staunen über diesen riesigen Fortschritt. Auch unsere
neue St. Josefskirche trägt nicht wenig zur Verschö-
nerung der Stadt bei; der hohe, majestätische Thurm
winkt dem Reisenden auf hoher See schon von ferne
freundlich entgegen. Mit freudiger Sehnsucht er-
warten wir deren Vollendung.
Von der früher im Hehelande (Deutsch-Ost-
afrika) üblich gewesenen Feuerprobe erzählt Missionar
Klamroth in den „Berliner Missionsberichten“:
Um Zauberer zu entlarven, die den Leuten Krank-
heiten anhexen, wurde früher, zur Zeit der alten
Hehe-Herrlichkeit, eine richtige Feuerprobe angestellt.
Der mutunasa kann nur den Ort angeben, wo der
Missethäter steckt. Falls der Oberhäuptling die Sache
nun weiter verfolgen will, läßt er die ganze Ein-
wohnerschaft, Männer, Frauen und Kinder, jenes
Dorses zusammenkommen. Ein großes Feuer wird
angezündet und eine Hacke darin glühend gemacht.
Dies Alles geschieht unter Leitung des muna kunana,
des „Oberleckers“, Festordners oder wie man das
Wort übersetzen will. Dann fängt derselbe an, drei-
mal an der Hacke zu lecken. Darauf wird dieselbe
wieder glühend gemacht und der nächste kommt an
die Reihe. Alle ohne Ausnahme müssen heran, selbst
der Dorfhäuptling, etwaige Aerzte ebenso, auch Wahr-
soger find nicht ausgenommen. Nur der Oberhäupt-
ling leckt nicht mit und — die Zunft der Schmiede.
Wer ein ganz reines Gewissen zu haben glaubt,
der leckt auch wohl vier= oder fünfmal. Da die
Prozedur ruhig weitergeht, wenn auch schon einer
entdeckt ist, so werden bei einer Feuerprobe oft vier
oder fünf Zauberer gefaßt. Haben nun endlich Alle
geleckt, so werden die ertappten Missethäter zum
Oberhäuptling geführt. Mahina soll, wenn es sich
nur um einen oder zwei handelt, meist die Todes-
strafe verhängt haben, waren es mehrere, so wurde
etwa die Hälfte zur Verbannung begnadigt. Noch
jetzt erbietet sich manchmal Jemand zum Hackenlecken,
um seine Unschuld zu beweisen, allein im großen
Stil wird die Feuerprobe nicht mehr abgehalten.
Aus Madibira (Deutsch-Ostafrika) schreibt
Schwester Pia in der Zeitschrift des Afrika-Vereins
deutscher Katholiken, „Gott will es“:
Noch einige Tage und wir haben das erste Jahr
im Klösterchen St. Lioba vollendet. Manche Fort-
schritte und Verbesserungen sind in demselben zu
verzeichnen. Ein Anbau zur Kirche, der mit einem
schönen, zierlichen Thurm abschließt, kam zur Voll-
endung. Durch einen künstlich angelegten Kanal
wurde der bisherige Garten zu einer Insel umge-
staltet, die mit verschiedenen Obstbäumen, wie Mango,
Mapaien, Bananen, Tope-Tope u. dergl., bepflanzt
ist. Diesseits wird zur bevorstehenden Regenzeit ein
neuer Gemüsegarten angelegt, der durch den Kanal
bewässert wird. Dann wurden noch einige Temben
gebaut, eine als Knabenhaus und die andere als
großartige Waschanstalt, deren innere Einrichtung ganz
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von Ziegeln ausgemauert wurde. Doch neben dem
materiellen Ausschwung darf auch der geistige durch-
aus nicht leiden. An jedem ersten Monatssonntag
ist Geistessammlung, bei welcher wir zwei Vorträge
vom P. Superior erhalten, außerdem an jedem Sonn-
abend. Täglich zweimal hält er Unterricht für die
Schwarzen, worauf unsere Schwester Oberin die
Elementarfächer vornimmt. Außer zwei christlichen
Familien unserer ehemaligen Kinder haben sich in
unserer Nähe noch mehrere gutgewillte beidnische
angesiedelt, die dann den Grund zu einem christlichen
Dorfe bilden. Einigen ist auch das Mißtrauen gegen
die Missionare schon so weit geschwunden, daß sie
ihre kleinen Kinder zur Taufe bringen.
In derselben Zeitschrift schreibt Br. Norbertus
aus Porto-Seguro (Togo):
Am Weihnachtsfeste waren von den Orten, wo
Außenschulen errichtet sind, im Ganzen 315 Knaben
und Jünglinge herübergekommen, um mit uns Weih-
nachten zu feiern. 40 derselben kamen über drei
Stunden weit her und hatten, wie auch manche
andere, noch nie eine Kapelle gesehen. Ihre Haltung
sowie auch die der vielen anderen, welche am Gottes-
dienste theilnahmen, war trotz Ueberfüllung der
Kapelle eine musterhafte, sowohl beim nächtlichen
Gottesdienste als auch beim Hochamte um 8 Uhr
morgens. Das neue Jahr war bis jetzt für die
Station auch recht segensreich. Am 19. Januar
empfingen 17 Kinder die erste Kommunion. Im
Ganzen kommunizirten an diesem Feste 39. Solche
Tage erfüllen mit neuer Lust und Arbeitskraft. —
Am 27. Januar feierten wir mit unserer Jugend
Kaisers Geburtstag in recht schöner Weise. Erst
beteten die Kinder in der Kapelle für Se. Mojestät.
Nachher war eine Festfeier in der Schule, wobei
mehrere Spielsachen und andere kleine Gegenstände,
welche gute Freunde aus Europa geschickt haben,
verlost wurden, was bei den Kindern eine recht
freudige Stimmung hervorrief, so daß das „Heil
dir im Siegerkranz“, „Deutschland, Deutschland über
Alles“ und andere Lieder mit besonderer Begeisterung
gesungen wurden.
Von einer auf dem Engelberg in Kamerun
errichteten Handwerkerschule erzählt Br. Hoffmann
im „Stern von Afrika“:
Wenigstens ein Anfang zu der geplanten Hand-
werkerschule ist nun bereits vorhanden, und zwar —
mit Freude und Genugthuung kann ich es melden —
ein recht vielversprechender. Mit frohem Muth und
frischen Kräften habe ich angefangen, meinen lange
gehegten Lieblingsplan auszuführen und hier eine
„Schreinerakademie“ zu gründen. Die Zahl der
„Studenten“ beträgt vorläufig acht. Es sind Knaben
aus der Rio del Rey-Gegend, brav, geweckt und lern-
begierig; ihre niederen Studien, d. h. den Unterricht
in den Fächern der Volksschule, haben sie bereits in
einem dreijährigen Kursus absolvirt. Im Vergleich