwa zwei Tagemärsche stromabwärts 
der Libe und weitere zwei bis drei Tage unterhalb 
der Ayenne dem Fluß bedeutende Wassermengen zu. 
Soweit sich aus den gemessenen Höhendifferenzen 
ergiebt, kann der Djah auf dieser gesammten, jetzt 
annähernd bekannten Strecke nur geringen Fall haben, 
und stimmte der thatsächliche Befund an der Ueber- 
gangsstelle im Verein mit mannigfachen Erkundungen 
auch mit dieser Thatsache überein. Abgesehen von 
einigen unpassirbaren Felsbarren, die mit ziemlicher 
Sicherheit im Esamesalegebiet, etwa zwei Tage unter- 
halb der Uebergangsstelle anzunehmen sind, herrscht 
im östlichsten Bule= und Limvomegebiet ein offenbar 
mehrtägiger lebhafter Kanuverkehr, und auch auf- 
wärts der Uebergangsstelle scheint auf mehrere Tage- 
märsche ein Verkehrshinderniß im Flusse nicht zu 
bestehen. Den Erkundungen über den weiteren Ober- 
lauf des Djah sowohl wie des Bumba nach zu ur- 
theilen, erhält die Auffassung einige Berechtigung, daß 
südwestlich von Bertua ein größeres Quellgebiet sich 
befindet, aus dem einige Nyongquellen, der Diah, Bumba 
und einige Kade#izuflüsse ihren Ursprung nehmen. 
Allem Anschein nach dürfte aber auch hier von 
größeren Terrainerhebungen kaum die Rede sein, wie 
denn das gesammte passirte Gebiet fast völlige 
Ebene war. 
Eine recht interessante Erweiterung hat die Kennt- 
niß der Bewachsung des durchquerten Gebietes er- 
fahren. An Stelle der früher östlich des Lobo an- 
genommenen weiten Grasflächen hat sich bis an den 
Ssanga heran eine zusammenhängende Urwaldzone 
ergeben, deren Nordgrenze, wenigstens weiter im 
Westen, an vielen Stellen bis an den Nyong, wenn 
nicht gar bis an den Sannaga herangeht. 
Die Zusammensetzung und Gruppirung der Be- 
völkerung nebst den wenigen mit Sicherheit erzielten 
geschichtlichen Notizen stimmen fast genau mit meinen 
seinerzeit über die Verhältnisse des Bezirks Lolodorf 
( 
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veröffentlichten Doten überein. Als Zusatz ließe sich 
nur erwähnen, daß die Ostbule südlich des Djah 
noch viel weiter, als früher angenommen wurde, nach 
Osten reichen, die Mengonestämme dagegen zu Gunsten 
der Bule und Njem sehr viel näher am Nyong be- 
reits ihre Südgrenze finden. Als besonders auffällig 
wäre vielleicht noch das außerordentlich zahlreiche 
Auftreten der Zwergnomaden im Osten des bereisten 
Gebiets anzuführen, die in Ngumba „Bekue“, in den 
Pangwedialekten „Bagielli“, in Bomome, Kunabembe 
und Bombassa „Badjirl“ und bei den Bangandu 
„Bayaga“ genannt werden, und die als die eigent- 
lichen Hauptlieferanten des frischen Elfenbeins im 
östlicheren Gebiet anzusehen sind. Auch die sprach- 
lichen Verhältnisse stimmen mit dem in erwähnter 
Skizze Ausgeführten völlig überein. Ein neues, aber 
zweifelloses Moment wird in der Zukunft sicher 
einige Bedeutung gewinnen, nämlich ein unbestreit- 
barer, stetiger Zug der Gesammtbevölkerung nach 
Osten, der in Einzelheiten auf fast jedem Tagemarsche 
eine Bestätigung fand. 
Betreffs der Gummigewinnung ist zu bemerken, 
daß westlich der todten Zone in einigermaßen er- 
reichbarer Nähe der bewohnten Landstriche oder be- 
gangenen Wege gerade die ältesten und schönsten 
Kickria an Stelle einer Anzapfung fast durchweg 
gekappt worden sind. Die westwärts der Njemwest- 
grenze wieder theilweise außerordentlich häufigen 
Landolphia sind dagegen meist verschont geblieben. 
Trotzdem giebt es in den Urwäldern der todten Zone 
und des Njemlandes noch viele Striche, die fast aus- 
schließlich ous Kickria bestehen. Durch eingehende 
Belehrung mit Hülfe eines neu eingeübten Instruk- 
tionspersonals aus Yaundesoldaten habe ich mich in 
sämmtlichen größeren Niederlassungen, meist anschei- 
  
nend mit Erfolg, bemüht, den Leuten eine rationelle 
Gummibereitung und ihre Vorzüge klar zu machen. 
Abgesehen von Elfenbein und Kautschuk, kann in den 
durchquerten Strecken schon der Transportkosten 
halber kaum ein Produkt für den Handel vorläufig 
in Frage kommen. Doch gedeihen Tabak, Erdnüsse, 
soweit sie vorhanden, und einzelne anscheinend aus 
dem Norden eingeführte Baumwollensträucher aus- 
gezeichnet. Palmöl, ein wesentliches Bedürfniß der 
gesammten Flußschifffahrt des oberen Kongo, giebt 
es abgesehen von der Gegend um Allad (Endpunkt 
der Bombassa-Expedition), etwa von 12°5 ab östlich 
überhaupt nicht mehr. Ich habe deshalb einige freie 
Träger mit keimfähigen Palmkernen zur Aussaat an 
verschiedenen Stellen des Rückmarsches nach kongo- 
staatlichem Vorbild beladen. Die Bevölkerung, soweit 
eine solche vorhanden ist, giebt schließlich für die 
spatere Nutzbarmachung des auegedehnten Cebiets 
recht gute Aussichten, da Bomome und Kunabembe 
sowohl wie Njem und Ostbule ziemlich erwerbssichtig 
sind und für Negerverhältnisse recht gerne schon jetzt 
einige Arbeit als Träger 2c. leisten. 
Der Rückmarsch hat auf dem bereits gemeldeten 
Wege ohne irgend welchen Zwischenfall stattgefunden, 
und vom Lobo ab östlich war fast die ganze Wege- 
strecke jetzt breit ausgeschlagen. Auch die wegen
	        
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