Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

An der Nordostküste, auf Kap Nelson, ist eine 
neue Regierungsstation angelegt worden, die auch 
schon wesentlich zur Erweiterung des englischen Macht- 
bereichs beigetragen hat. An die Gründung der 
neuen Station schloß sich eine Aenderung der Ver— 
waltungsorganisation an; zu den schon bestehenden 
fünf Verwaltungsbezirken (Central, Western, Eastern, 
South Eastern, Northern Division) trat nun die 
Gegend um Kap Nelson als sechster, als North 
Eastern Division. 
Von den drei Hauptplätzen der Kolonie, Port 
Moresby, dem Sitz der Regierung, Daru in der 
Western Division und Samarai, dem Verwaltungs- 
mittelpunkt der Eastern Division, hat der letzte offen- 
sichtlich die größten Fortschritte gemacht; die Insel, 
auf der Samarai liegt, ist schon zu klein geworden 
für seine Ausdehnung. Die Gründe des Wachsthums 
sind wirthschaftlicher Natur. Samarai ist der Ein- 
und Ausgangshafen für die Goldgewinnungsbezirke. 
Als Organ zur Aufrechterhaltung der Ordnung 
dient die aus Eingeborenen bestehende Polizeitruppe. 
Diese war im Berichtsjahre 115 Mann stark (130 
ist die etatmäßige Stärke) und war im ganzen Ge- 
biete auf den verschiedenen Stationen vertheilt. Die 
Leute stammen zum größten Theil aus dem Westen 
der Kolonie, von der Mündung des Flyriver. Die 
Truppe ist theils mit Sniderkarabinern, theils mit 
Martini = Henrykarabinern bewaffnet. Neuerdings 
sollen Martini-Enfieldkarabiner eingeführt werden. 
Die Kosten der Unterhaltung beliefen sich auf 2364 S. 
Der Gesundheitszustand der Europäer war gut, 
soweit er von den Regierungsärzten beobachtet werden 
konnte; der der Eingeborenen dagegen sehr schlecht. 
Besonders der Keuchhusten, der durch zwei weiße 
Kinder von Cooktown aus in Samarai eingeschleppt 
wurde, forderte viele Opfer. Dazu kam, daß an 
vielen Stellen im östlichen Theile der Besißung, 
speziell auf den d'Entrecasteaux-Inseln, Hungersnoth 
herrschte. 
Der Gesammtwerth von Ein= und Ausfuhr be- 
trug im Berichtsjahr 128 453 4, gegenüber 120 666 4 
im Vorjahr. Es hat also eine Steigerung von 
7787 1 stattgefunden. Aber während im Vorjahre 
die Gesammtsumme sich aus 52 170 4 Einfuhrwerth 
und 68 496 2& Ausfuhrwerth zusammensetzte, ist in 
diesem Jahre die Einfuhr zwar um 20 116 K ge- 
stiegen, die Ausfuhr dagegen hat um 12 329 #.# 
abgenommen, so daß also die Zunahme der Total- 
summe nur auf Rechnung der vermehrten Einfuhr 
zu setzen ist. 
Zum besseren Verständniß der Bedeutung dieser 
Ziffern muß man etwas auf die Einzelheiten ein- 
gehen. Von dem Mehr von 20 116 & des dies- 
maligen Einfuhrwerths entfallen allein 8050 K auf 
gemünztes Geld; der Rest vertheilt sich in der Haupt- 
sache auf Tuchwaaren (+ 820 L), Nahrungsmittel 
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(+ 596 L), Boote (+ 1311 ## und Verschiedencs 
(+ 4172 4); überhaupt zeigte sich nur bei den Ar- 
tikeln Eisenwaaren und Bauholz eine kleine Abnahme. 
Der große Rückgang des Exports ist fast aus- 
schließlich auf die geringere Goldausfuhr zurückzu- 
führen, und diese geht wieder auf eine aus verschie- 
denen, im Ganzen wohl vorübergehenden Ursachen 
herrührende verminderte Ausbente zurück; theilweise 
wohl auch auf die große Schwierigkeit einer auch 
nur annähernd richtigen statistischen Feststellung des 
Goldexports. 
Abgesehen von dem Sinken des Goldausfuhr-= 
werthes von 44 185 L im Vorjahre auf 32 116 # 
ist die Höhe des Ausfuhrwerthes ziemlich gleich ge- 
blieben; die einzelnen Mengen von Waarengattungen, 
die zur Ausfuhr gelangten, zeigen aber innerhalb 
dieses Rahmens große Abweichungen von den Ziffern 
des Vorjahres. Nur Sandelholz und schwarz ge- 
ränderte (black lip) Perlmutterschalen zeigen eine 
Zunahme (+ 5778 und + 2766 4); alle anderen 
Ausfuhrartikel sind zurückgegangen: 
Trepang. von 1644 L auf 1155 4, 
Kopra 2907 2225. 
Kautschuk 1935 1478 
Perlmutterschalen -- 10284= 5058= 
Schildpatt 1274 1127.= 
Der Abnahme des Goldexports wurde bereits 
gedacht; bei den Perlmutterschalen ist der Rückgang 
vielleicht um 2766 2 geringer anzusetzen, da mög- 
licherweise die black lipped pearl- shells früher 
unter der allgemeinen Bezeichnung pearl- shells mit- 
verstanden wurden. 
Einfuhr und Ausfuhr vollzog sich zum größten 
Theil (über 94 000 L von der Gesammtsumme von 
128 500 2) über Samarai; über Port Moresby 
gingen Waaren im Werthe von etwa 31 000 2K; 
der Rest kommt auf Daru. 
112 Schiffe mit einem Tonnengehalte von 20733 
liesfen von auswärts in die Häfen der Besitzung 
während des Berichtsjahres ein, 95 mit 19 110 
Tonnengehalt wieder aus. 
Die Einnahmen der Kolonie beliefen sich auf 
13 834 , darunter 10 821 4 für Zölle. Die Aus- 
gaben erreichten eine Höhe von 21 301 E. Die 
Zahlen für 1890, die vergleichsweise herangezogen 
werden mögen, waren 3016 4 an Einkünften und 
14975 E an Ausgaben. 
Das Plus an Ausgaben wird aus einem Fonds 
„Accumulated Rerenue Fund“ gedeckt. Dieser 
Fonds, der am 30. Juni 1898 annähernd 20 000 4 
betrug, ist zunächst an die Stelle der jetzt erloschenen 
Verpflichtung der drei australischen Kolonien, Neu- 
von Britisch= Neu-Guinca 
(+ 4223 4), Spirituosen (+ 675 T, Handelstabak: 
(trade tobacco, das hauptsächlichste Zahlmittel im 
Verkehr mit Eingeborenen, + 786 k), Baumaterial 
südwales, Victoria und Oucensland, getreten, jährlich 
5000 CM zur Verwaltung von Neu-Guinea zuzu- 
schießen. In Zukunft soll die Verwaltung 
auf die neuerstandene 
Commonwealth of Australia übergehen und die 
Frage der Kosten tragung dann anderweit geregelt 
werden.
	        
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