Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

mittelbar an der Straße liegen. Das Terrain hier 
ist offen, bergig und in den Thälern mit Elefanten- 
gras, auf den Berghängen mit einer niedrigen, fein- 
blättrigen Grasort bewachsen, während die Gipfel 
häufig ein Gehölz wie eine Mütze bedeckt. Einzeln 
und in Gruppen zeigen sich besonders Drachen- 
bäume. Ueberall sieht man umfangreiche Farmen: 
Koko und Mais. Bananen fehlen, und Kassada wird 
im ganzen RNkossigebiet nicht mehr gebaut. Rind- 
vieh, Schafe und Ziegen sind sehr zahlreich und von 
seltener Schönheit und Größe. Außerdem giebt 
es viele Hunde, die als besonderer Leckerbissen 
gelten, während das Vieh nur gegessen wird, wenn 
es krepirt ist, und im Uebrigen als Handelsartikel 
dient. Das Nkossiland hier scheint eins der reichsten 
Gebiete der Kolonie zu sein. Die Bewohner sind 
sehr anspruchslos; außer einem Fetzen Zeug, einer 
bastgeflochtenen Tasche, einem Bergstock und einem 
Steinschloßgewehr besitzt der Mann nur einige 
primitive Geräthe zum Hausbau. Die Weiber haben 
ihren großen Korb, den sie wie die Bakwiri mit 
einem über die Stirn führenden Trageband auf dem 
Rücken halten; einige roh gebrannte irdene Töpfe, 
eine Anzahl Kürbisflaschen, Holzschüsseln sowie eine 
Quetschkeule und die gewöhnliche Feldhacke vervoll- 
ständigen den Hausrath. Steine zum Mehlreiben 
sah ich nicht. 
Taschen werden bis nach Duala und weiterhin aus- 
geführt, die Töpfe bilden einen Handelsartikel im 
Nkossigebiet selbst. Der Zeugfetzen, mit dem die 
Weiber sich verhüllen, ist noch kleiner als der des 
Mannes; dafür tragen sie starken Messingdraht 
handbreit dicht unter dem Knie um den Unter- 
schenkel gewickelt und putzen ihn siets blank. 
Uebrigens starren sie von Schmutz, das Wasser 
scheint zu kalt zum Baden zu sein. Farbige Händler, 
die ich noch vereinzelt südlich vom Kupe traf, kommen 
nicht bis hierher, doch werden allwöchentlich große 
Märkte an bestimmten Plätzen abgehalten, wo die 
Landesprodukte gegen Pulver und Salz eingetauscht 
werden, die aber zuvor schon durch verschiedene 
Hände gegangen sind. Ich sah einen solchen Markt- 
platz mit zahlreichen Steinsitzen für die Verkäufer, 
die dorthin stundenweit zusammenströmen. Die be- 
nachbarten Dörfer liegen vielfach in Fehde mit- 
einander. 
Von Mambong marschirte ich ohne Aufenthalt 
weiter und erreichte nach 2½ Stunden Muöken, 
auch Nga genannt. Der Weg, im Ganzen nördlich 
und nordöstlich führend, steigt stark an; eine Anzahl 
Bergbäche mit sehr kaltem Wasser mußte durchwatet 
werden, sie strömten nordwestlich. Der Baumwuchs 
wird hier ganz spärlich. Die Bergkegel sind wie 
die Thäler mit Graswuchs bedeckt, die regelmäßig 
viereckigen Farmen der Eingeborenen reichen bis zum 
Gipfel der Berge empor. Ein tiefeingeschnittenes 
Thal ist mit Baumfarren bewachsen. Danach, sowie 
nach den Temperatur= und Pflanzenwuchsverhält- 
missen dürfte die Höhe der Gegend etwa der Gras- 
Die aus Bast oder Gras geflochtenen 
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landgrenze oberhalb Buöa entsprechen, also 1300 
bis 1500 m betragen. Musßken war von den Be- 
wohnern verlassen worden. In Mondamuin, eine 
Stunde weiter, konnte ich mich mit einigen Leuten 
in Verbindung setzen, welche sofort bereit waren, 
meinen Trägern zu helsen. Nördlich von Mondamuin 
geht es noch steiler bergan, und ich erreichte bald 
die ersten Hütten des großen Dorfes Ninong am 
Fuße des Epochäkraters; doch hatte ich noch über 
eine halbe Stunde zu marschiren, bis ich um 5 Uhr 
in dem Hauptort anlangte. Die letzten Träger 
trafen mit Dunkelheit ein. Der neunstündige Marsch 
durch das bergige Terrain auf durchweichten Wegen 
war anstrengend gewesen. Ich ließ daher den 
Trägern am 25. Ruhe und bestieg mit Tagesgrauen 
unter Führung eines Eingeborenen, nur von meinen 
eigenen Leuten begleitet, in 2½ Stunden den Krater- 
rand und besuchte die Kraterseen in den Tochter- 
kegeln auf dem Hauptkratergrund. Auch auf der 
Kraterwand, außen wie innen, befinden sich Farmen. 
Sehr bedauerte ich, keine Höhenbestimmungen und 
genauen Routenaufnahmen machen zu können, aber 
da es ursprünglich nicht im Plan lag, diese wenig 
bekannte Gegend zu besuchen, so hatte ich nur einen 
kleinen Taschenkompaß mit. Nach meinen ober- 
flächlichen Beobachtungen steht jedenfalls fest, daß 
Nyasoso wesentlich weiter östlich liegt, als auf den 
Karten, die mir zugänglich sind, angegeben ist, und 
der Epochä in Nordnordost vom Gipfel des Kupe. 
Gegen 4 Uhr nachmittags langte ich wieder im 
Dorf an. Mein Zelt wurde von Tagesgrauen bis 
zur Dunkelheit durch Hunderte von Eingeborenen 
umlagert, die aber sehr bescheiden und mit ihrer 
Neugier nicht aufdringlich waren. Die Nacht war 
bitterlich kalt, dicker Nebel bedeckte die Gegend. Die 
runden Hütten der Eingeborenen werden hier mit 
einer doppelten Wand — zwei dichtgeschlossenen Pfahl- 
ringen in etwa ½ m Abstand — gebaut, und der 
Zwischenraum wird dann oft, nicht immer, mit Erde 
ausgefüllt, um die Kälte noch besser abzuhalten. 
Bemerkenswerth ist, daß das Dorf mit einer künst- 
lichen Baumpflanzung umgeben ist, welche aber mehr 
zum Schutz gegen die kalten Bergwinde und Nebel 
zu dienen scheint als zum Gewinnen von Feuerholz. 
Dieses wird von den Weibern über eine Meile weit 
von der Ostseite des Epochä herbeigeschleppt. 
Am 26. kehrte ich in acht Stunden nach Nyasoso 
zurück. Das Nlossigebiet scheint in der That von 
der Krankheit, um die es sich handelt, vollkommen 
frei zu sein. Am 27., 6⅛ Uhr morgens, trat ich 
den Marsch nach Johann Albrechtshöhe an. Auf 
gutem Wege ging es von der Missionsstation in 
westlicher Richtung zunächst etwa eine Stunde lang 
steil abwärts nach dem großen Dorf Nguse. Ich 
zählte außer einigen viereckigen Häusern allein 60 
runde Spitzdachhütten an der Hauptstraße. Um 
10 ½ Uhr passirten wir Nkofe, um 11 Uhr Mukole, 
das letzte Dorf mit Spitzdachhütten. Im Uebrigen 
führte der Weg durch üppigen Urwald und über
	        
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