Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

Auf der einsamen Station Urambo, unweit 
Tabora, findet unter den dort wohnenden Wanyam- 
wesi das Wort Gottes schwer Eingang, doch scheint 
dasselbe besser als zuvor verstanden zu werden. Die 
Schule der Erwachsenen wurde durchschnittlich von 
45, die der Jünglinge von 15, der Kinder von 40 
Personen besucht. An der Nähschule nahmen außer 
den zehn Hausmädchen (befreiten Sklavenkindern) noch 
eiwa zwölf Frauen und Mädchen theil. Bisher 
gilt das Nähen dort zu Lande als Männerarbeit. 
Eine Werkstatt ist für Tischlerei= und Zimmermanns- 
arbeit eingerichtet. Täglich wurden im Jahre 1901 
durchschnittlich zwölf bis vierzehn Personen medizinisch 
behandelt. Für dieses Jahr ist der Bau eines für 
Schwerkranke bestimmten kleinen Krankenhaufes in 
Aussicht genommen. Das Ergebniß einer Missions- 
reise nach Nordosten war die Besetzung von Musene I 
als eines Predigtplatzes. — In Kitunda, gelegen 
innerhalb des schönen und fruchtbaren Kiwerelandes, 
haben sich die Missionsgeschwister Stern, Brauer 
und Rapparlié seit dem Mai v. Is. niedergelassen 
und dann die nöthigen Bauten ausgeführt. Seit 
Anfang d. Is. hat auch die Schule für Kinder und 
Erwachsene begonnen. An Arbeitern zu den Bauten 
hat es bei der dichten Bevölkerung nicht gefehlt. 
Das Vertrauen zu den Missionaren nimmt immer 
mehr zu. Rühmend wird das Interesse des Stations-= 
chefs Freiherrn von Reitzenstein an der Missions- 
arbeit anerkannt. — Aus dem Nyassagebiet ist das 
Bild eines stattlichen Kirchleins der Station Ruten- 
ganio dem Missionsblatt beigegeben. Der Missionar 
Kretschmer schreibt aber im Hinblick auf das ver- 
hältnißmäßig noch nicht lange Bestehen der Station: 
Die äußere Arbeit besteht schon vielfach in der 
Erhaltung des Vorhandenen, die Natur des Landes 
sorgt nämlich zur Genüge dafür, daß es an Arbeit 
nicht mangelt. Die Schüler sind bisher fast nur 
Erwachsene, die nebenher mit der Feldbestellung 
genug zu thun haben. Immerhin, 70 Schüler ein- 
getheilt in sechs Klassen, ist eine nicht kleine Zahl. 
Auf dem Platz Kyimbila hat Rutenganio seine erste 
Tochterstation erhalten. In das dort errichtete Ge- 
bäude ist das ganze bisher in Ipiana beruhende 
Handelslager übernommen. 
  
Ueber die katholische Missionsstation in Jaünde 
(Kamerun) schreibt P. Vieter in „Kreuz und Schwert"“: 
Am 25. Januar kam ich in Jaünde an. Im 
Aeußeren hat sich unsere Station hier auf den ersten 
Blick nicht besonders geändert. Patres und Brüder 
bewohnen noch das Buschhaus aus Baumrinde, das 
wir im Februar v. Is. bauten. Doch in dessen 
Nähe erhebt sich ein Backsteinbau, zweistöcklg — 
unser neues Wohnhaus. An der Küste, wo man 
mit sertigen Brettern und Wellblech baut, schreilet 
so ein Hausbau viel rascher voran. Hier mußten 
wir erst eine Ziegelei anlegen, Bäume fällen und 
den Eingeborenen das Brettersägen beibringen. Die 
Ziegel sind zum größten Theil sehr hart und gut 
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geworden, und die jetzt gesägten Balken und Bretter 
sind tadellos. Die zuerst, probeweise, gebrannten 
Dachziegel aus Lehm entsprachen nicht den An- 
forderungen, sie waren zu leicht zerbrechlich. Die 
Brüder suchten dann nach Thon und fanden auch 
solchen. Die aus diesem hergestellten Dachziegel, 
mit denen das neue Haus bereits gedeckt ist, können 
an Güte wohl dem deutschen Fabrikat an die Seite 
gestellt werden. Das Haus hat oben ein Refektorium, 
vier Zimmer und kleine Veranda, unten zwei Zimmer 
und zwei Schlassäle für die Schulkinder. Als Mörtel 
diente Lehm. Durch das ringsum weit vorstehende 
Dach ist das Haus. vor Regen ziemlich geschützt. 
Jetzt wird nebenan ein kleiner Bau aufgeführt, dessen 
unterer Raum als Lagerraum und dessen oberer als 
Küche dienen soll. Außerdem soll noch ein Schul- 
gebäude aus Ziegel ausgeführt werden, das bis auf 
Weiteres auch als Kirche denm wird. 
In derselben Missionszeitschrift schreibt P. . Herman= 
## Über die deutsch- südwestafrikanische Eisen- 
ahn: 
Welcher Segen diese Trägerin der Kultur für 
unser junges Schutz= und Missionsgebiet ist, weiß 
lediglich ein Afrikaner in seiner vollen Tragweite 
zu ermessen, schon allein wegen der Personenbe- 
förderung ins Innere des Landes.*?) Drei bis vier 
Wochen mühevoller Fahrt auf plumpem, schwerfälligem 
Ochsenwagen wird die Bahn nach ihrer Fertig- 
stellung wohl in zwei Tagen zurücklegen 
Noch einmal: Unsere Eisenbahn entspricht nach Anlage 
und Betrieb fürs Erste allen gerechten Anforderungen, 
denn man darf nicht aus den Augen verlieren, daß 
hier eine Eissenbahn mannigfache Terrainschwierigkeiten 
zu überwinden, äußerst ungünstigen lokalen Eigen- 
thümlichkeiten sich anzuschmiegen hat. Stärke der 
Neigungen, Billigkeit des Betriebes und Betriebs- 
materials, sowie die Leichtigkeit des Bahnkörpers 
sprechen entschieden für eine schmalspurige Bahn. 
Abermals, schreibt im „Evangelischen Heiden- 
boten“ Missionar Gutbrod am Seminar in Buöa, 
ist ein Jahr dahin, und wir können Gott Lob und 
Dank sogen für die mannigfachen Erweisungen seiner 
Gnade. Nicht zum wenigsten aber auch dafür, daß 
wir wiederum sechs junge Leute, die ihren Kurs im 
hiesigen Seminar beendigt haben, zur Anstellung 
vorschlagen können. Bemerkt muß werden, daß sie 
die ersten sind, die volle drei Jahre hier waren, 
während die letztjährigen nach zweijährigem Auf- 
enthalte in Buba unser Seminar verlassen und An- 
stellung gefunden haben. 
— —— — — 
5) Die Nedaktion von „Kreuz und Schwert“ bemerkt 
hierzu in einer Anmerkung: „Leider will es mit unseren 
Eisenbahnproiekten in Ostafrika nicht weiter. Wegen Geld: 
mangels" heißt es da. Unsere Missionare bedauern das 
sehr, denn die Eisenbahnen würden das Bekehrungswerk 
sehr sördern“.
	        
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