Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

bringt, also weniger zur Erzeugung von Cigarren- 
decken zu verwenden ist, als ein leichter sandiger 
Boden. Je leichter und sandiger der Boden, desto 
feiner, zarter und elastischer ist das Deckblatt. Daß 
der Boden gehörig entwässert werden muß, ist selbst- 
verständlich; wenn derselbe 7 bis 8 pCt. Feuchtigkeit 
enthält, so ist das ganz genügend, um leichten Tabak 
mit Erfolg zu ziehen. Man hat beobachtet, daß zu 
nahe an der See gezogener Tabak häufig schlecht brennt. 
Was nun die Kultur des Tabaks anbetrifft, so 
mag kurz erwähnt werden, daß man die Zubereitung 
des Pflanzbeetes damit beginnt, den Boden durch 
offenes Holzfeuer derart gründlich zu erhitzen, daß 
sämmtliche darin befindliche Unkrautsamen vernichtet 
sowie auch die darin befindlichen Insekten getödtet 
werden. Das Beet muß natürlich gehörig um- 
gegraben und gut bedüngt werden. Im Allgemeinen 
säeet man den Samen ohne weitere Vorbereitung auf 
das so zubereitete Beet; doch hat man in Georgia 
guten Erfolg mit dem Ziehen früher Pflanzen ge- 
habt, indem man den Samen eine halbe Stunde 
in Wasser legte, dasselbe dann abgoß und den 
seuchten Samen auf einem Teller, den man mit 
einer Glasplatte zudeckte, um die Feuchtigkeit zu 
halten, in einem warmen Zimmer aufbewahrte. 
Schon nach acht Tagen keimte der Samen, welcher 
dann, mit Asche oder Mehl vermengt, auf das 
eigentliche Pflanzbeet gesäet wurde. In vier Wochen 
konnten dann die Pflanzen schon ausgesetzt werden. 
In Canada säet man den Samen auf ein Mistbeet 
und verpflanzt die Setzlinge zweimal, wodurch die 
Pflanzen kräftiger werden und beim endgültigen 
Auspflanzen sich so widerstandsfähig zeigen, daß man 
kaum nachzupflanzen braucht. 
Man pflanzt den Tabak in Reihen, die einen 
Abstand von etwa 92 cm haben und mit Zwischen- 
räumen von etwa 35 cm in der Reihe. Pflanzt 
man in größeren Abständen, so wird das Gewächs 
gröber und kräftiger; die Blätter werden auch für 
Cigarrendecken zu groß, da man für diesen Zweck 
ein dünnes, elastisches und nicht zu langes Blatt 
mit zarten Adern haben will. Je nachdem der Boden 
kräftig ist, läßt man an jeder Pflanze 24 bis 
30 Blätter stehen, denn je weniger Blätter man 
der Pflanze läßt, desto mehr konzentrirt sich die 
Kraft der Pflanze auf dieselben. Das Blatt wird 
so viel dicker, größer und kräftiger. Man läßt da- 
her auch oft die Pflanze Blüthen treiben, damit das 
Blatt nicht zu dunkel und kräftig wird. Sollte 
man die Spitze der Pflanze zu früh ausgebrochen 
haben und merken, daß das Blatt zu dick und grob 
wird, so läßt man sich den „Geiz“ als Sicherheits- 
ventil entwickeln, wodurch dann das Blatt wieder 
dünner wird. Es ist auch sehr wichtig, daß man 
den Tabak nicht überreif werden läßt, da derselbe 
sonst seine Elastizität verliert; schneidet man ihn zu 
früh, so behält er auch leicht nach der Fermentation 
eine grünliche Farbe. Um die Blätter also genau 
zur rechten Zeit zu ernten, ist es nothwendig, daß 
man zuerst, sobald die Unteren Zeichen der Reife 
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zeigen, dieselben abbricht; nach etwa 8 bis 10 Tagen 
geht man wieder durch das Feld und bleibt so lange 
darin, bis man Alles im richtigen Stadium geerntet 
hat. Dadurch, daß man die untersten Blätter zu- 
erst abbricht, können sich die oberen, die noch an 
dem Stock der Pflanze stehen bleiben, viel besser 
entwickeln. So wichtig es ist, daß der Tabak schnell 
und ohne Hindernisse wächst, was durch häufiges 
Bearbeiten mit der Hacke bewirkt wird, so muß 
jedes Bearbeiten der Pflanze aufhören, sobald sich 
die ersten Zeichen der Reise zeigen. Abgesehen da- 
von, daß um diese Zeit der Erdboden von den 
Blättern der Pflanzen genügend beschattet sein sollte, 
um ein zu starkes Ausdörren und Backen derselben 
zu verhüten, würde man durch fortgesetzte Be- 
arbeitung die Pflanze zu neuem Wachsthum ver- 
anlassen und so den Prozeß des Reifens stören. 
Da man bemerkt hatte, daß Tabak, der nicht 
den heißen Sonnenstrahlen ausgesetzt war, wie z. B. 
der in Cuba unter den Apfelsinenbäumen gezogene, 
ein zarteres Blatt hatte und einen höheren Preis 
erzielte als der im freien Felde gewachsene, so ver- 
fielen zuerst einige Farmer in Florida auf den Ge- 
danken, den Tabak künstlich zu beschatten. Sie 
bauten daher ein Gerüst, über welches Balken ge- 
nagelt wurden, wodurch die Macht der Sonne ge- 
brochen wurde; später hat man dann aus ver- 
schiedenen Gründen statt der Latten starken Musselin 
genommen, um die Felder damit zu bedecken. Eine 
derartige Erhöhung der Anbaukosten ist natürlich 
nur rentabel in einem Lande, wo der Zoll so enorm 
hoch ist, wie hier; dagegen liegen in anderer Weise 
die Vortheile auf der Hand. Bei Cigarrendecken 
kommt es sehr dnrauf an, daß das Blatt vollkommen 
und ohne Löcher ist. Unter dem Zeltdach wird das 
vollständig erreicht. Insekten können gar nicht an 
die Pflanzen kommen, ebenso ist die Pflanze vor 
heftigem Wind und Regen beschützt, da der sie um- 
gebende Musselin die Macht des ersteren bricht und 
den letzteren so zerstäubt, daß er sich in einen Sprüh- 
regen verwandelt; ferner ist Beschädigung durch 
Hagel ausgeschlossen. Der Boden kann durch harte 
Schlagregen nicht hart werden, und es wird auch 
verhindert, daß die unteren Blätter durch Aufspritzen 
des Sandes von diesem ruinirt werden. Es ist 
auch beobachtet, daß unter dem Zeltdach die Tempe- 
ratur einige Grade höher ist und gleichmäßiger bleibt. 
Die Konstruktion dieses Zeltdaches ist die folgende: 
Man setzt 3,63 m lange Pfosten 90 cm tief in die 
Erde, so daß dieselben 2,738 m über den Boden 
hervorragen. Diese Pfosten sollen etwa 10 cm 
Durchmesser haben. Man setzt sie in Abständen von 
5 m und verbindet sie oben mit Querstangen von 
gleicher Länge. Die Pfosten werden durch starken 
Draht, der von einer Seite des Feldes auf die 
andere läuft und auf der Erde an daselbst ein- 
geschlagenen Pflöcken befestigt wird, verbunden. 
Zwischen je zwei Pfosten legt man in gleichem Ab- 
stand leichteren Draht, der ebenso befestigt wird und 
dafür bestimmt ist, den Musselin zu halten. Die
	        
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