Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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diese Unterlage schichtenweise gepackt, jede Schicht 
rechtwinklig zu der vorigen. Die Arbeit muß sehr 
vorsichtig ausgeführt und der Tabak ganz gleich- 
mäßig gepackt werden, damit keine Löcher dazwischen 
entstehen. Der Haufen muß in der Weise gepackt 
werden, daß von außen nur die Stielenden der 
Blätter sichtbar sind. Der Haufen sollte 2,25 bis 
2,60 m hoch sein und dann mit einer Lage „Sand- 
blätter“ bedeckt werden. 
Wenn der Tabak die richtige Feuchtigkeit hat und 
die Luft im Schuppen nicht zu kalt ist, wird die 
Temperatur im Innern des Haufens bald steigen 
und ein angenehmer Geruch, wie von gebackenen 
Aepfeln, wird sich bemerkbar machen. Im Innern 
des Haufens wird etwas Feuchtigkeit verdunsten und 
diese wird wieder in der Nähe des Randes des 
Haufens, wo es kühler ist, kondensirt. Wenn der 
erwähnte Geruch stark wird, muß der Haufen um- 
gepackt werden, um das Verfaulen des Tabaks zu 
verhüten. Die Zeit des Umpackens hängt von der 
Qualität des Tabaks ab; wenn der Tabak leicht ist, 
muß der Haufen öfter umgepackt werden als wenn 
er stark ist. Um ganz bestimmt die richtige Zeit zum 
Umpacken zu erfahren, follte ein Thermometer in die 
Mitte des Haufens gebracht werden und eine halbe 
Stunde dort bleiben, um die Temperatur des um- 
gebenden Tabaks ermitteln zu können. Sobald die 
Temperatur 49° C. erreicht hat, ist es Zeit umzu- 
packen. Da die Temperatur des Haufens nicht 
gleichmäßig vertheilt ist, sondern höher in der Mitte 
als an den Rändern, ist es von größter Wichtig- 
keit, beim Umpacken des Haufens die äußeren Bündel 
in die Mitte und die inneren Bündel nach außen 
zu legen, so daß jedes Bündel gleichmäßig gegohren 
wird. Dieses muß jedesmal beim Umpacken des 
Haufens geschehen. Um vollständige Gährung zu 
sichern, muß der Haufen drei oder vier Mal um- 
gepackt werden. Wenn umgepackt wird, muß jedes 
Bündel ein wenig in der Luft geschüttelt werden, 
und wenn Blätter zusammenkleben, so müssen sie 
sorgfältig von einander gelöst werden, sonst verfaulen 
sie sicher. Wenn faule Blätter vorhanden sind, 
müssen sie sorgfältig entfernt werden, damit nicht der 
ganze Haufen verdirbt. 
Wenn die Gährung vollendet ist, d. h. wenn alle 
Blätter eine gleichmäßig schöne Farbe erhalten haben, 
wird der Haufen auseinander gemacht, und die 
feuchten warmen Bündel werden wieder in Stöße 
oder Haufen gelegt. Diese müssen fortwährend um- 
gelegt werden, bis der Tabak ganz kalt wird. Er 
darf dann ohne Gefahr in große Haufen gesetzt werden. 
Die Zeit für vollständige Gährung ist vier bis 
sieben Wochen, und das Abkühlen beansprucht ge- 
wöhnlich zehn Tage. 
Im Frühjahr, wenn die heißen Tage beginnen, 
setzt die Gährung wieder ein. Zu dieser Zeit ist es 
nöthig, die Tabakhaufen zu beobachten, und wenn der 
Tabak warm und feucht wird, muß er wieder in 
enge Reihen gelegt werden; oder wenn die erste 
  
Gährung nicht befriedigend gewesen ist, darf der 
Tabak eine Nachgährung durchmachen, die genau in 
derselben Weise wie die erste ausgeführt wird. Hier- 
nach konn der Tabak endgültig an einer trockenen 
Stelle aufbewahrt oder verpackt und ausgeführt werden. 
Es kann sein, daß die Gährung des Tabaks 
langsam vor sich geht; in diesem Falle werden die 
Bündel geschüttelt und neu verpackt, da Luftzufuhr 
bei der Gährung eine große Rolle spielt. Die Luft 
in dem Schuppen darf nicht zu trocken noch die 
Temperatur zu niedrig sein, denn die Folge davon 
würde sein, daß die Wärme des Haufens abnehmen 
anstatt zunehmen würde. Es ist manchmal nöthig, 
Gewichte auf den Haufen zu legen, da dieses die 
Blätter näher zusammenpreßt und die Gährung 
befördert. 
Dieses sind die allgemeinen Grundsätze für das 
Trocknen und Gähren des Tabaks, aber es ist ganz 
unmöglich, diese Verfahren erschöpfend zu erklären, 
sie können nur durch Erfahrung gelernt oder durch 
Uebung gewonnen werden. Die Erfolge des ersten 
Bersuches mögen nicht maßgebend sein. Aber wie 
der Erfolg auch ist, so darf er nicht entmuthigen, 
da man in allen Zweigen der Landwirthschaft zuerst 
durch Uebung verschiedene Einzelheiten zu erlernen 
hat, die man sich nicht durch mündliche Erklärungen 
aneignen kann. 
Warhall-Inseln. 
Jaluit-Gesellschaft. 
Der Bericht des Vorstandes lautet über das 
Betriebsjahr 1901, wie folgt: 
„ Wir sind wieder in der angenehmen Lage, auf 
ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurückblicken zu können. 
Der Kopraertrag der einzelnen Inselgruppen er- 
reichte zwar nicht durchweg die normale Höhe, da- 
gegen kam uns die anhaltend günstige Lage des 
europäischen Marktes zu gute. Unsere Kokospflan- 
zungen in der Marshall-Gruppe konnten auch in 
diesem Jahre wieder etwas weiter ausgedehnt werden, 
vor Allem aber bewährt sich das von uns einge- 
führte System, die Eingeborenen durch Gewährung 
von Vorschüssen zur Bepflanzung ihres Brachlandes 
zu bewegen, vorzüglich. Erfreulich ist, daß endlich 
auch die deutsche Sprache in einer auf Jaluit er- 
richteten Missionsschule gelehrt wird. Nach den 
schon jetzt erzielten Erfolgen dürfte sie bald das 
„pidgin englishe verdrängen. 
Nachdem der Norddeutsche Lloyd die versuchs- 
weise eingerichtete Fahrt von Sydney über Herberts- 
höh und Yap nach Hongkong wieder ausgehoben 
hatte, konnten wir im Einverständniß mit dem Reichs- 
Postamt den Fahrplan unserer „Ozeana“ dahin 
abändern, daß das Schiff eine zweimonatliche Ver- 
bindung zwischen Sydney bezw. Hongkong und den 
Marshall= und Karolinen-Inseln unterhält.
	        
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