Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

staunen über diesen riesigen Fortschritt. Auch unsere 
neue St. Josefskirche trägt nicht wenig zur Verschö- 
nerung der Stadt bei; der hohe, majestätische Thurm 
winkt dem Reisenden auf hoher See schon von ferne 
freundlich entgegen. Mit freudiger Sehnsucht er- 
warten wir deren Vollendung. 
Von der früher im Hehelande (Deutsch-Ost- 
afrika) üblich gewesenen Feuerprobe erzählt Missionar 
Klamroth in den „Berliner Missionsberichten“: 
Um Zauberer zu entlarven, die den Leuten Krank- 
heiten anhexen, wurde früher, zur Zeit der alten 
Hehe-Herrlichkeit, eine richtige Feuerprobe angestellt. 
Der mutunasa kann nur den Ort angeben, wo der 
Missethäter steckt. Falls der Oberhäuptling die Sache 
nun weiter verfolgen will, läßt er die ganze Ein- 
wohnerschaft, Männer, Frauen und Kinder, jenes 
Dorses zusammenkommen. Ein großes Feuer wird 
angezündet und eine Hacke darin glühend gemacht. 
Dies Alles geschieht unter Leitung des muna kunana, 
des „Oberleckers“, Festordners oder wie man das 
Wort übersetzen will. Dann fängt derselbe an, drei- 
mal an der Hacke zu lecken. Darauf wird dieselbe 
wieder glühend gemacht und der nächste kommt an 
die Reihe. Alle ohne Ausnahme müssen heran, selbst 
der Dorfhäuptling, etwaige Aerzte ebenso, auch Wahr- 
soger find nicht ausgenommen. Nur der Oberhäupt- 
ling leckt nicht mit und — die Zunft der Schmiede. 
Wer ein ganz reines Gewissen zu haben glaubt, 
der leckt auch wohl vier= oder fünfmal. Da die 
Prozedur ruhig weitergeht, wenn auch schon einer 
entdeckt ist, so werden bei einer Feuerprobe oft vier 
oder fünf Zauberer gefaßt. Haben nun endlich Alle 
geleckt, so werden die ertappten Missethäter zum 
Oberhäuptling geführt. Mahina soll, wenn es sich 
nur um einen oder zwei handelt, meist die Todes- 
strafe verhängt haben, waren es mehrere, so wurde 
etwa die Hälfte zur Verbannung begnadigt. Noch 
jetzt erbietet sich manchmal Jemand zum Hackenlecken, 
um seine Unschuld zu beweisen, allein im großen 
Stil wird die Feuerprobe nicht mehr abgehalten. 
  
Aus Madibira (Deutsch-Ostafrika) schreibt 
Schwester Pia in der Zeitschrift des Afrika-Vereins 
deutscher Katholiken, „Gott will es“: 
Noch einige Tage und wir haben das erste Jahr 
im Klösterchen St. Lioba vollendet. Manche Fort- 
schritte und Verbesserungen sind in demselben zu 
verzeichnen. Ein Anbau zur Kirche, der mit einem 
schönen, zierlichen Thurm abschließt, kam zur Voll- 
endung. Durch einen künstlich angelegten Kanal 
wurde der bisherige Garten zu einer Insel umge- 
staltet, die mit verschiedenen Obstbäumen, wie Mango, 
Mapaien, Bananen, Tope-Tope u. dergl., bepflanzt 
ist. Diesseits wird zur bevorstehenden Regenzeit ein 
neuer Gemüsegarten angelegt, der durch den Kanal 
bewässert wird. Dann wurden noch einige Temben 
gebaut, eine als Knabenhaus und die andere als 
großartige Waschanstalt, deren innere Einrichtung ganz 
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von Ziegeln ausgemauert wurde. Doch neben dem 
materiellen Ausschwung darf auch der geistige durch- 
aus nicht leiden. An jedem ersten Monatssonntag 
ist Geistessammlung, bei welcher wir zwei Vorträge 
vom P. Superior erhalten, außerdem an jedem Sonn- 
abend. Täglich zweimal hält er Unterricht für die 
Schwarzen, worauf unsere Schwester Oberin die 
Elementarfächer vornimmt. Außer zwei christlichen 
Familien unserer ehemaligen Kinder haben sich in 
unserer Nähe noch mehrere gutgewillte beidnische 
angesiedelt, die dann den Grund zu einem christlichen 
Dorfe bilden. Einigen ist auch das Mißtrauen gegen 
die Missionare schon so weit geschwunden, daß sie 
ihre kleinen Kinder zur Taufe bringen. 
In derselben Zeitschrift schreibt Br. Norbertus 
aus Porto-Seguro (Togo): 
Am Weihnachtsfeste waren von den Orten, wo 
Außenschulen errichtet sind, im Ganzen 315 Knaben 
und Jünglinge herübergekommen, um mit uns Weih- 
nachten zu feiern. 40 derselben kamen über drei 
Stunden weit her und hatten, wie auch manche 
andere, noch nie eine Kapelle gesehen. Ihre Haltung 
sowie auch die der vielen anderen, welche am Gottes- 
dienste theilnahmen, war trotz Ueberfüllung der 
Kapelle eine musterhafte, sowohl beim nächtlichen 
Gottesdienste als auch beim Hochamte um 8 Uhr 
morgens. Das neue Jahr war bis jetzt für die 
Station auch recht segensreich. Am 19. Januar 
empfingen 17 Kinder die erste Kommunion. Im 
Ganzen kommunizirten an diesem Feste 39. Solche 
Tage erfüllen mit neuer Lust und Arbeitskraft. — 
Am 27. Januar feierten wir mit unserer Jugend 
Kaisers Geburtstag in recht schöner Weise. Erst 
beteten die Kinder in der Kapelle für Se. Mojestät. 
Nachher war eine Festfeier in der Schule, wobei 
mehrere Spielsachen und andere kleine Gegenstände, 
welche gute Freunde aus Europa geschickt haben, 
verlost wurden, was bei den Kindern eine recht 
freudige Stimmung hervorrief, so daß das „Heil 
dir im Siegerkranz“, „Deutschland, Deutschland über 
Alles“ und andere Lieder mit besonderer Begeisterung 
gesungen wurden. 
Von einer auf dem Engelberg in Kamerun 
errichteten Handwerkerschule erzählt Br. Hoffmann 
im „Stern von Afrika“: 
Wenigstens ein Anfang zu der geplanten Hand- 
werkerschule ist nun bereits vorhanden, und zwar — 
mit Freude und Genugthuung kann ich es melden — 
ein recht vielversprechender. Mit frohem Muth und 
frischen Kräften habe ich angefangen, meinen lange 
gehegten Lieblingsplan auszuführen und hier eine 
„Schreinerakademie“ zu gründen. Die Zahl der 
„Studenten“ beträgt vorläufig acht. Es sind Knaben 
aus der Rio del Rey-Gegend, brav, geweckt und lern- 
begierig; ihre niederen Studien, d. h. den Unterricht 
in den Fächern der Volksschule, haben sie bereits in 
einem dreijährigen Kursus absolvirt. Im Vergleich
	        
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