Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

Thäler wie in Madschame, oder lange, zur Steppe 
strebende und dort sich verflachende Landrücken, von- 
einander getrennt durch mehr oder minder tiefe 
Senkungen, wie hier in Moschi. 
In den Landschaften wohnen die Eingeborenen 
nicht zusammen in Dörfern, sondern jede Familie 
haust einzeln inmitten ihrer Pflanzung. Diese ist in 
der Regel umgeben von einer stachlichten, durch ein 
niedriges Thor nur schwer passirbaren Hecke, welche 
sie abschließt von den Nachbarpflanzungen. Die 
ganze ausschließlich von Ackerbau und Viehzucht 
lebende Bevölkerung vertheilt sich demnach auf 
einzelne Bauernhöfe. 
Diese eigenthümliche Beschaffenheit des Landes 
erschwert die Missionsarbeit außerordentlich. Weil 
es dem einzelnen Missionar unmöglich ist, in seinem 
Stationsgebiet überall hinzukommen, so muß mancher 
Bezirk in den von uns besetzten Landschaften noch 
ganz unbearbeitet bleiben. 
Aus dieser Darlegung ist zu ersehen, wie dringend 
nothwendig für unsere Mission die Heranbildung 
eingeborener Gehilfen sein muß, die uns erst in den 
Stand setzen, das ganze Gebiet unserer Mission zu 
bearbeiten. Doch konnte ein Lehrerseminar für 
unsere Dschaggamission nicht eher eröffnet werden, 
als bis wir über eine Anzahl unserer Dschagga- 
Jünglinge, die unsere Stationsschule durchgemacht 
hatten, versügen konnten. Dieser Zeitpunkt ist nun 
eingetreten. Ich habe die Freude, im Nachfolgenden 
über den Beginn des ersten Seminarkursus zur Aus- 
bildung eingeborener christlicher Dschaggalehrer zu 
berichten. 
Die vorletzte Konferenz hatte schon Moschi als 
den Seminarort, Kimoschi als die Seminarsprache 
und mich als den Seminarleiter bestimmt. Am 
Samstag, dem 5. April, war das von Br. Luckin 
erbaute Lehmgebäude, das vorläufig das Seminar 
beherbergen soll, fertig geworden. Am 7. abends 
spät trafen die zukünftigen Schüler des Seminars 
aus Mamba und Madschame ein. Es waren im 
Eanzen neun Jünglinge, mit denen ich beginnen 
konnte. 
Die Feier des Beginns fand statt am 8., 
morgens 9⅛½ Uhr. Die weißen und schwarzen 
Bewohner der Station zogen im Verein mit den 
Seminaristen zu dem erwähnten, etwa fünf Minuten 
unterhalb der Station auf einem schönen freien Platz 
gelegenen Lehmgebäude. Nachdem das von Br. Luckin 
mit der Trompete begleitete Lied: „Nun danket Alle 
Gott“ verklungen war, öffnete Br. Faßmann die 
Thüre zum Lehrzimmer im Namen des dreieinigen 
Gottes. Nachdem wir eingetreten waren, hielt ich 
eine Ansprache über das Pfsalmwort: „Die Furcht 
des Herrn ist der Weisheit Anfang." Pf. 111, 10. 
Sodann erflehten wir im Gebet Gottes Segen und 
Gedeihen zu unserem Werke. 
Am andern Morgen, vormittags 8 Uhr, be- 
gannen die Lehrstunden. 
  
373 
Der Stundenplan für das erste Halbjahr möge 
hier folgen: 
Heilige Geschichte 4 Std. 
Uebertrag: 14 Std. 
Katechismus 3 Std. 
Rechnen 4 Ausfsatz 2 - 
Diktat 2 - Schönschreiben 2 
Geographie 3 Lesen 1 
Weltgeschichte 1 —- Singen 2. 
14 Std. In Summa 24 Std. 
abgesehen von einer von Br. Schanz zugesagten Turn- 
stunde. - 
Außer diesen Lehrstunden verrichten die Semi- 
naristen täglich 1—2 Stunden äußere Arbeit, damit 
sie sich derselben nicht entwöhnen. 
Wie lange der Seminarkursus dauern und 
welches Lehrziel ihm gestellt werden soll, diese 
wichtigen Fragen werden, so Gott will, auf der 
nächsten Konferenz zur Verhandlung kommen. 
So hat nun unsere Mission auch ein afrikanisches 
Lehrerseminar. Gott aber gebe Seinen Segen dazu 
und setze es zur Förderung unseres Werkes am 
Kilimandjaro!“ 
  
Ueber die Vergangenheit einer Tembe und das 
moderne Tabora (Deutsch-Ostafrika) schreibt P. Grün 
im Afrika-Boten: 
„Unser Haus ist eine große vor etwa 30 Jahren 
durch einen arabischen Sklavenhändler erbaute Tembe. 
Der große Mirambo, den Stanley den afrikanischen 
„Napoleon“ nannte, belagerte sie 5 Tage, um den 
Raub einer seiner Frauen zu rächen. Die Ver- 
theidiger hielten tapfer Stand, auch die Mauern. 
Aehnlich den Helden Homers, schonten sich Belagerer 
und Belagerte nicht mit faustdicken Worten. Jedem 
Kampf ging ein langer Diskurs voraus, indem man 
sich mit den gröbsten Injurien regalirte. Dann kam 
man zu den schlagendsten Beweisen, und die Mauern 
des Boma zeigen noch Spuren davon; sie sind buch- 
stäblich mit Kugeln besäet. Wie die Eingeborenen 
erzählen, sollen die Verluste an Menschen enorm 
gewesen sein. Dieselbe Tembe, wo der Geist des 
Mirambo seine letzten Seufzer aushauchte, hörte 
während langer Jahre die Seufzer und Wehklagen 
einer Welt von Sklaven. Viele Male sind unsere 
Mitbrüder von Tabora (1881—1883), dann von 
Kipalapala (1883—1889), zu dem Herrn dieses 
Hauses gekommen, um für einen Preis ein krankes 
oder nothleidendes Kind zu erhandeln, aber sie haben 
damals nicht gezweiselt, daß dieses Depot mensch- 
lichen Fleisches eines Tages ein Herd der Freiheit 
und christlicher Charitas werden würde. 
Die Hauptstadt von Unyanyembe zählt 25 000 
bis 30 000 Einwohner. Sie ist ein umsangreiches 
Terrain mit runden Hütten, mehr oder weniger 
groß, mit Strohdächern. Die Araber nur und 
einige Inder haben Temben. Die Mehrzahl der 
Bewohner sind der schwarzen Rasse angehörig, 
Uanguana genannt, was für uns „Muhamedaner“, 
für sie „Zivilisirte" d. i. „Gebildete“ bedeutet.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.