schaft ihre Verbindung mit der Küste durch einen
Bahnbau im Anschluß an die Bahn Swakopmund—
Windhoek suchen werde. Der Gegenstand führte zu
einer Diskussion darüber, welchen Werth eventuell
eine große, den Norden des Schutzgebiets durch-
schneidende Bahn zwischen einem portugiesischen Hafen
und den großen Verkehrscentren Südafrikas für die
Entwickelung des Schutzgebiets als eines Gliedes des
großen afrikanischen Kontinents haben werde. Re-
gierungsseitig wurde betont, daß auch einer solchen
Bahn eine nationale Bedeutung nicht abgesprochen
werden könne. Ueber die Frage der Ansiedelungs-
unterstützung, über die Dampferverbindungen des süd-
westafrikanischen und ostafrikanischen Schutzgebietes
und über die richterlichen Verhältnisse in Südwest-
afrika, wobei die Frage der Gerichtsbarkeit für die
Schutzgebiete vom Kolonialrath näher erörtert wurde,
ertheilte die Kolonialverwaltung Auskunft. Außer
dem Etat des südwestafrikanischen Schutzgebietes wurde
auch der von Neuguinea vom Kolonialrath erledigt,
und es wurden dabei namentlich die Verkehrsverhält-
nisse von Neuguinea näher besprochen.
In der Schlußsitzung vom Nachmittage desselben
Tages erledigte der Kolonialrath die Besprechung
der Etats für Samoa und für die Karolinen,
Palau und Marianen ohne größere Debatte. In
der Generaldiskussion zum Etat für das ostafrika-
mische Schutzgebiet wurde eine Reihe von Fragen
berührt, die mit der wirthschaftlichen Entwickelung
des Schutzgebietes zusammenhängen, so die Frage der
Hüttensteuer, der Bildung von Kommunalverbänden
und einer landwirthschaftlichen Abtheilung beim Gou-
vernement, des Markthallenzwanges, der Eingeborenen-
Kulturen und des Anbaues von Oelfrüchten in dem
von der Usambarabahn durchschnittenen Bezirke. Aus
den Erklärungen der Kolonialverwaltung ging her-
vor, daß dieselbe diesen Fragen fortgesetzt die größte
Aufmerksamkeit widmet und bestrebt ist, etwa hervor-
tretende Mißstände abzustellen. Auch bei der Spezial-
debatte wurde regierungsseitig auf eine Reihe von
Anfragen Auskunft ertheilt und u. A. gegenüber der
Befürchtung, daß die Waldbestände in West-Usambara
verwüstet werden könnten, die Erklärung abgegeben,
daß streng auf Innehaltung der Bestimmungen zur
Erhaltung der Waldbestände geachtet werde. Nach
Erledigung der Etatsbesprechung brachte Herzog
Johann Albrecht zu Mecklenburg noch die ver-
mehrte Anstellung kolonialer Attachés und die zeit-
weilige Entsendung der Gouverneure in gut geleitete
fremde Kolonien in Anregung. Der Vorsitzende
schloß sodann die Herbsttagung des Kolonialraths,
worauf Herzog Johann Albrecht dem Vorsitzenden
in warmen Worten noch den Dank der Versammlung
für die Leitung der Verhandlungen aussprach.
* *
*
Dem Kolonialrathe war von der Kolonialverwal-
tung auch eine Uebersicht über die seit der
Herbst-Tagung des vorigen Jahres vor-
859
gefallenen, die Schutzgebiete betreffenden
wichtigeren Ereignisse zur Kenntnißnahme vor-
gelegt worden. Die Uebersicht hat folgenden
Wortlaut:
Togo.
Verhandlungen mit England zum Zwecke der
Auftheilung der neutralen Zone nach Maßgabe des
Abkommens vom 14. November 1899 haben zu-
nächst zur Entsendung einer deutsch-englischen Kom-
mission zur Vornahme von Vermessungen an Ort
und Stelle geführt. Auf Grund der vorliegenden
Vermessungsergebnisse einer deutsch-französischen
Kommission haben jetzt Verhandlungen mit Frankreich
über eine endgültige Feststellung der Grenze zwischen
Togo und Dahomey ihren Abschluß gefunden.
Hinsichtlich der Landungsbrücke für Lome sind
die Unterhandlungen mit dem Unternehmer der
Bauausführung so weit gediehen, daß mit der Her-
stellung der Eisenkonstruktion bereits begonnen werden
konnte und ein Theil des Materials für die
Pfeilergründung zur Versendung gelangt ist. Die
Gesammtkosten werden sich auf 800 000 Mark be-
laufen.
Für die Trace der Eisenbahn von Lome nach
Klein-Popo sind die Vorarbeiten an Ort und Stelle
in Angriff genommen worden. Die Augsburg-
Nürnberger Maschinenbaugesellschaft wurde kontrakt-
lich verpflichtet, die für einen Verdingungsanschlag
nöthigen Unterlagen im Monat Februar in Berlin
vorzulegen.
Die Arbeiten der auf Veranlassung des Kolonial=
wirthschaftlichen Komitees nach Togo entsandten
Baumwollen= Erxpedition nehmen einen günstigen
Fortgang. Die Anpflanzungen sind so weit gediehen,
daß die Einsendung von Baumwollproben aus denselben
für die ersten Monate des nächsten Jahres zu er-
warten steht.
Kamerun.
Wegen endgültiger Festsetzung der Nordwest-
grenze von der Küste bis zu den Croß-Schnellen
sind mit England Verhandlungen eingeleitet. Die
Arbeiten der deutsch -französischen Grenzkommission
zur Festsetzung der Süd= und Südostgrenze des
Schutzgebiets nehmen ihren Fortgang.
Die Erxpedition Schimmelpfennig zur Unter-
werfung des unbotmäßigen Häuptlings Semikore
hatte einen vollen Erfolg zu verzeichnen. Leider
ist der Führer dieser Expedition kurz nach seiner
Ankunft an der Küste gestorben. Aus seinem Ex-
peditionsbericht ist die sehr freundliche Aufnahme
der Expedition seitens der Häuptlinge Ngilla, Wa-
tare und Ngutte besonders erwähnenswerth. Als
geographisches Resultat der Expedition darf angeführt
werden, daß der Mbam-Fluß westlich von Ngutte
eine Anzahl seenartige Erweiterungen zeigt, und daß
in diesem anscheinend gut angebauten Gebiete viele
Haussas angesiedelt sind. Oberleutnant Radtke hat
das Gebiet südlich und südöstlich von Voko bereist,