Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

die sich übrigens auch in der Erinnerung der Ein- 
wohner völlig erhalten hat. Auch von Nordwesten 
her, von Yebekole an der Ostyengonegrenze hat vor 
noch nicht allzulanger Zeit ein starker Offensivstoß 
nach Osten und Südosten stattgefunden, der mit dem 
Räumen weiter westlicherer Gebietsstrecken durch die 
Nyem und deren Ansiedelung in der Gegend von 
Adjebam und oberhalb der unteren Diahschnellen 
endigte. 
Betreffs Flora und Fauna sind Abweichungen 
von dem bereits Berichteten kaum beobachtet worden. 
Mit ziemlicher Sicherheit konnte nur festgestellt 
werden, daß die Grenze des Graslandes etwa bis 
an die Lobomündung nach Süden herabreicht und 
von da ab stets etwa zwei bis drei Tage nördlich 
des Djahoberlaufes parallel führt. 
Als interessante Einzelheit wäre vielleicht das 
Auffinden eines beschränkten Gebiets mit ziemlich 
vielen Oelpalmen in der unbewohnten Urwaldzone 
zwischen Esampfam und Nyem im Gegensatz zu dem 
früher Berichteten zu erwähnen, wenn auch eine 
Anpflanzung derselben von Seiten längst vergessener 
Nyemlandschaften anzunehmen ist. Sehr auffällig 
war das Vorkommen von wildwachsendem Reis in 
einigen sumpfigen Grasflächen desselben Gebietes. 
Auch betreffs der Handelsverhältnisse der neu 
erreichten Gebiete stimmt im Allgemeinen der that- 
sächliche Befund mit den früher gemeldeten Erkun- 
dungen überein. Fast die gesammte Ausfuhr aus 
Nyem an Elfenbein und vor Allem Gummi geht 
meist durch Vermittelung von Esankuhändlern, die 
fast in jedem Dorfe anzutreffen sind, an die Faktoreien 
der Batangaküste und bildet dort wohl den größten 
Theil des Gesammtexports, da bis an den Diah 
heran Gummi kaum noch gefertigt wird und der 
dort gefertigte an Qualität ganz erheblich minder- 
werthig, dafür aber theurer geworden ist. Im Uebrigen 
hat sich beim Rückmarsch eine noch erheblich größere 
bereits von Ngulemakong und Yekomba nach Osten 
direkt bearbeitete Zone ergeben, als ich bei meinem 
letzten Berichte noch annehmen mußte. Bis nach 
Ndong, ja bis nach Esamesale heran sind direkte 
Karawanen genannter Faktoreien bereits vorgedrungen. 
Ueberhaupt ist die direkte Verbindung von Ngoko zur 
Küste bis auf eine verhältnißmäßig geringe Strecke 
nunmehr bekannt, da nach neuerlichen Nachrichten der 
Agent Bernauer der Gesellschaft Süd-Kamerun von 
Moassi im Bombassalande aus sich die Ergebnisse der 
Bombassaexpedition dahin zu Nutze gemacht hat, bis 
in das Gebiet des Fangstammes Babang (Limwome) 
vorzudringen, so daß ihn also höchstens noch sechs 
Tagemärsche von den äußersten Fühlern der Küsten- 
faktoreien trennen. Außerst wichtig für die Gesammt- 
entwickelung des Nyemhandels erscheint mir schließlich 
eme ganz unerwartet starke Bewegung unter der Nyem- 
bevölkerung selbst, sich von dem unbequemen Bule 
zwischenhandel frei zu machen und mit dem Weißen 
direkt in Verbindung zu treten. Bei dem Häuptling 
Balapfi von Bansiäöm, einem sehr starken Unterstamme, 
  
  
  
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suchten mich verschiedene einflußreiche Häuptlinge auf, 
die mir unter Klarlegung ihrer Wünsche zu meiner 
großen Ueberraschung erklärten, sie hätten lange von 
dem früheren vergeblichen Vorstoß an die Dijah— 
schnellen von Ngoko aus gehört und könnten von 
ihren äußersten Ansiedelungen in der Nähe des 
Flusses diese Stelle in vier Tagemärschen erreichen. 
Aengstlich gemacht durch Ostbule, hätten sie jedoch 
aus Furcht vor Krieg die Dijahschnellenexpedition 
damals nicht aufgesucht. Aber durch den neuer- 
lichen Aufenthalt der Expedition im Nyemland und 
die Neuanlage in Yukaduma hätten sie die Ueber- 
zeugung gewonnen, daß der Weiße ihnen nur Vor- 
theile bringe, und hätten sie in der Folge von der 
Landschaft Mobud aus ebenso wie die Fangleute von 
Melüna aus bereits den Bau eines Weges an das 
Depotlager an den Djahschnellen begonnen, der nach 
seiner Fertigstellung nur drei Tagemärsche nach Fang 
sowohl wie nach Nyem erfordern würde. Nach Fertig- 
stellung dieser Wege wollen sie der Verwaltung über 
BMukaduma Nachricht zugehen lassen und bäten dann, 
in genanntem Lager zunächst ihre langjährige Feind- 
schaft mit Bangandu und Missanga aus der Welt zu 
schaffen, dann aber die Anlage eines Faktoreipostens 
daselbst zu veranlassen, die zur sichern Folge haben 
würde, viele Nyemniederlassungen in seine Nähe zu 
ziehen. Diese ganze Angelegenheit war mir sehr 
überraschend, da ich bei der noch fehlenden Kon- 
struktion der Itinerare der Djahschnellenexpedition 
die Entfernung viel weiter taxirt hatte, zumal auch 
nicht eine menschliche Spur bei genannter Expedition 
aufgefunden wurde. Der Umstand jedoch, daß die 
Sache völlig von den Eingeborenen ausging, ohne 
das geringste Zuthun meinerseits, läßt mich ein be- 
friedigendes Resultat für nicht ganz unwahrscheinlich 
halten. Ich habe denn auch ein weitgehendes Ent- 
gegenkommen in Aussicht gestellt, sobald eine kurze 
wirklich benutzbare Verbindung hergestellt sein würde. 
Es würde die Verwirklichung dieser Absichten aller- 
dings den Yukadumaweg sowohl wie die Bombassa- 
route an zweite Stelle für den Gesammtverkehr durch 
das Innere der Konzession bis nach Bertua und 
Esanku hin hinabdrücken, da der Fluß bis an das 
genannte Lager hin mehrere Monate im Jahre kein 
Verkehrshinderniß bietet. Hinzufügen will ich noch, 
daß Nyemleute sowohl wie die östlichen Bule ohne 
irgend welche Schwierigkeiten schon jetzt tageweise 
als Aushülfsträger während der Krankheitsfälle mei- 
nes Personals gegen geringe Bezahlung arbeiteten. 
Ueber den Gesundheitszustand der Expedition 
muß ich, wie schon angedeutet, diesmal weniger Be- 
friedigendes berichten. Wenn ich auch selbst an- 
dauernd gesund und fieberfrei geblieben bin, so hatten 
doch die jetzt sehr kalten, feuchten Nächte einen ge- 
wissen Prozentsatz meist ziemlich schwerer Erkrankungen 
meiner Leute zur Folge, ein Umstand, der noch 
mehr als andere Ueberlegungen ein Umgehen der 
todten Zone nöthig macht. Ich habe bis jetzt 
zwei Träger und zwei Soldaten an Lungen- 
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