Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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Arbeitsfelde. Ja wirklich, der Ankauf des Platzes 
war eine Eingebung Gottes. Der Lauf der Er- 
eignisse hat es bewiesen 40 Kinder be- 
suchen den Katechismus und die Schule. Diese 
kleinen AB-C-Rekruten machen uns zuweilen recht 
viel Spaß mit ihrem komischen Deutsch. Von 8 bis 
10 Uhr ist Schule für die Größeren. Einige von 
ihnen lesen deutsch schon fast geläufig. Nachmittags 
ist Schule für die Kleinen, abends wechselweise 
Katechismus und Gesangstunden. Alle diese Kinder 
der Schule und noch eine Bande kleiner Schützlinge 
erhalten Kleider und Nahrung von der Mission. 
Während der Messe beten diese Krauselköpfe schön 
und laut den Rosenkranz und bei festlichen Gelegen- 
heiten singen sie einige deutsche Volkslieder. Wir 
haben manchmal Schwierigkeiten mit den Kindern. 
Wir wagen kaum, sie zu strafen, wenn sie es auch 
noch so sehr verdienen, denn die Eltern verstecken 
ihre Kinder vor uns oder schicken sie zu Ver- 
wandten an einen anderen Ort, wenn sie gestraft 
werden. Jedoch will und muß ich ein wenig streng 
sein; ich verlange eine Gewähr für regelmäßigen 
Besuch des Katechismus und der Kirche 
Wir betrachten es als unsere Pflicht, unseren Leuten 
Liebe zum Landesfürsten einzuflößen; so haben wir 
den Geburtstag Seiner Majestät des Deutschen 
Kaisers festlich begangen. Ein deutscher Unteroffizier 
und etliche Soldaten kamen zu uns. Die deutsche 
Flagge wurde gehißt; Alles wohnte der heiligen 
Messe bei. Nachher war Mittagessen mit Toast; 
zwei prächtige Hammel, einige Pfund Kaffee, Thee, 
Zucker r2c. bildeten den Festschmaus der Leute; so- 
dann folgten Belustigungen mit den Eingeborenen; 
Preisschießen, Preisreiten auf Eseln, Sacklaufen, 
Wassertragen, und schließlich eine kleine Operette, 
von Kindern aufgeführt. Musik und Tanz fehlten 
nicht. Wir sehen unsere Leute sehr gerne in unserer 
Gegenwart tanzen. Die Geschmeldigkeit ihrer Glieder 
erlaubt ihnen, die flinksten Tänze aufzuführen, ohne 
tolle Bewegungen zu machen, alles erscheint ernst 
und sittsam. Nur ihr Geschrei könnte einem 
Fremden Furcht einjagen. 
Aus fremden Kolonien und 
Produhktionsgebieten. 
Baumwollanbau im ägoptischen Sudan. 
Nach einem Vortrag, welchen der Sekretär des 
Sirdar im ägyptischen Sudan in einer Versammlung 
der Vereinigung zur Förderung der Baumwoll= 
kultur auf britischem Boden gehalten hat, sind die 
im Stromgebiet des Nils liegenden Distrikte des 
ägyptischen Sudans zum Anbau von Baumwolle 
geeignet; an bewässerbarem Boden sind etwa 
15 Millionen Acres vorhanden. Große Schwierig-= 
keiten bietet die Arbeiterfrage, da von den Mahdisten 
vier Fünftel der Bevölkerung getödtet worden sind 
  
und der Ersatz dieses Verlustes durch natürlichen 
Zuwachs und Einwanderung geraume Zeit erfordern 
wird. Die Landesregierung sucht durch Verbesserung 
der Bewässerungsverhältnisse und billige Landpach- 
tungen den Baumwollanbau, der in kleinem Maß- 
stabe bereits von den Eingeborenen betrieben wird, 
nach Kräften zu fördern. Von großem Vortheile 
für die Weiterentwickelung der Baumwollkultur wird 
die Fertigstellung der etwa 240 (engl.) Meilen 
langen Eisenbahnlinie Berber— Suakim sein. 
  
Einfuhrhandel Sansibars im Jahre 1901. 
Der Einfuhrhandel Sansibars bewerthete sich im 
Jahre 1901 auf 1 196 831 L gegen 1 116 041 L. 
im vorhergehenden Jahre. Nachstehend seien die 
wichtigeren Einfuhrartikel und ihr Antheil an dieser 
Handelsbewegung ersichtlich gemacht (die Zahlen für 
1900 sind in Klammern beigefügt): Zeugwaaren 
298 348 2 (255720), Spezereien 58 160 (54326), 
Eisenkurzwaaren 27 069 # (24 894), Kohlen 266138. 
(21 709), Bier, Wein, Spirituosen 16 353 2 (18184,), 
Häute 13 494 c (30 426), Bauholz 9421 0 
(12 075), Thonwaaren r. 5653 2& (5808), Ju- 
welierwaaren ꝛc. 5382 L (7081), Segeltuch, Säcke 
4992 à (3606), Maschinen 3888 & (4852), Holz= 
waaren 3334 c (4852). Ein großer Theil der 
Einfuhr Sansibars ist Durchgangsgut für den afri- 
kanischen Kontinent. Die bedeutende Zunahme des 
Einfuhrwerthes für Zeugwaaren (um fast 43 000 L) 
ist in der Hauptsache auf die infolge günstiger 
Ernteergebnisse gesteigerte Kaufkraft der eingeborenen 
Bevölkerung Ostafrikas zurückzuführen. 
(Nach Commercinl Intelligence.) 
Dandel der Rolonie Mozambique in den Monaten 
Januar bis Juli 1902. 
Der Gesammtwerth des Handels der Kolonie 
Mozambigque belief sich in den Monaten Januar bis 
Juli 1902 auf 7 732 330 Milreis. Von dieser 
Summe entfallen 2 220 537 Milreis auf die Ein- 
fuhr, 668 251 Milreis auf die Ausfuhr, 300 999 
Milreis auf die Wiederausfuhr, 3 207 557 Milreis 
auf den Transitverkehr, 524 461 Milreis auf die 
Einfuhr in der Küstenfahrt, 761 063 Milreis auf 
die Ausfuhr in der Küstenfahrt und der Rest auf 
den Umladeverkehr. 
An der Ein= und Ausfuhr sowie an dem Tran- 
sitverkehr waren die wichtigeren Häfen der Kolonie, 
wie folgt, betheiligt: 
Einfuhr Ausfuhr Transitverkehr 
Werth in Milreis 
Lourenzo Marques 1 470 601 200 231 2 955 652 
Mozambique 285 534 91569 
72500 
Quilimane. 160 522 58 636 
Chinde 163 867 20 327 87 901 
Inhambane 78 018 109 893 242.
	        
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