In Tschamba empfing uns der Galadima von
Tibati besonders freundlich; von hier führt die große
Handelsstraße geradewegs auf Yola. Stetten ist sie
1893 marschirt. Wir zogen durch die reichen Sie-
delungen der Baltaheiden das Farothal auswärts
über Lamurde und Borongo nach Haussa-Fullahstadt
Bundang-Tukurna. In dem Farothal, das sich hier
oft zu Seen erweitert, die von Tausenden von Vögeln
belebt sind, hat sich Bundang, das meist von Cam-
beris — das heißt Haussas, die in Adamaua geboren
sind — aber auch von Kanuris und Schuaris (Ara-
bern) bewohnt wird, zu einem bedeutenden Industrieort
mit Färbereien, Seilereien und Gerbereien entwickelt.
Die Stadt steht unter dem Schutz der nahen Fullah-
residenz Tukurua, wo Jerima Husseni, der Bruder
des neuen Lamido Mai von Ngaundere, regiert.
Ueber eine sandige, fast unbewohnte Ebene führt der
Weg in neun Stunden an den Benue, der in einem
tiefeingeschnittenen, hier 300 m breiten Bett langsam
dahinfließt und kaum über mannstief war. Balta-
heiden aus Kokemi, die stehend gewandt ihre kleinen
Kanus steuerten, halfen uns am 5. Januar morgens
beim Uebersetzen. Nach drei Stunden schon konnte die
Expedition auf dem gut angebauten nördlichen Ufer
weitermarschiren, in dem Fullahort Jamtari wurde
genächtigt und am 6. Januar in Garua einmarschirt.
Expedition des Stabsarztes Doesemann länge der
Südgrenze von Ramernn.
II.
Am 19. Dezember kam ich in das Flußgebiet
des Ain, den ich am 22. Dezember überschritt; er
ist hier nur etwa 25 m breit, und eine Schnelle
solgt der andern; sein Hauptzufluß Mire, den ich
am 23. Dezember passirte, erscheint noch etwas
größer. Am 27. Dezember traf ich endlich die
ersten Zuflüsse des Djah, und damit besserten
sich etwas die Schwierigkeiten des Marsches, da
hier Trockenzeit herrschte; zwar waren noch in den
Niederungen zum Theil recht beträchtliche Sümpfe,
aber die Wege sonst waren doch trocken, und nur
alle 3 bis 4 Tage brachte ein Gewitter den bisher
sast alltäglichen Regen. Hier traf ich mehrfach auf
Lager des Jägerstammes der Ebajaga, die keine
sesten Dörfer haben, keine Felder bestellen, sondern
nur von der Jagd, hauptsächlich auf Elephanten,
lebend, im Walde bald hier bald da ihre Blätter-
hütten aufbauen. Gesehen habe ich leider nur einen
einzigen; es sind aber keine Zwerge, sondern sie
sollen durchschnittlich ebenso groß wie die Fang und
Nsem sein, jedoch sprechen sie eine andere Sprache;
der mir zu Gesicht gekommene etwa 35 jährige
Mann war 1,55 m groß, von gedrungener Gestalt,
auffallend breiter Brust und Gesichtsbildung; leider
war er nicht zu bewegen, eingehendere Messungen
an sich vornehmen zu lassen.
*) Vergl. die vorige Nummer des Deutschen Kolonial-
blattes, die auch eine die Expednion veranschaulichende
Karte enthält.
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Am 4. Jannar 1902, nachdem ich seit dem
Abmarsch von Nyengwe das erste Lager im Wald
ohne Dorf gehabt hatte, erreichte ich den hier
120 bis 160 m breiten Djah und kam gleichzeitig
in ein neues Sprachgebiet, zu den Nsem. Diese
unterscheiden sich in der Sprache von den Fang,
Bulu, Mwai nur wenig und zersallen ebenfalls
in eine große Zahl Unterstämme, deren bedeutendster
die nördlich des Diah wohnenden Nsima zu sein
scheinen. Auch hier finden sich überall reichlich
Kautschuk und Elfenbein und das gleiche große
Verlangen nach den Erzeugnissen Europas, die sie,
obwohl sie wissen, daß wenige Tagemärsche südlich
sich die Faktoreien der Gesellschaft Südkamerum
befinden, doch fast allein von den Bulu beziehen.
Wenn auch bisher schon meine Geduld und Lang-
muth durch Lügen, Verweigerung von Angaben
und Aehnlichem oft ziemlich hart auf die Probe ge-
stellt wurde, ich aber doch von einem Einschreiten
Abstand nahm, konnte ich hier in Mbalam, dem
ersten Msemdorf, doch nicht umhin, eine kleine Be-
strafung zu ertheilen, die gleichzeltig den Erfolg
hatte, daß ich in den nächsten Dörfern das größte
Entgegenkommen fand. Ich hatte mit dem Häupt-
ling in mehrstündiger Verhandlung den Weitermarsch
nach Ost besprochen, wurde aber am andern Morgen
nach Nordwest abgeführt; als ich mir deshalb die
Führer vornahm, erfuhr ich von dem einen, etwas
ängstlicheren denn, daß sie vom Häuptling den
Auftrag erhalten hätten, mich 8 bis 4 Tage weit
nach Nord auf den v. Steinschen Weg zu bringen,
während ich dem Häuptling ausdrücklich erklärt
hatte, daß ich gerade diesen vermeiden und rein
östlich marschiren wolle. Ich ging hierauf zurück
und nahm den Heuptling nebst zwei seiner Be-
gleiter gefangen. Die nächste Stunde war äußerst
interessant, und ich hätte hier leicht einen sogenannten
„Krieg"“ haben können, wenn ich gewollt hätte;
5 bis 6 Mal rückten 40 bis 50 Mann, die für
eine gewaltsame Befreiung ihres Oberhauptes waren,
unter lautem Geschrei mit fertigen Gewehren und
geschwungenen Messern bis auf etwa zehn Schritt
an die ausgestellten zwei Posten heran, wagten
aber doch nicht zu schießen oder weiter vorzu-
dringen; da von mir aus nichts weiter geschah,
sondern ich meinen Leuten befahl, ruhig zu kochen 2c.,
wurden sie durch das Nichtbeachtetwerden allmählich
ruhiger, und nach einer weiteren Stunde brachten
sie die geforderte geringe Buße von einem kleinen
Elephantenzahn und drei Ziegen, nebst den für die
Expedition nöthigen Lebensmitteln an, und wir
schieden am andern Morgen mit Führern in der ge-
wünschten Richtung wieder als leidlich gute Freunde.
Von Mbalam folgte nunmehr eine etwa 30 km
breite unbewohnte Waldstrecke, doch schoben sich von
hier an öfters anfänglich nur kleine, später größere,
bis zu mehreren Kilometern lange, aber nur einige
hundert Meter breite, baumlose Sumpfsstrecken ein,
die meist von einem Bach durchzogen, nur mit 1 bis
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