zu ihren ungebildeten Landsleuten sind es also schon
halbe Gelehrte. Es erübrigt jetzt nur noch, sie zu
tüchtigen Handwerkern heranzubilden, wozu sie das
nöthige Zeug und die erforderlichen guten Eigen-
schaften haben; sind sie doch ziemlich arbeitsam, was
man von den Negern im Allgemeinen nicht behaupten
kann. Wenn diese Schwarzen dann nach einigen
Jahren, nachdem sie ihr Handwerk gründlich erlernt
haben. in ihr Land zurückkehren, um ihre Volks-
genossen in den hier erlernten Fertigkeiten zu unter-
weisen und dort ebenfalls tüchtige Handwerker her-
anzubilden, so kann es nicht fehlen, daß die Mission
in nicht allzuferner Zukunft eine Stütze an ihnen
haben wird. Und auch der Regierung und dem
Deutschen Reich wird dadurch viel genützt.
Die Neuendettelsauer „Kirchlichen Mitthellungen“
enthalten Berichte der Missionsstation Dainzerhöhe
(Kaiser Wilhelmsland bei Kap Gerhardt). Diese
Station liegt so ziemlich im Mittelpunkt des Bukaua-
gebiets. Es geht langsam, aber ohne Erfolg ist die
Missionsarbeit nicht. „Es hat sich schon Vieles ge-
ändert, so manche heidnische Sitte und Gewohnheit
verschwindet, und ich habe das Gefühl, als ob da
erst reine Tafel gemacht werden müßte, bevor christ-
liches Leben Boden gewinnen kann.“ So schreibt
Missionar Deckert, kann aber zugleich eine dauernde
Aufmerksamkeit gegen Gottes Wort bestätigen. Schule
wird regelmäßig gehalten, dieselbe leidet aber unter
einem immerwährenden Wechsel der Jungen. Als
Ursache wird berichtet, daß es den sonst so selb-
ständigen Bübchen doch etwas eigenthümlich vorkommt,
wenn sie Tag für Tag fleißig arbeiten sollen und
sich nebenbei auch noch an Gehorsam gewöhnen
müssen. „Die Ohnmacht der Erwachsenen 5= bis
10 jährigen Kindern gegenüber setzt einen in Staunen,
ja man muß lachen, wenn man sieht, wie ein halb
Dutzend starke Kerle einen 6= bis 7 jährigen Jungen,
dem sie etwas zu thun heißen, nicht zwingen können,
wenn er es nicht freiwillig thut. Unter den Kindern
auf der Station vorgekommene Todesfälle haben
auch die Meinung verbreitet, daß ein Schlangenbiß
durch Zauberei hervorgerufen sei. Die meisten Schüler
sind noch recht schwerfällig; wenn es sich darum
handelt, dem Gedächtniß etwas einzuprägen, so ist
es damit schlecht bestellt. Sonst aber sind sie nett,
und man kann sie gern haben. Man merkt nie, daß
sie widerbellen oder brummen, wenn man etwas
anordnet, willig unterziehen sie sich jeder Arbeit und
sind fleißig, wenn man sie beaufsichtigt.“ — Die
äußeren Einrichtungen, auch ein Bau für die Kost-
schüler, sind im Fortschreiten. „Mit unserer Feld-
wirthschaft sieht es hoffnungsvoller aus, als wir
dachten. Wenn wir das Feld, das wir haben, gut
in Stand setzen, reichlich düngen, den Boden gut
umarbeiten und die Steine ausgraben, so weit es
geht, dann werden wir nicht mehr klagen brauchen
über Mangel an Land.“
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Aus fremden Uolonien und
Produhktionsgebieten.
Ueber die Entwickelung der Wasserwerke in PDunjab
(Oberindien).
Einem in der Society of Arts zu London ge-
haltenen Vortrage des Oberingenieurs Sidney Preston
über die Entwickelung der Wasserwerke in Punjab
(Oberindien) entnehmen wir folgende Mittheilungen,
welche für die Frage der Bewässerung in unseren
Schutzgebieten von Interesse sind:
Vor der Uebernahme des Punjabgebietes seitens
der englischen Regierung waren die dort befindlichen
Kanäle durchweg zu tief angelegt und daher nur zu
Entwässerungszwecken geeignet. Diesem Mangel half
die Regierung zunächst dadurch ab, daß sie Kanäle
in Höhe der Wasserscheiden baute. Indeß ließ sie
es anfangs noch an einer gehörigen Vertheilung des
Wassers in wissenschaftlich konstruirten Kanälen sehlen,
so daß in häufig ganz planlos angelegten, dicht
nebeneinander herlaufenden und übermäßig langen
Wasserrinnen eine Menge Wasser durch Verdunsten
und Einsickern verloren ging. Erst in den achtziger
Jahren wurde mit dem Bau des Sirkindkanals eine
auf wissenschaftlicher Grundlage beruhende Kanali-
sation durchgeführt. Hierbei befolgte man das Prinzip,
vom Hauptkanal aus größere oder kleinere Zweig-
kanäle zu dem höchsten Punkte einer jeden Ortschaft
zu leiten und es dieser zu überlassen, das Wasser
an die einzelnen Bewohner zu vertheilen.
Hatte man sich bis dahin nur mit der Bewässe-
rung bereits bewohnter und bebauter Gegenden de-
faßt, so ging man jetzt weiter und beschloß, durch
den Bau des Chenabkanals die große wasserlose
Wüste zwischen den Kavi= und Chenabflüssen, Kechna
Doab genannt, bewohnbar zu machen. Die Verhält-
nisse lagen hier weit ungünstiger. Brunnen konnten
wegen des tiefen Standes des Grundwassers nicht
gebohrt werden, und die Niederschläge waren zu
gering, um dem Boden die zur Bebauung erforder-
liche Feuchtigkeit zu gewähren. Bevor man hier
Leute ansiedelte, mußte man daher jedem einzelnen
gewisse Garantien hinsichtlich der Bewässerung des
ihm überlassenen Landes bieten. Maßgebend bei
der Anlage dieser Kanalisation war daher das
Prinzip, vom Hauptkanal aus größere oder kleinere
Theilkanäle zu dem höchsten Punkte einer jeden ein-
zelnen Besitzung zu leiten. Um dieses zu ermöglichen,
schlug man folgendes Verfahren ein.
Man zog mitten durch den zu bewässernden
Landstrich seiner Länge nach eine Grundlinie, errich-
tete auf dieser in Abständen von etwa 1000 Fuß
Senkrechte und zog durch letztere in den gleichen
Abständen Parallelen zu der Grundlinie. Auf diese
Weise wurde das ganze Land in Quadrate getheilt,
deren Seiten etwa 1000 Fuß lang waren und deren
Inhalt etwa 25 Acker betrug. An den Ecken und
den Mittelpunkten der Seitenlinien errichtete man