Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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am Abend des 19. Mai, nachdem den Tag über 
der Fluß ein ruhigeres Aussehen gezeigt hatte, 
wiederum eine starke Doppelschnelle erreicht, der sich 
am 20., nach einer längeren ruhigen Strecke, die 
völlig unpassirbare, lange Kataraktbildung anschloß, 
innerhalb deren ich die Lokomomündung vermute, 
und die gleichzeitig die untere Grenze einer mehrere 
Tagemärsche langen ruhigen Flußstrecke bildet. Der 
starken Vegetation halber wurden, um das zusammen- 
zufassen, die Lone= und Bangemündung gar nicht, 
die Lokomomündung nur zweiselhaft beobachtet. 
Abgesehen von der ziemlich schwierigen Passage 
kleinerer Flüßchen, marschirte ich die nächsten Tage 
ohne größere Hindernisse längs des nun ruhigen, 
zwar viel schmaleren, ober immer passirbaren Fluß- 
beites mit vielen Windungen bis zum 24. Mai, an 
dem zunächst Kambo, das eine Fähre nicht mehr 
besitzt, dann die Fähre von Nti nach Nyella— 
Momoö passirt wurde. Die recht unzureichende 
Verpflegung erfuhr auf dieser Strecke sowohl wie 
weiterhin durch die stets vorgeschickten Jäger meist 
recht reichliche Vermehrung. 
Am 20. wurde das vorläufige Ziel der Expedition, 
das Dorf des Pomesalehäuptlings Matta, erreicht, 
das den Ausgangspunkt der Rontenskizze VI der 
Nordwestexpedition 1901 gebildet hatte. Es waren 
hier verschiedene Aufgaben zu lösen, die wiederum 
eine längere Nast erforderten. Zunächst wurde von 
vornherein die Verpflegungsangelegenheit für den 
Weitermarsch in die Wege geleitet, dessen weitere 
Richtung, ob längs des Bumba oder des wenige 
Kilometer unterhalb einmündenden Bange, noch un- 
entschieden war. Gleichzeitig gingen Patronillen zu 
allen bedeutenderen Kunabembe-, NYebai= und Pomesale= 
dörfern, etwa einen Tagemarsch im Umkreis, um die 
für die Produlte der Dulukufaktorei nothwendige 
Trägeranzahl anzuwerben. Insbesonders mit Hülfe 
der sehr regierungsfreundlichen Chefs Matta, Duluku 
und Dumba gelang es auf durchaus friedlichem 
Wege, wenn in einigen unbedeutenderen Dörfern 
auch ein etwas schärferes Auftreten zunächst er- 
sorderlich war, die nöthige Trägerzahl für 3½ Tons 
Kautschuk auszubringen, die unter gleichzeitiger Be- 
nachrichtigung der Direktion der Gesellschaft zu 
Molundu nach Gonakvil in Marsch gesetzt wurden, 
um dort die Depotbestände der Expedition und 
Waaren für die Gesellschaft in Empfang zu nehmen. 
Leider mußten von der geringen Anzahl wirklich zu- 
verlässiger alter Soldaten wiederum mehrere als 
Begleitmannschaft abkommandirt werden. 
Um eine direktere Verbindung des Kunabembe- 
landes, bezw. der Station Dukaduma mit Gonakoil 
in die Wege zu leiten, wurde gleichzeitig der Versuch 
gemacht, einige Kunabembeleute zur Anlage eines 
kleinen Dorses mit Fährc am Bök auf dem direkten 
Wege Momo—Gonakvil zu gewinnen, ein Bestreben, 
das voraussichtlich Erfolg haben wrd. Ich habe 
dem betreffenden Chef, dessen Anlage eine etwa 
zweitägige Zeitersparniß herbeifführen würde, eime 
  
ständige Jahresbelohnung von 3 Gewehren 6 Pfund 
Pulver und 10 Stücken Zeng in Aussicht gestellt. 
Unterdessen hatte Herr v. Lüdinghausen ver- 
mittelst Kanu eine weitere Erkundung des Bumba 
nach Norden vorgenommen, die, wie bereits früher 
angenommen, wenige Kilometer oberhalb Matta 
mehrere unpassirbare Schnellen ergab. Da all- 
gemein behauptet wurde, der früher bereits passirte 
Bange sei ziemlich weit nach oben für Kanus be- 
nutzbar, entschloß ich mich, des Weiteren diesem Fluß- 
laufe zu folgen, zumal die den Itineraren der Nord- 
westexpedition beigegebene Aufnahme des Agenten 
Friedrich der Gesellschaft Südkamerun die erreichbare 
Nähe dieses Flusses bei Yukaduma festgestellt hatte, 
und ich in den Plehnschen Routenaufnahmen der 
Notiz begegnet war, daß er in der Nähe von 
Djauholo ein Kanu in Arbeit angetroffen habe. Ich 
schickte mit einer stärkeren Patrouille die entbehrlichen 
Lasten und möglichst viele Leute, da die Verpflegung 
nicht allzu reichlich war, auf dem direkten Wege am 
2. Juni nach Yukaduma, während ich mich mit dem 
Reste nach Kambo, diesmal auf dem linken Ufer, 
zurückkegab, um von dem Lager der Nordwest- 
expedition 1901 vom 16. zum 17. März 1901 ab 
die Bangeexploration am nächsten Tage zu beginnen. 
An demselben Tage stellte ich, um späteren Ueber- 
raschungen vorzubeugen, noch die durchaus ruhige, 
breite Bangemündung einige Kilometer unterhalb 
Kambo fest. 
Von dem genannten Lager folgte die Expedition 
bis zum 7. Juni dem Bange ohne Zwischenfälle in 
vielen kleinen Windungen, ohne irgend welchen Weg 
auf dem linken Ufer, konnte aber die dabei passirte, 
nun schon seit über zwei Jahre nicht mehr benutzte 
Plehnsche Uebergangsstelle nur annähernd feststellen. 
Der Fluß war überall 30 bis 40 m breit, trotz fast 
trockener Zeit über 2 m tief, floß sehr ruhig und 
hatte ein verhältnißmäßig recht offenes Bett. Ueber 
4 m hohe Ueberschwemmungsmarken lassen allerdings 
auf einc sehr starke Strömung während der Regen- 
zeit schließen. 
Am Mittag des 7. Juni wurde gegen alles Er- 
warten ein kleiner Wassersall passirt (etwa + 1,50 
bis 2,0 m), der aber leicht zu umgehen ist. Der 8. 
brachte die weiterc unliebsame Ueberraschung einer 
etwa eine Marschstunde langen Schnellenregion, in 
deren Nähe, ganz ähnlich dem oberen Bumba größere 
Grasflächen mit vielem Wild angetroffen wurden. 
Am 9. immer aus den mehrfach angeführten Gründen 
nur sehr langseom vorwärts kommend, traf die Expe- 
dition wieder menschliche Spuren. Von dem Dorfe 
Dumba, über die etwa 3 bis 4 Stunden von dem 
Flusse entfernte Dorfstätte des kurz vor der Plehn- 
schen Expedition aufgegebenen Dumbadorfes, führte 
hier eim wenig begangener Weg über den Fluß nach 
Osten zu den alten Feinden den Kunabembe und 
Bomome, den Mongombe, wie sie südlicher, oder 
Beschuam, wie sie nördlicher heißen. Es scheinen 
diese Nasimm ahnlichen Stämmc zwei bis drei Tage
	        
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