Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

die Oberhäuptlinge und einzelne Gemeinden waren 
Häuser und Hallen aufgeführt, in denen die Fest- 
theilnehmer bei Musik, Tanz und Speise lange bei- 
sammenblieben, um dann mit Fackelbeleuchtung die 
Heimfahrt anzutreten. 
Ferner ist zu berichten, daß der Wege= und 
Brückenbau auf der Hauptinsel, was die großen 
Verkehrsstraßen anlangt, nahezu vollendet ist. Ehe 
ich mit der Anlage von Wegen auf den Inseln Map 
und Rumung beginne, müssen erst einige Monate 
vergehen, da deren Bewohner in erster Linie zu den 
Kanalarbeiten herangezogen waren und zunächst noch 
der Ruhe bedürfen. 
Die Gesammtlänge der bisher angelegten Regie- 
rungswege einschließlich Brücken beträgt 59 450 m. 
Samva. 
Die Felbstverwaltung der Samoaner. 
Für die Samoaner sind unter dem 1. Oktober 
v. Is. folgende Verordnungen erlassen worden: 
1. Nunderlaß an sämmtliche Taitai Itu, Faama- 
sino, Pulenuu, Failautusi und Leoleo,?) betreffend 
die Festsetzung der Gehälter für die samoanischen 
Beamten. 
Es erhalten vierteljährlich 
die Taitai Itu Mk. 120, 
= Faamasino = 40, 
.= Pulenun = 24, 
. Failautusi. = 24, 
= Leoleo 20. 
Außerdem erhalten sämmtliche Beamten mit 
Ausnahme der Taital Itu gewisse Gebühren und 
Strafgelder. 
2. Eine Verordnung, betreffend die Instandhal- 
tung der Wege. Die Pulenun dürfen bis 4 Mark 
strafen. Das Geld gehört ihnen und den Leoleo. 
3. Eine Verordnung, betreffend Einführung einer 
Hundesteuer von 4 Mark für jeden Hund. Uober- 
tretungen werden mit 8 Mark bestraft. Die Ein- 
künfte der Hundesteuer gehören den Pulenuu und 
Leoleo. 
RAus dem Bereiche der Missionen und 
der Ankisklaverei-Bewegung. 
Von der Missionsstation Utengule (Deutsch- 
Ostafrika) berichtet das „Missionsblatt der Brüder- 
gemeinde“: 
Das Stationsbild von Utengule hat sich im 
Jahre 1900 völlig verändert. Früher lag das 
Missionsgehöft an einer Berglehne. Man hatte 
* Taitai Itu, Vorsteher der Distrikte. 
Jaamasino, Richter. 
Pulenun, Dorfvorsteher. 
Failaunusi, Schreiber. 
Leoleo, Polizisten. 
  
aber von Anfang an erst erproben wollen, ob diese 
Lage günstig sei, und daher nur provisorische Ge- 
bäude aufgeführt. Nun sind neue Stationsgebäude 
am Fuß des Berges errichtet worden. Dort hat 
das Missionshaus wie das Eingeborenendorf einen 
günstigeren Platz. Das Bergsteigen hat ausgehört, 
und der Verkehr ist leichter geworden. Ende Sep- 
tember 1900 fand der Umzug in die neuen Räume 
statt. Mit der alten Station hat auch das Dörf- 
chen auf der anderen Seite des Baches aufgehört 
zu existiren. Die Bewohner haben sich im nenuen 
Dorf angesiedelt. Die Missionsarbeit ist gewachsen. 
Außer den Betagten und Kindern nehmen alle 
Stationsbewohner an den Lese= und Schreibschulen 
theil. Den Unterricht ertheilen Christen, Br. Kootz 
führt nur die Aussicht. Fortgeschrittnere baten um 
Rechenunterricht. Zu Unterbrechungen der Schul- 
arbeit nöthigten einige Reisen und äußere Arbeiten. 
Am schwersten findet das Wort Gottes bei denen 
Eingang, die bei den Songo gewohnt und unter muha- 
medanischem Einfluß gestanden haben. Das Ver- 
trauen zum Seelsorger ist ständig gewachsen. Alle 
haben den redlichen Willen, Jesu zu dienen. Der 
Gesundheitszustand war im Allgemeinen gut. 
In einem Bericht der Missions-Jugendschrift 
„das Heidenkud“ aus Lukuledi (Dentsch-Ostafrika) 
heißt es: 
Wer Lukuledi seit drei bis vier Jahren nicht mehr 
gesehen hat, würde es kaum mehr erkennen, so hat 
sich Alles in geistiger und leiblicher Beziehung zum 
Besten der Mission gewendet. Die alten Gebäulich- 
keiten aus Bambusrohr sind durch neue Häuser aus 
getrockneten Lehmziegeln ersetzt, die sich zu den 
Negerhütten ungefähr verhalten wie die Gebäude 
einer schönen Stadt zu den bescheidenen Häuschen 
eines Gebirgsdörfleins. Darum bewundern auch 
die Neger, groß und klein, die Geschicklichkeit der 
Weißen, die aus demselben Baumaterial, das ihnen 
zur Versügung steht, so wohnliche Häuser zu machen 
verstehen. Auf dem Mtssionsplatz steht jetzt eine 
große Zahl reichlich Frucht tragender Mangobäume. 
Nebenan weidet auf dem Felde eine muntere Herde: 
3 Kühe, 4 Stück Jungvieh, 6 Schafe, 10 Schweine 
und 40 Ziegen. Kommt der Wanderer auf dem 
Wege von Chnkukwe und hat schon einige Zeit das 
afrikanische Einerlei gesehen, so sieht er sich etwa 
eine Viertelstunde vor Lukuledi in einer regelrecht 
angelegten Allee, er sieht die Gebäude, das weidende 
Vieh auf den Feldern, und dieser wohlthuende An- 
blick verräth ihm, daß hier eine fremde Hand den 
Neger leitet. Das Alles überragende Missionskrenz, 
sowie der freundliche Gruß „Gelobt sei Jefus 
Christus“ (Tumsifu yake Jesn Christu), den die 
entgegeneilenden Neger dem Ankommenden entbieten, 
läßt erkennen, daß auch in den Negerherzen eine 
Wandlung vor sich gegangen ist. Auch die Leute 
sind viel besser geworden, man sieht, das Evangelium 
faßt Wurzeln, es blüht und gedeiht in Wort und
	        
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