Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

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In der Bilanz weist das Kakaoplantagen-Konto Platz ist jetzt menschenleer, ½ Stunde entfernt ist 
einen Betrag auf von 1276 919 Mk., während das 
Tabakbau-Betriebskonto mit 356 870 Mk. belastet 
ist; dazu kommt das Terrainkonto mit 232 600 Mk., 
die Kapitalbetheiligung bei J. Weiler, Hamburg- 
Victoria, mit 76 500 Mk. und verschiedene kleinere 
Posten. Vom Aktienkapital-Konto sind 300 000 Mk. 
der Vorzugsaktien noch nicht eingezahlt, dagegen 
figurirt unter den Passiven ein Darlehen von 
104 842 Mk. (Tropenpflanzer.) 
Deutfsch-üdwestafrika. 
Reise von Grootfontein nach dem Okavango. 
II.*) 
Am folgenden Tage verließ ich Blakfontein und 
war nach Passiren zweier hoher Dünen im Omuramba 
u Omatako, gewöhnlich „Groot-Omuramba“ genannt. 
Dieser Fluß, tief im Herzen Damaralands, bei den 
Omatakobergen entspringend und dann fast 700 km 
weit zum Okavangc fließend, ist wohl einer der in- 
teressantesten Flüsse der Kolonie. In seinem Ober- 
laufe führt er überall reichlich Wasser, stellenweise 
steht Werst an Werft, und unzählige Rinder werden 
aus ihm getränkt. Aber von Otjituo an will er 
dem Reisenden nicht mehr gestatten, seinem Lauf zu 
folgen, hier tritt er in die Kalahari ein, das Wasser 
verschwindet tief im Sande, und abgesehen von einer 
kleinen Wasserstelle nahe Otjituo bekommt man erst 
nach 160 km bei Karakuwisa Wasser. Von da aus 
bis zum Okavango ist dann wieder reichlich Wasser 
in geringer Tiefse zu finden. Ich nehme an, daß die 
regelmäßig wehenden Winde gewaltige Mengen Dünen- 
sand in das Flußbett getragen haben, wie ich das 
auch früher an der Südostgrenze der Kolonie im 
Backrivier sand, wo man beim Brunnengraben im 
Flußbett 5 bis 6 m unter der Oberfläche alte Feuer- 
stellen der Buschleute, Kochtöpfe, Straußeneier 2c. 
fand. Der Groot-Omuramba ist auch seit vielen 
Jahren nicht abgekommen, nach starkem Regen fließt 
er vielleicht 20 bis 30 km unterhalb Otjituo, dann 
bleibt das Wasser als Vley in den Dünen stehen, 
die sich häufig mitten durch das Flußbett ziehen. 
Besonders interessant ist es aber, daß der Fluß nicht 
mehr, wie ursprünglich, durchweg nach Nordosten 
zum Okavango fließt, sondern daß, wohl infolge der 
Verwehungen, das Wasser auf große Entfernungen 
der Quelle zufließt. Die Sache kam mir höchst un- 
wahrscheinlich vor, aber die Aussogen zahlreicher am 
Groot-Omuramba wohnender Eingeborenen, die ich 
unabhängig voneinander befragte, Buschmänner und 
Hereros, lassen darüber keinen Zweifel zu. Leider 
sunktionirte das Barometer nicht, so daß ich Höhen- 
unterschiede nicht feststellen konnte. 
Im Flußthale des Groot-Omuramba gog ich jetzt 
weiter und traf am 28. Juni in Karakuwisa ein. 
Dieser vor Jahren von zahlreichen Jägern bewohnte 
) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1001, S. 866. 
  
  
  
  
eine Buschmannwerft, deren Bewohner einen Vieh- 
posten der Betschuanen verwalten. 
Das Vieh war durchaus gesund, den Buschmännern 
war von einem Neuauftreten der Rinderpest nichts 
bekannt. 1897 hat diese Krankheit im Omuramba 
u Omatako gewaltig gewüthet, wie die zahlreichen 
herumliegenden Ochsenknochen beweisen; damals wollten 
einige Herero-Großleute, um der Pest und dem Impfen 
zu entgehen, nach dem Osten auswandern, sie haben 
Tausende von Rindern verloren und sind bettelarm 
zurückgekehrt. 
Einige Tagereisen von Karakuwisa stand jetzt ein 
kleiner Treck Betschuanen mit einem Wagen und ein 
paar hundert Rindern, um sich bei Karakuwisa au- 
zusiedeln. Ich setzte der Mittheilung anfangs Miß- 
trauen entgegen, da die Betschuanen in früheren 
Jahren nur zum Groot-Omuramba kamen, um Men- 
schen und Vieh zu rauben, aber ich hörte jetzt trotz 
eingehenden Befragens keinerlei Klagen von den 
Buschmännern. Die Betschuanen hatten von meinem 
Kommen gehört und schickten nun gleich einen Briof, 
in dem sie mir schrieben, daß sie zu mir kommen 
wollten. Leider war meine Zeit so beschränkt, daß 
ich sie nicht erwarten konnte und mich darauf be- 
schränken mußte, sie auffordern zu lassen, nach Groot- 
fontein zu kommen und die Erlaubniß der Regierung 
nachzusuchen, wenn sie sich in dieser Gegend ansiedeln 
wollen. Da die Betschuanen fleißige Eingeborene 
und vortreffliche Viehzüchter sind, glaube ich, daß es 
kein Schaden sein wird, wenn sie sich in kleiner Zahl 
in dem ungeheuren menschenleeren Gebiet niederlassen. 
vorausgesetzt, daß sie die Regierung anerkennen und 
keinen Grund zu Klagen geben. Jedenfalls müssen 
sie unter steter Kontrolle stehen, da immer die Ge- 
fahr nahe liegt, daß sie aus Betschuanaland große 
Munitionsmengen einführen. 
Nach 124 km erreichte ich Ericsons Pütz, von 
wo der Jäger Ericson in früheren Jahren mit Tau- 
senden von Rindern den Marsch nach dem Ngamisee 
und Transvaal antrat. Das Wasser steht hier in 
einer sogenannten „Sandpütz“, wenige Meter unter 
der Oberfläche. Alle Pützen im Sandvelde haben 
den gleichen eigenthümlichen Charakter, macht man 
breite, aber flache Löcher im Sand, läuft das Wasser 
langsam, aber stetig zusammen, gräbt man tiefer, wird 
der Sand vollkommen trocken, und das Wasser ver- 
schwindet. Ich nehme an, daß eine mit Sand ber- 
  
mischte Thonschicht das Wasser nicht durchläßt, das 
wieder durch die obenliegende Sandschicht vor der 
Verdunstung gehütet wird und sich so viele Monate 
lang hält. Die Buschmänner machen, um das Wasser 
lange zu erhalten, oft nur winzige Löcher durch den 
Sand und sangen das Wasser durch Strohhalme. 
Am 4. Juli traf ich in Otjituo ein, das von 
Ericsons Pütz knapp 40 km entfernt ist. Die 
am Rande der Kalahari gelegene Station ist jett 
mit zwei Reitern besetzt und übt einen sehr guten 
Einfluß auf die Kung-Buschmänner aus, die sich
	        
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