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keit giebt. Außer der Beschaffung und Vertheilung
von Saatgut, der chemischen und technischen Unter-
suchung kolonialer Produkte, dem Stellennachweis für
deutsche Kolonien, der Veranstaltung von Kolonial=
Ausstellungen 2c. kommen namentlich die wirthschaft-
lichen Unternehmungen des Komitees in Betracht,
über deren Mehrzahl auch im Deutschen Kolonialblatt
sortlaufend berichtet ist. Es handelt sich um folgende
Unternehmungen: Guttapercha-Südsee-Expedition;
Bohrkolonne nach Deutsch-Südwestafrika; Baumwoll-
Expedition nach Togo; Baumwoll-Unternehmen in
Deutsch-Ostafrika; Baumwoll-Expertise nach Klein-
Asien; Eisenbahn-Expedition nach Togo; Kaffee-
Expertise nach Deutsch-Ostafrika; Expertise nach
Hochusambara; Expertise nach dem Kunene.
Verbrauch und verarbeitung von Erdnüssen in der
Warseiller Oelindustrie.
Die Marseiller Seifenindustrie verbraucht im
Monat durchschnittlich 3000 bis 3500 Tonnen
Erdnuß= und andercs Samenöl und etwa die gleiche
Menge Kopra= und Palmkernöl. Von der Gesammt-
menge der Marseiller Oelfruchteinfuhr machen die
Erdnüsse ein rundes Drittel aus. Im Jahre 1900
wurden 105 500 Tonnen Erdnüsse und im vorigen
Jahre 136 000 Tonnen eingeführt. Abgesehen von
der Steigerung der Einfuhr um 29 péCt. hat sich seit
etwas mehr als Jahresfrist im Marseiller Erdnuß-
import ein bedeutsamer Wandel vollzogen. Noch im
Jahre 1900 waren von den eingeführten Erdnüssen
77,4 pCt. ungeschält und nur 22,6 PCt. geschält,
während 1901 bereits 44,95 pCt. aller importirten
Erdnüsse in geschältem Zustande auf den Marseiller
Markt kamen.
Die Ursache dieser Aenderung in der Lieferung
der Waare liegt in der Thatsache, daß die Marseiller
Oelindustrie ungeschälte Erdnüsse fast gar nicht mehr
unter die Pressen bringt, weil der Sast der Schale
dem Oel einen bitteren Geschmack und Geruch ver-
leiht, der es besonders für Speisezwecke untauglich
macht. Zur Enthülsung der Erdnüsse sind in Mar-
seille eigens konstruirte Schälmaschinen allgemein in
Gebrauch gekommen, welche das Rohmaterial erst für
die Pressen bearbeiten. Diese Maschinen haben sich
im Ganzen gut bewährt; nur bei den unmittelbar
nach der Ernte gelieserten Erdnüssen versagen sie
ihren Dienst, weil bei den frischen Früchten die zähe
Schale noch zu fest anschließt, um ohne Quctschung
der Kerne durch Maschinenkrast entfernt werden zu
können. In diesem Falle kann die Enthülsung nur
durch Handarbeit geschehen, die sich in Marseille selbst
indeß viel zu theuer stellen würde. Dagegen wird
die billige Arbeitskraft der Eingeborenen in den
Ausfuhrhäfen von Mozambique und der Madrasküste
vielfach zu diesem Zwecke in Dienst genommen, so
daß neuerdings von Mozambique ausschließlich und
von Madras größtentheils geschälte Waare nach
Marseille verschifft wird.
Weitaus die meiste und billigste Waare der
Marseiller Erdnußeinfuhr liesert die Präsidentschaft
Madras. Der letzte gezahlte Preis für geschälte
Madras-Nüsse nach Landungsgewicht und frei Mar-
seille stellte sich auf 25,50 bis 26 Francs pro 100 kg.
während geschälte Mozambique-Nüsse 34 bis 34,50
Francs erzielten. Die geschälte Frucht ergiebt etwa
39 bis 40 pCt. reines Oel, während in dem zu
Oelkuchen verarbeiteten Mehlbrei noch etwa 7 bis
9 pCt. Oel zurückbleiben.
Der Preis des Oeles hängt in erster Linie von
dem speziellen Gebrauchszweck ab. Das Oel aus
geschälten Madras-Nüssen, welches die Seifenindustrie
verarbeitet, kostet etwa 58 Francs pro 100 kg erste
Pressung und frei Fabrik. Das seinste Speiseöl wird
aus den Erdnüssen gewonnen, welche in ungeschältem
Zustande von der afrikanischen Westküste, insbesondere
aus Rufisque und von der Gambiamündung, kommen.
Das Oel dieser Nüsse, welche in Marseille besonders
sorgfältig geschält werden, hält gegenwärtig einen
Preisstand von 75 bis 80 Francs pro 100 kg erste
Pressung. Das Oel von Mozambique-Nüssen, Hand-
schälung und erste Pressung, kostet zur Zeit durch-
schnittlich 74 bis 75 Francs. Die zweite Pressung
von Mozambique-, Rufisque= und Gambia-Nüssen
liefert ein besonders zu Beleuchtungszwecken geeig-
netes Oel, welches noch einen Preis von 68 bis
70 Francs pro 100 kg erzielt.
Die Oelkuchen von Erdnüssen kosten in Marseille
12,75 bis 13 Francs pro 100 kg ab Fabrik oder
1325 bis 13,50 Francs frei an Bord ohne Sack.
Baumwollsamenkuchen stellen sich in Marseille ge-
wöhnlich 3 Francs billiger als Erdnußkuchen; ihr
Preis pro 100 kg entfaserte Waare beläuft sich
gegenwärtig auf 10 Francs ab Fabrik. Die Mar-
seiller Oelkuchen bilden ein vorzügliches Kraftsutter
und werden als solches in Europa weit mehr geschätzt
als in den Vereinigten Staaten von Amerika.
(Nach einem Bericht des amerikanischen General-Konsuls
in Marseille.)
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Titterakur.
Berichte über Land= und Forstwirthschaft in
Deutsch-Ostafrika, herausgegeben vom Keiser-
lichen Gonvernement von Deutsch-Ostafrika. Carl
Winter's Universitätsbuchhandlung, Heidelberg.
Je nach dem vorliegenden Material werden
diese Berichte in zwanglosen Heften und zu verschlc-
denen Preisen erscheinen. Bis jetzt sind die beiden
ersten Heste des ersten Bandes der Oeffentlichleit
übergeben. Heft 1 (Mk. 2,80) enthält eine Uebersicht
über Land= und Forstwirthschaft in Deutsch- Ostafrika
im Berichtsjahre vom 1. Juli 1900 bis 30. Juni 1901,
zusammengestellt vom Regierungsrath Dr. Stuhlmann,
sowie längere Auszüge aus den Jahresberichten der
deutsch-ostafrikanischen Bezirksämter und Militär=