Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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Vorbildung der Schüler noch manche Mängel ver- 
rathen, wird man beim Lesen doch das Urtheil ge- 
winnen, daß bei geregeltem Unterricht die Schüler 
die geistige Reife und die Kenntnisse erlangen können, 
die man von brauchbaren schwarzen Gehülfen ver- 
langen muß. Der deutsche Reichstag hat in einer 
Resolution den Wunsch und das Kaiserliche Gouverne- 
ment von Deutsch-Ostafrika hat die Absicht ausge- 
sprochen, bei der Besetzung der Stellen, die Schwarzen 
zustehen, in erster Linie christliche, das heißt von der 
Mission ausgebildete Bewerber zu berücksichtigen. In 
Betracht kommen hauptsächlich die Stellen als Lehrer 
in den Regierungsschulen, als Akida (Bezirksvorsteher) 
bezw. Steuereinnehmer und als Schreiber bei solchem 
Akida oder beim Bezirksamt selbst. Nun ist es klar, 
daß wir in erster Linie die Pflicht haben, geeignete, 
im Laufe der Zeit herangebildete Leute in den so 
wichtigen Dienst der eigenen Gemeinde zu stellen. 
Aber gern möchten wir auch Leute ausbilden, die 
wir der Regierung für solche Stellen vorschlagen 
können. Darum muß es auch unser Bestreben sein, 
geeignete Männer für derartige Stellen heranzubilden, 
Männer, die die nöthigen Kenntnisse besitzen, die vor 
Allem aber treu und gewissenhaft ihren Beruf aus- 
füllen, weil sie wissen, daß sie nicht nur Menschen, 
sondern auch Gott dafür verantwortlich sind. 
Im Aprilheft der „Evangelischen Missionen" 
schreibt D. Merensky über die Thätigkeit der Ber- 
liner I. Mission auf dem Kinga= und Hehe-Hoch- 
lande in Deutsch-Ostafrika: 
Die Berliner Mission hat sich nicht darauf be- 
schränkt, in Deutsch-Ostafrika das verhältnißmäßig 
kleine Kondeland zu besetzen, sondern hat sich vom 
Niassa aus weit nach Osten ousgebreitet. Im Kinga- 
lande faßten unsere Missionare im Jahre 1895 festen 
Fuß. Missionar Hübner legte damals die Station 
Bulongoa an. Bulongoa ist auch Hauptstation unter 
den Kinga geblieben. Ein treffliches massives Wohn- 
haus, welches sieben Zimmer enthält, liegt in einem 
zierlichen, blühenden Garten, und nicht weit von dem 
Hause entfernt ist auf einem Hügel, von dem man 
die entzückendste Aussicht in das am See liegende 
Tiefland hat, eine Kirche im Bau, welche achthundert 
Leuten Raum bieten wird. Der schönste Schmuck 
des Platzes ist aber das kleine, tüchtige Christenge- 
meindlein, welches 13 erwachsene Glieder zählt, von 
denen der Missionar schreiben kann: „Ihr äußeres 
Leben wie auch der regelmäßige Besuch der Stunden, 
Gottesdienste und Abendmahlsseiern zeigt, daß sie 
ohne Ausnahme unter der Zucht des Heiligen Geistes 
stehen, und daß es ihnen ein Bedürfniß ist, in der 
Gnade zu wachsen. Auch die Gespräche mit dem 
Seelsorger lieferten den Beweis, daß ihnen am Herzen 
liegt, in Gottes Wegen zu wandeln.“ Wo solch eine 
kleine Schar tüchtiger Christen sich unter den Heiden 
gesammelt hat, geht bald genug Kraft von ihr aus. 
Ihr Leben und Bekenntniß zieht andere herbei. So 
  
ist es auch in Bulongoa gewesen. Nach den letzten 
Mittheilungen ist dort die Zahl der aus den Heiden 
sich meldenden Taufbewerber auf 39 gestiegen; das 
ist eine hohe Zahl nach Maßgabe der Verhältnisse, 
in Anbetracht des neuen Ackerlandes, welches eben 
erst umgebrochen worden ist. Nur 20 Kilometer 
südostwärts finden wir die zweite Kingastation, Tan- 
dala, hier liegt die Wohnung des Missionars in 
einem wahren Park, und die Kirche ist die schönste 
in diesem Lande, ein fester Steinbau, sie ist einfach 
aber würdig geschmückt. Das Volk aber ist noch 
scheu und zum Theil selbst feindlich gesinnt. 12 Tauf- 
bewerber lassen aber hoffen, daß auch hier die Toten- 
gebeine sich regen werden. Noch eine dritte Station 
liegt hier oben. In der Landschaft Buanji hat 
Missionar Källner neuerdings die Station Magoja 
bezogen, welche zwischen Bergen liegt, die 7000 und 
9000 Fuß hoch sind. Auch hier finden wir schon 
20 Katechumenen. Die Heiden kommen überall in 
ziemlicher Anzahl, zu 50—100, sonntäglich zur Kirche; 
es wird ihnen aber auch auf einer ganzen Reihevon Außen- 
stationen gepredigt. Nicht weit von der Station Bulon- 
goa ist auf dem Platz Madehani eine Zimmerei und 
Tischlerei eingerichtet, welche der Leitung des Missions- 
tischlers Harnoß untersteht. Hier werden die Riesen 
des Urwalds gefällt und von Eingeborenen zu Brettern 
und Balken zerschnitten, die zu Fenstern und Thüren 
sowie zu einfachem Hausrath verarbeitet werden. 
Doch auch im Kingalande hat die Mission nicht halt 
gemacht, es galt das an das Gebirge anstoßende ge- 
sunde Gebiet in möglichster Ausdehnung so schnell 
als möglich zu besetzen. Die Arbeit auf den sechs 
Stationen, die im Bena= und Hehelande angelegt 
sind, giebt ein erfreuliches Bild. Die Missionare 
haben auch hier in bemerkenswerther Weise das 
Vertrauen des Volkes gewonnen. Auf allen Sta- 
tionen kommen die Heiden verhältnißmäßig zahlreich 
zum Gottesdienst. Besonders erfreulich ist dieser 
Kirchenbesuch auf Muhanga, von wo im Juli folgen- 
des berichtet wird: „Bis jetzt kommen die Heiden 
noch sehr zahlreich zum Gottesdienst. An einigen 
Sonntagen zählten wir über tausend, und regelmäßig 
sind es doch 400—600, die kommen. Auf einigen 
der Hehe-Stationen finden wir schon jetzt Getaufte 
und auf allen zusammen an 40 Katechumenen. Das 
ist eine verhältnißmäßig große Zahl, wenn man be- 
denkt, daß es sich hier um einen neuen Anfang unter 
einem Volke handelt, welches bis dahin von dem 
Evangelium noch niemals berührt worden ist. Das 
Verhältniß unserer Missionare zu den hier stehenden 
Beamten und Offizieren der Schutztruppe ist nicht 
nur ein gutes, sondern ist vielfach freundschaftlicher 
Art. Auf den drei Gebieten: Kondeland, Kingaland 
und Bena-Heheland finden wir jetzt 13 Berliner 
Missionsstationen, auf denen insgesammt 34 Arbeiter 
stehen, und zwar 16 ordinirte Missionare, 5 Kolo-= 
nisten, 1 Arzt und 12 Frauen. Das Arbeitsfeld ist 
jetzt in zwei Kreise getheilt, von denen der Konde- 
kreis unter dem Superintendenten Nauhaus und der
	        
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