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Die nordwestlichen Inselgruppen des Bismardc· Archipels.
II.") «
Abends 7 Uhr gingen wir weiter, um nach den
Anachoreten
zu dampfen, wo wir am 11. Januar, morgens 6 Uhr,
eintrafen. Auf dieser Inselgruppe besitzt die Firma
Hernsheim & Co. eine Handelsstation, welche der
Händler Lemesle, eins von den wenigen noch leben-
den Mitgliedern der Marquis de Rays-Expedition,
leitet. Er befindet sich bereits seit 23 Jahren im
Dienste genannter Firma.
Die Anachoreten bestehen aus den vier Inseln
Wasang, etwa 10 ha groß, Taling, etwa in derselben
Größe, Soof, etwa 40 ha groß, und Tätäk in der
Größe von etwa 1 a. Legtztere Insel ist unbewohnt,
auf ersterer befindet sich die Station der Firma.
Ich nahm eine genaue Zählung der Bevölkerung vor,
welche folgendes Resultat hatte: Wasang 19 Männer
und 31 Weiber, Taling 6 Männer und 9 Weiber,
Soof 21 Männer und 24 Weiber, zusammen
46 Männer und 64 Weiber = 110 Köpfe. Die
Station des Händlers aus der Insel Wasang ist
vorzüglich angelegt und befindet sich in sehr gutem
Zustande. Die diesmalige Ablieferung der Produkte
war hinter den Erwartungen zurückgeblieben, da der
Häuptling von Taling dem Händler gegenüber in
letzter Zeit ein wenig freundliches Benehmen gezeigt
hatte. Es wurden abgenommen etwa 13 Tons
Kopra und 4 Tons Trepang. Auf Wunsch des
Händlers ließ ich die Häuptlinge zusammenholen und
ermahnte sie, dem Weißen gegenüber freundlich zu
sein und alle Feindseligkeiten zu unterlassen, widrigen-
falls sie von Herbertshöhe aus bestraft würden. Da
ganz selten Gelegenheit vorhanden ist, die Polizei-
truppe auf dieser Inselgruppe zu zeigen, ließ ich die
mir mitgegebenen Polizeisoldaten etwas exerziren und
zum Schluß auch einige Salven abgeben, was sicht-
baren Eindruck auf die Häuptlinge machte. Ich
vertheilte einige Geschenke unter dieselben. Zu be-
fürchten hat der Händler nichts, da die Bevölkerung
im Allgemeinen eine ganz friedliche ist.
Sämmtliche drei größeren Inseln der Anachoreten
find mit einem dichten Kranz tragender Kokospalmen
umgeben, in der Mitte befindet sich Sumpf. Auf
der Insel Soof ist ein fischreicher brakiger See.
Von Wasang aus bearbeitet der Händler Lemesle
auch die in der Nähe gelegene unbewohnte Commerson-=
insel. Die Ausbeute der Anachoreten mit letzterer
Insel beträgt jährlich etwa 30 Tons Kopra und
6 Tons Trepang. Ankergrund ist nicht vorhanden;
um sämmtliche Inseln befinden sich Riffe.
Die Kaufverträge wurden in Ordnung befunden.
Am selben Abend fuhren wir weiter nach den
Hermits-Inseln,
wo wir am 12. Januar, morgens 6 Uhr, vor der
Insel Peme, auf welcher sich die Station der Firma
*) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1902, S. 197.
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Hernsheim & Co. befindet, vor Anker gingen. Der
daselbst stationirte Händler Martin, ein Engländer,
kam an Bord und machte mir die Mittheilung, er
werde von den Eingeborenen der großen Insel Loof,
besonders von ihrem Häuptling Sinni, ständig bedroht.
Ich sagte eine Untersuchung der Angelegenheit zu.
Am nächsten Tage lichteten wir den Anker, um
nach den
Echiquier-Inseln oder der Ninigogruppe
in See zu gehen, wo wir am Morgen des 14. Ja-
nuar 6 Uhr bei der Insel Longan zu Anker gingen.
Auf dieser Insel befindet sich eine Station der Firma
Hernsheim & Co., welche von dem Händler Deolin,
einem Engländer, verwaltet wird. Außerdem be-
findet sich dort der Unterhändler Leonard, ein Däne.
Ich begab mich an Land, um die über die Inseln
Longan und Meman abgeschlossenen Kaufverträge zu
prüfen. Die Verkäufer waren zugegen, die Verträge
wurden in Ordnung befunden. Longan und Meman
sind Inseln von etwa gleicher Größe, je etwa 40 ha
groß. Dieselben sind mit Kokospalmen und Busch
bewachsen; Longan ist ziemlich geklärt. Es wurden
an Produkten übernommen etwa 13 Tons Kopra,
7000 Stück green snail shells und etwas Schild-
patt. Der Trepang, etwa 17 Tons, wurde nicht
verladen, da der Schuner Devlins denselben in den
nächsten Tagen nach Matupi bringen sollte. Die
jährliche Ausbeute der Inselgruppe beziffert sich zur
Zeit auf etwa 25 Tons Kopra, 25 Tons Trepang,
Stück green suail shells und etwas Schild-
patt. Die Ausbeute dieser Gruppe kann bedeutend
gesteigert werden, wenn sämmtliche 54 Inseln der-
selben, welche meistens mit Busch bestanden sind,
kulturell in Angriff genommen werden. Auf Longan
erledigte ich noch einige Gerichts= und Verwaltungs-
geschäfte. Am 15. Januar, morgens 8 Uhr, gingen
wir dann weiter nach der
Matty-Insel.
Unterwegs passirten wir bei hoher See nach-
mittags 3 Uhr die Allissoninsel. Dieselbe besitzt etwa
eine Größe von 10 ha, ist rund am Strande mit
Kokospalmen dicht bewachsen, während sich im Innern
Busch befindet. Die Insel ist bewohnt, wir sahen
am Strande Eingeborene und Hütten derselben. Der
hohen See wegen wagten sich die Eingeborenen wohl
nicht zum Dampfer. Ohne Aufenthalt fuhren wir
deshalb weiter und erreichten um 5½ Uhr die Insel
Durour. Wir blieben hier etwa eine Stunde. Es
kamen eine Menge Kanus längsseits des Schiffes mit
vielen Eingeborenen, welche Waffen und andere Er-
zeugnisse zum Tausche anboten. Die Insel Durour
ist sehr dicht bevölkert, am Strande sieht man große
Dörfer, die Wände der Häuser aus Holzplanken und
weiß gestrichen. Trotzdem eine Menge Menschen in
den Kanus längsseits des Dampfers kamen, war der
ganze Strand doch voll von Eingeborenen. Die
Größe der Insel vermag ich nicht zu schätzen, jeden-
falls ist sie größer als Nusa (etwa 100 ha), flach,