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Durchreise nach Uschirombo ihr Oberhaupt Katamizya
besuchen wollte, waren zu diesem geeilt, um an der
Feier theilzunehmen und mir ihre Ehrengeschenke zu
bringen. Ich hatte niemals geglaubt, daß ein armer
Missionar wie ich ein ganzes Land in Bewegung
setzen könnte. Dazu führte auch nicht die Neugierde,
einen Weißen zu sehen, die Leute zu mir, da ja deren
schon eine Menge hier durchgekommen sind.
Von einer Rekognoszirungsreise nach Atakpame-
Gbedzi und Akposo (Togo) schreibt Miss. Bürgi
im „Monatsblatt der Nordd. Missionsgesellschaft“:
In Kokote erzählte der Häuptling unter Anderem
von den Anforderungen, die der Wegebau an sie
gestellt hätte; sie hätten drei volle Monate daran
gearbeitet. Er war aber vernünftig genug, einzusehen,
welchen Nutzen das für Alle habe. Früher hätten
sie für sich gelebt, keiner habe, aus Furcht, abgefangen
zu werden, sein Land verlassen, und die Wege seien
derart gewesen, daß das Reisen sehr beschwerlich war.
Jetzt hätten die Weißen Frieden ins Land gebracht
und überall die Wege geöffnet. Sehr sympathisch
war mir der alte König von Gbedzi, der auf Alle,
die ihn besuchten, einen guten Eindruck machte. Auf-
fällig war mir zunächst, daß er so verständlich Evhe
sprach. Dann war Alles, was er sagte, auch von
Herzen kommend. Er machte ganz den Eindruck
eines unverdorbenen Heiden. Rührend war seine
Klage um sein Volk, das früher zahlreich gewesen
sei, aber durch kriegerische Ueberfälle der wilden
Tschautschos und durch das Treiben der Zauberer
immer kleiner gemacht worden sei. Er erzählte mir
auch, wie er von Anfang an für die Deutschen ge-
wesen sei, während sein Volk erst die französische
Flagge habe annehmen wollen. Gbedzi darf
getrost noch zum Ephesprachgebiet gezählt werden.
Dasselbe erstreckt sich somit über den Monofluß ins
Dahomegebiet hinein, sprechen ja auch die Leute im
Osten des mittleren Mono Evhe. Was den Namen
Pessi betrifft, so ist derselbe nicht richtig, denn überall
hörten wir nur Gbedzi oder Gbetii. In
Akposo müßte man später, wenn wir einmal so weit
find, dasselbe in Angriff nehmen zu können, einge-
borene Gehülfen zu bekommen suchen, ohne die dem
Volle nie nahe zu kommen ist. Das Gleiche wird
auch in Atakpame der Fall sein. Das schließt aber
nicht aus, daß das Evrhe, das im Süden schon
vielerorts verstanden wird und mit der Kultur immer
weiter vordringt, Unterrichtssprache sein wird.
Aus Deutsch-Neu-Guinea melden die „Be-
richte der Rheinischen Missions-Gesellschaft".
Stabsarzt Dr. Dempwolff hält sich gegenwärtig
zu Malaria-Untersuchungen in Neu-Guinea auf. Er
will versuchen, durch eine streng durchgeführte Chinin=
behandlung der Behafteten die Malariaherde zu
tödten. Daß sich die Eingeborenen dieser Behand-
lung unterwersen, dazu übernehmen die Missionare
gern die Vermittelung und leisten Hülfe, wo sie
können. Wir verfolgen alle Bestrebungen, diesen
Todfeind der Europäer in den Tropen zu bekämpfen,
mit begreiflicher Theilnahme und wünschen ihnen von
Grund unseres Herzens den besten Erfolg.
Der Schilderung einer Missionsreise nach Neu-
Mecklenburg (Bismarck-Archipel) in den „Monats-
heften zu Ehren Unserer Lieben Frau vom hlst. Herzen
Jesu“ entnehmen wir Folgendes:
An einem Freitag Abend warfen wir Anker in
der Bucht von Tigenahäga. Bald waren die Ein-
geborenen von Böm und Tigenahäga auf den Füßen,
um uns den Willkomm zu bieten. Die beiden Häupt-
linge Harubu und Malum waren inzwischen zu
Richtern ernannt worden und trugen mit vollem
Bewußtsein das Abzeichen ihrer Würde, Amtskappe
und Stab. Obgleich es bereits zu dunkeln anfing,
zogen wir es doch vor, den Weg ins Gebirge anzu-
treten. Um 10 Uhr nachts langten wir vor Rachéra
an. Das Rufen unserer Träger rüttelte die Berg-
bewohner aus dem Schlaf, und mit brennenden
Kokosblättern in der Hand saßen sie am Wege, um
uns im Vorübergehen die Hand zu drücken. Freude-
strahlend empfing uns der Katechet To Mais mit
seiner Frau und führte uns in sein neues Heim, ein
hübsches, auf Pfosten gebautes Haus mit drei nied-
lichen Zimmerchen. Die Kunde von der Ankunft des
Missionars aus Vuna Pope war bald im ganzen
Gebirge bekannt, und des anderen Morgens kamen
von allen Seiten Leute zum Gottesdienst. An der
Art und Weise, wie sie sich während desselben ver-
hielten, wie sie die Gebete verrichteten, wie sie auf
die Frage des Katecheken ohne Zögern antworteten,
war leicht zu sehen, daß sie gute Fortschritte gemacht
hotten, und ich trug deshalb die 80 eifrigsten Männer,
Frauen und Kinder als Katechumenen ein. Gleich-
zeitig konnte ich ihnen im Auftrage des apostolischen
Vikars mittheilen, daß in wenigen Monaten ein oder
zwei Missionare sich unter ihnen niederlassen würden,
und daß ich gekommen sei, zu diesem Zweck ein
geeignetes Grundstück zu erwerben. — Am Sonntag
Morgen waren schon gegen 8 Uhr an die 200 Ein-
geborenen von nah und fern gekommen, dem Meß-
opfer beizuwohnen. Obgleich die Kirche zu klein
und die Plätze nichts weniger als bequem waren,
so bewiesen doch Alle durch ihre Eingezogenheit und
ihre Aufmerksamkeit, daß sie sich die Lehren ihres
Katecheten zu Nutze gemacht hatten. Gegen Mittag
stiegen wir vom Berge herab (Nachéra liegt 400 m
über dem Mreresspiegel), um am Ufer ein Grundstück
für die Mission zu wählen und anzukaufen. Eine
hübsche Anzahl Männer war uns gefolgt, um an
diesem wichtigen Akt theilzunehmen. Nach langem
Umherirren und Suchen fanden wir, was wir wollten,
unweit vom Dorfe Vöm.
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