die sich übrigens auch in der Erinnerung der Ein-
wohner völlig erhalten hat. Auch von Nordwesten
her, von Yebekole an der Ostyengonegrenze hat vor
noch nicht allzulanger Zeit ein starker Offensivstoß
nach Osten und Südosten stattgefunden, der mit dem
Räumen weiter westlicherer Gebietsstrecken durch die
Nyem und deren Ansiedelung in der Gegend von
Adjebam und oberhalb der unteren Diahschnellen
endigte.
Betreffs Flora und Fauna sind Abweichungen
von dem bereits Berichteten kaum beobachtet worden.
Mit ziemlicher Sicherheit konnte nur festgestellt
werden, daß die Grenze des Graslandes etwa bis
an die Lobomündung nach Süden herabreicht und
von da ab stets etwa zwei bis drei Tage nördlich
des Djahoberlaufes parallel führt.
Als interessante Einzelheit wäre vielleicht das
Auffinden eines beschränkten Gebiets mit ziemlich
vielen Oelpalmen in der unbewohnten Urwaldzone
zwischen Esampfam und Nyem im Gegensatz zu dem
früher Berichteten zu erwähnen, wenn auch eine
Anpflanzung derselben von Seiten längst vergessener
Nyemlandschaften anzunehmen ist. Sehr auffällig
war das Vorkommen von wildwachsendem Reis in
einigen sumpfigen Grasflächen desselben Gebietes.
Auch betreffs der Handelsverhältnisse der neu
erreichten Gebiete stimmt im Allgemeinen der that-
sächliche Befund mit den früher gemeldeten Erkun-
dungen überein. Fast die gesammte Ausfuhr aus
Nyem an Elfenbein und vor Allem Gummi geht
meist durch Vermittelung von Esankuhändlern, die
fast in jedem Dorfe anzutreffen sind, an die Faktoreien
der Batangaküste und bildet dort wohl den größten
Theil des Gesammtexports, da bis an den Diah
heran Gummi kaum noch gefertigt wird und der
dort gefertigte an Qualität ganz erheblich minder-
werthig, dafür aber theurer geworden ist. Im Uebrigen
hat sich beim Rückmarsch eine noch erheblich größere
bereits von Ngulemakong und Yekomba nach Osten
direkt bearbeitete Zone ergeben, als ich bei meinem
letzten Berichte noch annehmen mußte. Bis nach
Ndong, ja bis nach Esamesale heran sind direkte
Karawanen genannter Faktoreien bereits vorgedrungen.
Ueberhaupt ist die direkte Verbindung von Ngoko zur
Küste bis auf eine verhältnißmäßig geringe Strecke
nunmehr bekannt, da nach neuerlichen Nachrichten der
Agent Bernauer der Gesellschaft Süd-Kamerun von
Moassi im Bombassalande aus sich die Ergebnisse der
Bombassaexpedition dahin zu Nutze gemacht hat, bis
in das Gebiet des Fangstammes Babang (Limwome)
vorzudringen, so daß ihn also höchstens noch sechs
Tagemärsche von den äußersten Fühlern der Küsten-
faktoreien trennen. Außerst wichtig für die Gesammt-
entwickelung des Nyemhandels erscheint mir schließlich
eme ganz unerwartet starke Bewegung unter der Nyem-
bevölkerung selbst, sich von dem unbequemen Bule
zwischenhandel frei zu machen und mit dem Weißen
direkt in Verbindung zu treten. Bei dem Häuptling
Balapfi von Bansiäöm, einem sehr starken Unterstamme,
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suchten mich verschiedene einflußreiche Häuptlinge auf,
die mir unter Klarlegung ihrer Wünsche zu meiner
großen Ueberraschung erklärten, sie hätten lange von
dem früheren vergeblichen Vorstoß an die Dijah—
schnellen von Ngoko aus gehört und könnten von
ihren äußersten Ansiedelungen in der Nähe des
Flusses diese Stelle in vier Tagemärschen erreichen.
Aengstlich gemacht durch Ostbule, hätten sie jedoch
aus Furcht vor Krieg die Dijahschnellenexpedition
damals nicht aufgesucht. Aber durch den neuer-
lichen Aufenthalt der Expedition im Nyemland und
die Neuanlage in Yukaduma hätten sie die Ueber-
zeugung gewonnen, daß der Weiße ihnen nur Vor-
theile bringe, und hätten sie in der Folge von der
Landschaft Mobud aus ebenso wie die Fangleute von
Melüna aus bereits den Bau eines Weges an das
Depotlager an den Djahschnellen begonnen, der nach
seiner Fertigstellung nur drei Tagemärsche nach Fang
sowohl wie nach Nyem erfordern würde. Nach Fertig-
stellung dieser Wege wollen sie der Verwaltung über
BMukaduma Nachricht zugehen lassen und bäten dann,
in genanntem Lager zunächst ihre langjährige Feind-
schaft mit Bangandu und Missanga aus der Welt zu
schaffen, dann aber die Anlage eines Faktoreipostens
daselbst zu veranlassen, die zur sichern Folge haben
würde, viele Nyemniederlassungen in seine Nähe zu
ziehen. Diese ganze Angelegenheit war mir sehr
überraschend, da ich bei der noch fehlenden Kon-
struktion der Itinerare der Djahschnellenexpedition
die Entfernung viel weiter taxirt hatte, zumal auch
nicht eine menschliche Spur bei genannter Expedition
aufgefunden wurde. Der Umstand jedoch, daß die
Sache völlig von den Eingeborenen ausging, ohne
das geringste Zuthun meinerseits, läßt mich ein be-
friedigendes Resultat für nicht ganz unwahrscheinlich
halten. Ich habe denn auch ein weitgehendes Ent-
gegenkommen in Aussicht gestellt, sobald eine kurze
wirklich benutzbare Verbindung hergestellt sein würde.
Es würde die Verwirklichung dieser Absichten aller-
dings den Yukadumaweg sowohl wie die Bombassa-
route an zweite Stelle für den Gesammtverkehr durch
das Innere der Konzession bis nach Bertua und
Esanku hin hinabdrücken, da der Fluß bis an das
genannte Lager hin mehrere Monate im Jahre kein
Verkehrshinderniß bietet. Hinzufügen will ich noch,
daß Nyemleute sowohl wie die östlichen Bule ohne
irgend welche Schwierigkeiten schon jetzt tageweise
als Aushülfsträger während der Krankheitsfälle mei-
nes Personals gegen geringe Bezahlung arbeiteten.
Ueber den Gesundheitszustand der Expedition
muß ich, wie schon angedeutet, diesmal weniger Be-
friedigendes berichten. Wenn ich auch selbst an-
dauernd gesund und fieberfrei geblieben bin, so hatten
doch die jetzt sehr kalten, feuchten Nächte einen ge-
wissen Prozentsatz meist ziemlich schwerer Erkrankungen
meiner Leute zur Folge, ein Umstand, der noch
mehr als andere Ueberlegungen ein Umgehen der
todten Zone nöthig macht. Ich habe bis jetzt
zwei Träger und zwei Soldaten an Lungen-
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