Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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Durchreise nach Uschirombo ihr Oberhaupt Katamizya 
besuchen wollte, waren zu diesem geeilt, um an der 
Feier theilzunehmen und mir ihre Ehrengeschenke zu 
bringen. Ich hatte niemals geglaubt, daß ein armer 
Missionar wie ich ein ganzes Land in Bewegung 
setzen könnte. Dazu führte auch nicht die Neugierde, 
einen Weißen zu sehen, die Leute zu mir, da ja deren 
schon eine Menge hier durchgekommen sind. 
Von einer Rekognoszirungsreise nach Atakpame- 
Gbedzi und Akposo (Togo) schreibt Miss. Bürgi 
im „Monatsblatt der Nordd. Missionsgesellschaft“: 
In Kokote erzählte der Häuptling unter Anderem 
von den Anforderungen, die der Wegebau an sie 
gestellt hätte; sie hätten drei volle Monate daran 
gearbeitet. Er war aber vernünftig genug, einzusehen, 
welchen Nutzen das für Alle habe. Früher hätten 
sie für sich gelebt, keiner habe, aus Furcht, abgefangen 
zu werden, sein Land verlassen, und die Wege seien 
derart gewesen, daß das Reisen sehr beschwerlich war. 
Jetzt hätten die Weißen Frieden ins Land gebracht 
und überall die Wege geöffnet. Sehr sympathisch 
war mir der alte König von Gbedzi, der auf Alle, 
die ihn besuchten, einen guten Eindruck machte. Auf- 
fällig war mir zunächst, daß er so verständlich Evhe 
sprach. Dann war Alles, was er sagte, auch von 
Herzen kommend. Er machte ganz den Eindruck 
eines unverdorbenen Heiden. Rührend war seine 
Klage um sein Volk, das früher zahlreich gewesen 
sei, aber durch kriegerische Ueberfälle der wilden 
Tschautschos und durch das Treiben der Zauberer 
immer kleiner gemacht worden sei. Er erzählte mir 
auch, wie er von Anfang an für die Deutschen ge- 
wesen sei, während sein Volk erst die französische 
Flagge habe annehmen wollen. Gbedzi darf 
getrost noch zum Ephesprachgebiet gezählt werden. 
Dasselbe erstreckt sich somit über den Monofluß ins 
Dahomegebiet hinein, sprechen ja auch die Leute im 
Osten des mittleren Mono Evhe. Was den Namen 
Pessi betrifft, so ist derselbe nicht richtig, denn überall 
hörten wir nur Gbedzi oder Gbetii. In 
Akposo müßte man später, wenn wir einmal so weit 
find, dasselbe in Angriff nehmen zu können, einge- 
borene Gehülfen zu bekommen suchen, ohne die dem 
Volle nie nahe zu kommen ist. Das Gleiche wird 
auch in Atakpame der Fall sein. Das schließt aber 
nicht aus, daß das Evrhe, das im Süden schon 
vielerorts verstanden wird und mit der Kultur immer 
weiter vordringt, Unterrichtssprache sein wird. 
Aus Deutsch-Neu-Guinea melden die „Be- 
richte der Rheinischen Missions-Gesellschaft". 
Stabsarzt Dr. Dempwolff hält sich gegenwärtig 
zu Malaria-Untersuchungen in Neu-Guinea auf. Er 
will versuchen, durch eine streng durchgeführte Chinin= 
behandlung der Behafteten die Malariaherde zu 
tödten. Daß sich die Eingeborenen dieser Behand- 
lung unterwersen, dazu übernehmen die Missionare 
  
gern die Vermittelung und leisten Hülfe, wo sie 
können. Wir verfolgen alle Bestrebungen, diesen 
Todfeind der Europäer in den Tropen zu bekämpfen, 
mit begreiflicher Theilnahme und wünschen ihnen von 
Grund unseres Herzens den besten Erfolg. 
Der Schilderung einer Missionsreise nach Neu- 
Mecklenburg (Bismarck-Archipel) in den „Monats- 
heften zu Ehren Unserer Lieben Frau vom hlst. Herzen 
Jesu“ entnehmen wir Folgendes: 
An einem Freitag Abend warfen wir Anker in 
der Bucht von Tigenahäga. Bald waren die Ein- 
geborenen von Böm und Tigenahäga auf den Füßen, 
um uns den Willkomm zu bieten. Die beiden Häupt- 
linge Harubu und Malum waren inzwischen zu 
Richtern ernannt worden und trugen mit vollem 
Bewußtsein das Abzeichen ihrer Würde, Amtskappe 
und Stab. Obgleich es bereits zu dunkeln anfing, 
zogen wir es doch vor, den Weg ins Gebirge anzu- 
treten. Um 10 Uhr nachts langten wir vor Rachéra 
an. Das Rufen unserer Träger rüttelte die Berg- 
bewohner aus dem Schlaf, und mit brennenden 
Kokosblättern in der Hand saßen sie am Wege, um 
uns im Vorübergehen die Hand zu drücken. Freude- 
strahlend empfing uns der Katechet To Mais mit 
seiner Frau und führte uns in sein neues Heim, ein 
hübsches, auf Pfosten gebautes Haus mit drei nied- 
lichen Zimmerchen. Die Kunde von der Ankunft des 
Missionars aus Vuna Pope war bald im ganzen 
Gebirge bekannt, und des anderen Morgens kamen 
von allen Seiten Leute zum Gottesdienst. An der 
Art und Weise, wie sie sich während desselben ver- 
hielten, wie sie die Gebete verrichteten, wie sie auf 
die Frage des Katecheken ohne Zögern antworteten, 
war leicht zu sehen, daß sie gute Fortschritte gemacht 
hotten, und ich trug deshalb die 80 eifrigsten Männer, 
Frauen und Kinder als Katechumenen ein. Gleich- 
zeitig konnte ich ihnen im Auftrage des apostolischen 
Vikars mittheilen, daß in wenigen Monaten ein oder 
zwei Missionare sich unter ihnen niederlassen würden, 
und daß ich gekommen sei, zu diesem Zweck ein 
geeignetes Grundstück zu erwerben. — Am Sonntag 
Morgen waren schon gegen 8 Uhr an die 200 Ein- 
geborenen von nah und fern gekommen, dem Meß- 
opfer beizuwohnen. Obgleich die Kirche zu klein 
und die Plätze nichts weniger als bequem waren, 
so bewiesen doch Alle durch ihre Eingezogenheit und 
ihre Aufmerksamkeit, daß sie sich die Lehren ihres 
Katecheten zu Nutze gemacht hatten. Gegen Mittag 
stiegen wir vom Berge herab (Nachéra liegt 400 m 
über dem Mreresspiegel), um am Ufer ein Grundstück 
für die Mission zu wählen und anzukaufen. Eine 
hübsche Anzahl Männer war uns gefolgt, um an 
diesem wichtigen Akt theilzunehmen. Nach langem 
Umherirren und Suchen fanden wir, was wir wollten, 
unweit vom Dorfe Vöm. 
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