Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

sehr leicht ein völliges Auswandern im Gefolge 
haben können. 
Am 1. Mai wurde also der außerordentlich 
schweren Lasten der wenig zahlreichen Träger 
halber in kleinen Märschen auf dem Wege der 
Nordwestexpedition 1901 zunächst Bidamasule, dann 
das große Dorf Mosseme in der Landschaft Elosse, 
nächst dem Bimba, das Plehnsche Klein-Kunabembe 
erreicht. Ein längerer Aufenthalt war dort nöthig, 
um die immerhin mehrere Tage erforderliche Zu- 
bereitung dauerhafter Verpflegung für den Marsch 
längs des Flusses mit seinen unberechenbaren Win- 
dungen und unbewohnten Ufern bis in die Höhe 
der Bangandu um Buenge abzuwarten. Ich be- 
nutzte den Aufenthalt, um durch Itineraraufnahme 
Bidamasule-Dangolo die alte Plehnsche Bangandu- 
Route mit den Aufnahmen der Nordwestexpedition 
1901 zu verbinden, wobei ein leidlich überein- 
stimmendes Resultat erzielt wurde. Am 7. gelangte 
die Expedition nach dem kleinen Dorfe Cumbia, 
dessen Bevölkerung aus Bomali (Misanga-Unter- 
stamm) und aus von Segavo seinerzeit geflüchteten 
Natsimu sich zusammensetzt, und von wo aus die eigent- 
liche Flußexploration beginnen sollte, da von Sciten 
des belgischen Ingenicurs Williame bis dahin bereits 
Untersuchungen vorliegen. Um das vorauszunehmen, 
war der Weg bis Aukaduma durchweg eigentlich 
nur Wildpfad, der in der Nähe von Ansiedelungs- 
komplexen wohl ab und zu auch als Jagdpfad be- 
nutzt wird und fast durchweg im Ueberschwemmungs- 
gebiet läuft. 
Von Elosse aus bis etwa an die Nordgrenze 
von Bangandu war das Gelände meist bergig (bis 
zu + 250 m), und flachte sich von da ab all- 
mählich bis zu Terrainunterschieden von F 100 m 
ab. Im Inneren lagen einige Kilometer vom Flusse 
ab in dem erstangeführten Expeditionsabschnitt überall 
wohl 100 bis 200 m höhere Erhebungen. Bis 
etwa einen Tagemarsch vor dem Dorfe des Ban- 
ganduchefs Buenge, das gegenüber der Bökmündung, 
am 11. Mai erreicht wurde, etwas unterhalb des 
kleinen Bangangudorfes Galigo (Alles auf dem 
linken Flußufer), war der Fluß bis auf sehr geringe 
Strecken durch die fortlaufende Reihe mehr oderweniger 
starker Schnellen, Felsbarren 2c. durchaus unbenutzbar 
und wird auch selbst ausgedehnteren fachmännischen 
Aufbesserungsversuchen dauernde Hindernisse ent- 
gegenstellen. Etwas unterhalb des genannten kleinen 
Dorfes, oberhalb der letzten Schnellen, wurde ein 
abgetriebenes Kanu durch Zufall aufgegriffen und 
von da ab zunächst mit einiger Schwierigkeit mit- 
geführt. Die hindernden Stellen waren, bis 
einen Tagemarsch oberhalb der Bangandu--Nord- 
grenze etwa, von geringfügiger Natur und dürften 
in der Regenzeit völlig verschwinden, doch war die 
Strömung fast durchweg außerordentlich stark. An 
dem Nordufer des schon erwähnten Böl machte sich 
wiederum ein längerer Aufenthalt nothwendig, um 
dic Verpflegung für die Flußstrecke durch dic vor- 
441 
  
Mauschleistung des Weiteren germg. 
liegende todte Zone, die Kunabembe von Bangandu 
trennt, zu beschaffen, zumal die bereits zurückgelegte 
Strecke gelehrt hatte, wie unberechenbar lang der 
Weg infolge der Flußkrümmungen werden konnte, 
und wie langsam sich die Karawane auf den kaum 
passirbaren Wildpfaden vorwärts bewegte. 
Ich ließ ständig etwa zwei Stunden vor dem 
Aufbruche eine möglichst bewegliche Patrouille, der 
sich gewandte Leute als Jäger anschlossen, vorgehen, 
um wenigstens etwas Bahn zu schaffen, mußte meist 
aber nach etwa drei Marschstunden wiederum längere 
Halte machen, um die Patrouillen ihren Vorsprung 
wieder gewinnen zu lassen, insbesondere, da der 
Urwald fast durchweg nahe dem Flusse sehr dichtes 
Unterholz zeigte, und häufig schwierigere Uebergangs- 
arbeiten den Marsch verzögerten. 
Während ich gegenüber der Bökmündung am 
Buengefährplatz ständig einige Leute mit Ver- 
pflegungseinkäufen beschäftigt hatte, bemühte ich mich, 
durch kleine Märsche 2c. die Exploration der Gegend 
zu fördern. So wurde am 12. Mai der Bök nach 
aufwärts eine Strecke befahren, da er immerhin ein 
recht wasserreicher Fluß ist, dessen Fahrbarkeit auf- 
wärts bis an die Route VI der Nordwestexpedition 
1901 heran nicht ganz ausgeschlossen erschien. Eine 
Patrouille verfolgte gleichzeitig zu Lande den recht 
begangenen Weg längs des Südufers dieses Flusses. 
Wenige Kilometer oberhalb der Mündung bildete 
eine fortgesetzie Reihe von Schnellen und Fällen für 
die Schiffbarkeit eine unüberwindliche Schranke, 
während der umgebende Urwald zwar außerordent- 
lich vielen Bagielli (Zwergnomaden) zum Aufenthalt 
dient, Dörfer sich darin aber nicht befinden. 
Am 14. Mai wurde des Weiteren zur Er- 
ledigung verschiedener Angelegenheiten ein Besuch in 
den Dörfern Buenge (neu) und Busse (neu) ab- 
gestattet und gleichzeitig durch Aufnahme des Weges 
Bökmündung — altes Buenge, auf dem jetzt völlig 
ausgegebenen Wege der Nordwestexpedition 1901 der 
Anschluß an die Routenskizze I dieser Expedition 
hergestellt. 
Am 15. Mai wurde ein nördlich des Bök zur 
Zeit lagernder Bagiellichef aufgesucht, um geräuchertes 
Elefantenfleisch für die Expeditton zu beschaffen. 
Erst am 17. war genügende Dauerverpflegung an- 
gesammelt, um den weiteren Vormarsch antreten zu 
können. Es brachte derselbe die Expedition am 
Abend, nachdem das letzte Bagandudorf am anderen 
User, Calimbomo, passirt war, wiederum an eine 
stärkere Schnelle, auf unterdeß durch Patrouillen 
etwas aufgebessertem Wege. Das unter Ueber- 
windung recht erheblicher Hindernisse auch dreier 
kleinerer Schnellen mitgeführte Kanu mußte nun zur 
Verfügung seiner dahin verständigten Eigenthümer 
zurückgelassen werden, da es zu erhebliche Ver- 
zögerungen bereitete. Die Flußbiegungen waren, 
wie vorher angenommen, recht beträchtlich gewesen, 
und war besonders aus diesem Grunde auch die 
Ebenso wurde 
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