Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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Ueber die Lage in Neu-Mecklenburg und 
Neu- Pan 
berichtet der stellvertretende Kaiserliche Gouverneur 
Dr. Hahl auf Grund einer nach der Station in 
Nusa unternommenen Reise unter dem 23. Januar 
aus Herbertshöhe: 
Die Lage im Norden von Neu-Mecklenburg hat 
unter dem Eingreifen einer geordneten Verwaltung 
einen völligen Umschwung erfahren. Das Land, 
früher berüchtigt wegen der Fehdelust der Einge- 
borenen, der Schauplatz zahlreicher Strafexpeditionen, 
ist beruhigt bis Fissoa. Auch die Bevölkerung der 
Gebirge scheint die Lust am Kampfe verloren zu 
haben. Der Landfriede erstreckt sich auch über die 
Inseln des Nusafahrwassers und über Neu-Hannover. 
In unmittelbarer Nähe der Niederlassung des Gou- 
vernements, Kaewieng bei den Eingeborenen genannt, 
ist durch den Stationschef Boluminski unter Heran- 
ziehung der Anwohner eine Palmenpflanzung ange- 
legt worden, welche gegenwärtig einen Bestand von 
25 000 lebensfähigen Bäumen aufweist. Sie soll 
eine Ausdehnung bis zu 60 000 Palmen erfahren. 
Von Kaewieng ausgehend zieht eine von den Ein- 
geborenen unter Anleitung des Stationschefs gebaute 
Straße, sechs Meter breit, nach der Ostküste und 
folgt dieser in einer Länge von etwa 110 km. Ihr 
Endpunkt ist gegenwärtig Munawai, wo aber bereits 
an der Ueberwindung der dort sich entgegenstellen- 
den außerordentlichen Geländeschwierigkeiten gearbeitet 
wird. Von zwei Stellen abgesehen, ist der Weg bis 
Kapsfu, etwa 40 km, fahrbar. Die endgültige Fertig- 
stellung (Vollendung der Brückenbauten) ist in Monats- 
frist zu erwarten. Die Ausgestaltung als Fahrstraße 
bis Lamekot dürfte noch die Zeit von drei Monaten 
in Anspruch nehmen. Weiterhin habe ich die Straße 
nicht besichtigt. Der Stationschef glaubt in Jahres- 
frist den Bau bis Fissoa geführt zu haben. Der 
Handel leidet sehr unter dem übertriebenen Wettbe- 
werb der Kaufleute. Die Beschränkung der Zahl 
der Niederlassungen an der Ostküste wäre Grund- 
bedingung eines lohnenden Geschäfts. Eine Einigung 
unter den betheiligten Firmen dürfte aber kaum zu 
erzielen sein. 
Die Urproduktion liefert neben Feldfrüchten ledig- 
lich Kopra. Nach Fertigstellung der Straße werden 
die Eingeborenen zur regelrechten Durchforstung ihrer 
Palmenbestände und zu Neuanpflanzungen angehalten 
werden. Die Bodengestaltung ist dem Pflanzungs- 
betriebe nicht überall günstig. Der Westen von Neu- 
Mecklenburg weist im Norden starke Lagunen= und 
Sumpfbildungen auf. Wektter gegen Süden fällt das 
Gebirge meist steil zur See ab. Im Osten lagert 
den Gebirgen ebenes Land vor. Auch dieses ist stark 
von Sümpfen durchschnitten. Der Abfall der Berge 
vollzieht sich aber allmählich, unter Bildung von 
Hängen und Thälern, so daß reichlich Pflanzungsland 
vorhanden ist. Der Boden besteht aus zähem, rothem 
Lehm, einem Erzeugniß der Verwitterung der überall 
  
noch zu Tage tretenden Koralle. Eruptiv= oder Ur- 
gestein ließ sich bis jetzt nicht auffinden. 
Von den Inseln des Nusafahrwassers sind die 
nachstehend verzeichneten in das Eigenthum von Euro- 
päern übergegangen: 
Rusen 1 Hernsheim & Co. 
Nago 
Enuk E. E. Kolbe. 
Globig Insel 
Kaboteron 
hugen. Neu-Guinea-Co. 
(Schröderinsel) 
ge# 1 Julius Ruge. 
Die Neu-Mecklenburg und Neu-Hannover vor- 
gelagerten Inseln eignen sich, ihrer Lage, leichten 
Zugänglichkeit und Bodenbeschaffenheit nach, sehr gut 
zur Anlage von Palmenpflanzungen. Um der Ver- 
waltung des Schutzgebietes dauernde, gut fundirte 
Einnahmen zu sichern, dürfte es sich empfehlen, die 
Inseln, soweit sie von den Eingeborenen nicht benutzt 
werden, für den Landesfiskus in Besitz zu nehmen 
und zu bepflanzen. Der Stationschef hat von mir 
Anweisung erhalten, mit der Besitznahme von Ein- 
fahrt-Insel, Ussein, Natte und Liseno vorzugehen. 
Letztere drei Inseln werden den Eingeborenen, welche 
von Nusa und anderen, den Europäern gehörenden 
Inseln auswandern, zur Wohnstätte angewiesen wer- 
den. Die Einfahrt-Insel ist zur Errichtung einer 
Quarantänestation bestimmt. 
Rus dem Bereiche der Wissionen und 
der Antisklaverei-Bewegung. 
Die „Nachrichten aus der ostafrikanischen Mission“ 
berichten über die Mittelschule in Kissarawe: 
Ende Oktober 1900 wurde die Mittelschule er- 
öffnet. Miss. Liebau und Miss. Peters theilten sich 
in den Unterricht, der in Lesen, Rechnen, Geographie, 
Kirchengeschichte, Bibelkunde, Anssatz und Durchnehmen 
der Perikopen bestand. Am Unterricht nahmen 13 
junge Leute theil. Von diesen blieben jedoch drei 
hinter den übrigen zurück. Zu Ostern 1901 fanden 
Neuaufnahmen statt, und aus den 17 Neuaufgenom- 
menen wurde mitsammt den Zurückgebliebenen eine 
zweitle Abtheilung gebildet. Aus den Schwächeren 
bildete Br. Liebau später eine dritte Abtheilung. Im 
Juni 1901 trat infolge der Versetzung von Mis. 
Peters nach Dar-es Saläm Miss. Holst in den Unter- 
richt an der Mittelschule ein. Endlich nahm Miss. 
Liebau seit Juli das Deutsche als Unterrichtsstoff auf. 
Wenn auch die Aufsätze infolge der oft mangelhaften
	        
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