Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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unten in dem Loche stand, zogen eine große Säge 
in langsamem Takte in die Höhe und wieder in die 
Tiefe. Mit Kreide oder Kohle waren Linien längs 
über den Stamm gezogen, denen die Säge genau 
folgen sollte. Wie oft ging sie doch schief, und 
Balken und Brett wurden krumm oder bekamen 
Löcher! Das Holzsägen also war erst recht eine 
Kunst, die erlernt werden mußte und große An- 
forderungen an Körperkraft, gelehrigen Sinn und 
Ausdauer des Schülers stellte. Einige Christen 
hatten das Holzsägen bei der Mission in Ho gelernt 
und in Peki zeigten sie die Kunst wieder anderen. 
Die Christen von Tschito ließen zwei Holzsäger aus 
Amedzowe kommen, und als sie es selber gelernt 
hatten, entließen sie ihre Lehrmeister wieder. In 
Waya sägte die Gemeinde ihr Holz zum Kapellenbau 
unter der kundigen Leitung ihres Lehrers. Die ge- 
sägten Balken und Bretter müssen dann Stück für 
Stück auf dem Kopfe vom Walde nach dem Bau- 
platze getragen werden. 
Das Material zum Dachdecken besteht heute noch 
in dem gewöhnlichen Dachgras. Dieses macht die 
Räume zwar kühl, verdirbt aber rasch und bedarf 
öfterer Erneuerung und ist außerdem sehr feuer- 
gesährlich. Nach dem Vorbilde der Missionshäuser 
gingen deswegen einige Gemeinden beim Bau von 
Pfarr= oder Lehrerwohnung zu den Schindeln über. 
Das Holz des sogenannten Aframbaumes eignet sich 
gut zum Spalten und wird deswegen ausschließlich 
zu diesem Zwecke verwendet. Wenn nun auch das 
Schindelspalten eine viel leichtere Arbeit ist als das 
Holzsägen, so muß sie doch erlernt werden. Viele 
unserer männlichen Gemeindeglieder haben es gethan, 
damit sie ihre Gemeindehäuser selber gut bauen 
konnten. Was nun die Haltbarkeit dieser Dächer 
anbelangt, so hat man nicht die besten Erfahrungen 
damit gemacht; die Schindeln wurden von Holz- 
würmern und Termiten zerstört und mußten schon 
nach acht bis zehn Jahren wieder erneuert werden. 
Um diesen häufigen Reparaturen zu entgehen, deckte 
die Wayagemeinde ihr Kirchendach mit Zinkblech. 
Aus diesen Mittheilungen kann man sehen, daß 
gerade die Wirkung des Evangeliums auch nach der 
Seite hin zu sehen ist, daß es die Christengemeinden 
zu Pflegestätten der christlichen Kultur macht. 
Ueber seine Reise von Mwapwa nach Kilimatinde 
berichtet P. Nik. Fisch im „Afrika-Boten“: 
Von Mwapwoa zogen wir am 6. Oktober 1901 
in westlicher Richtung gegen Tshungo. Wir erreichten 
nach einem recht mühsamen Aufstieg und einem 
halsbrecherischen Abstieg die Barabara, die nicht 
viel besser war und viel mehr Staub bot. Wir 
erreichten die Tshungoebene nach etwa dreieinhalb- 
stündigem Marsch gegen ½10 Uhr. Um 11 Uhr 
nahmen wir unser Frühstück und warteten dann 
unter einem Zeltdache den Abmarsch der Karawane 
ab. Tshungo hatte nur eine spärliche Natronwasser- 
quelle, und nicht ohne Besorgniß sahen wir unsere 
  
Träger mit einer ungenügenden Reserve dieses un- 
gesunden Wassers sich in eine 30 km weite wasser- 
lose Steppe wagen. 
Glücklicherweise sind sie selbst weniger beunruhigt, 
und mit einer Art Begeisterung greifen sie zu den 
Lasten und eilen auf der schnurgeraden, staubigen, 
in unabsehbarer Ferne sich in der Steppe verlierenden 
Barabara dahin. Sie hatten uns vor einigen Tagen 
gesagt, sie seien Männer, und heute wollten sie ihren 
Wazungu zeigen, was so ein Pagazi vermag. Um 
1 Uhr rückten wir aus, und in ziemlich scharfem 
Tempo eilen wir der Karawane nach, die sich ziemlich 
zerstreut in den niedrigen Busch, der vor uns lag, 
eingearbeitet hatte. Die pompöse Barabara, die sich 
aus der Ferne recht großartig ankündigt, war leider 
nur schnurgerade, d. h. in der Ebene, die nur mit 
spärlichem Gras bewachsen ist, sieht sie fast aus wie 
ein guter Syndikatsfeldweg, wenn nicht, was nur 
zu häufig der Fall ist, die Masika geradezu jämmer- 
liche Abgründe hineingerissen; da, wo sie durch Dorn- 
gestrüpp führt, war dies vielleicht einmal gut aus- 
gehauen, allmählich beginnt es aber wieder recht 
drohend auszuschlagen, weil die Neger von der etwa 
5 m breiten Straße einen höchstens ein Schuh breiten 
Pfad benutzen, der die Dornen möglich unberührt 
läßt; der Wald ist ebenfalls ausgehauen, die schreck- 
lich dicken Baobabs blieben stehen, wohl aus Respekt 
vor ihrer Taille, vielleicht auch, um ungemessene 
Distanzen anzuzeigen. Die Bäume zweiter und 
dritter Größe sind in halber Mannshöhe abgesägt 
oder abgehauen. Das Gestein aller Größen wurde 
pietätvoll an Ort und Stelle gelassen, wohl um den 
zukünftigen Forschern die Mühe zu ersparen, dasselbe 
als erratische Blöcke ausschließlich in Abgründen und 
Thälern aufzusuchen. Das nennt man eine Barabara. 
Nach etwa fünfstündigem starken Marsch über- 
blickten wir die überaus weite Mbuniebene, und um 
6½ Uhr langten wir als die Ersten am Westrande 
der ersten Lichtung an, wo wir lagern mußten. Wir 
waren ziemlich weit über den gewöhnlichen Lager- 
platz der Deutschen hinausgekommen, der in einer 
mäßigen Niederung liegt und durch den prächtigsten 
Baobab, den ich bis dahin gesehen, gekennzeichnet ist. 
Ich maß um denselben zwanzig starke Meterschritte, 
und wenn je ein Mgogo Lust zum Einsiedlerleben 
bekommt, könnte er sich in demselben ein recht nettes 
Zellchen aushauen, ohne den Baum allzu sehr zu 
schädigen, nur müßte er sein Wasser vier Stunden 
weit herholen. 
Um 7½ Uhr langten die letzten Nachzügler an, 
und nach unserem Abendessen suchten wir möglichst 
bald unsere Zelte auf, um uns für den nächtlichen 
Abzug im voraus etwas zu vergüten. Um 2⅛ Uhr 
meldete man den Aufgang des Mondes, und eine 
halbe Stunde später war die ganze Karawane wieder 
im Pori. Die Träger hatten ihren Wasservorrath 
im gestrigen Marsche verthan und hatten für ihr 
Frühstück keine andere Sorge, als möglichst bald 
Kikomto zu erreichen. Ehe der Tag anbrach, mel-
	        
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