Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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Nacken herabhängend getragen oder an den Schläfen 
etwas aufgepufft. Zahlreiche Perlen schmücken diesen 
Kopfputz, der im Verein mit dem wenig ausgeprägten 
Negertypus des Gesichts, welches oft fast kaukasische 
Züge trägt, ein ganz nettes Aussehen geben. Die 
Haare sind so mit Fett eingeschmiert, daß beständig 
ein Fettstrom über Nacken und Schulter trieft. Die 
Statur der Frauen ist im Allgemeinen klein, von 
schönem Ebenmaß. Dagegen sind die Männer her- 
kulisch gebaute Gestalten. Die meisten sind über 
170 cm groß, einige bis 190 cm. Die Muskulatur 
ist prächtig entwickelt, namentlich auffallend die 
Wadenmuskulatur. Die Feldarbeit ist im Allgemeinen 
die Sache der Frau und der größeren Kinder, ebenso 
die Herrichtung der Nahrung, als Kornstampfen, 
Backen 2c. Der Mann thut entweder nichts oder 
sitzt rauchend und schwatzend um das Berathungsfeuer, 
oder er beschäftigt sich mit der Herstellung von Kanus, 
mit der Frscherei, seltener mit der Jagd. Die Owak- 
wangari sind im Allgemeinen gegen den Besucher 
sehr zudringlich. Kaum zu ertragen ist das ewige 
Betteln. Alles was sie sehen, wollen sie haben, 
doch nehmen sie Ablehnung nicht übel. Leute, die 
zuerst ein Pferd als Geschenk verlangten, waren 
schließlich mit einer Platte Tabak zufrieden. Die 
Bekleidung besteht bei den Großen aus einem voll- 
ständig europäischen Anzuge oder wenigstens einem 
Hemd. Ein vorn bis zu den Füßen, hinten bis zu 
den Kniekehlen reichender Schurz aus dunklem Stoff 
ersetzt dies bei den anderen. Die Schurze werden 
durch einen Ledergurt zusammengehalten. Perlen- 
ketten, Spangen aus Kupfer oder Messing um Fuß- 
gelenke und Oberarm vervollständigen diesen Aufzug. 
Viele haben statt der Perlenketten und Spangen 
solche aus Hirsestroh geflochten oder aus gepreßtem 
Leder. Bemerkenswerthe Tätowirungen habe ich 
nicht gesehen. 
Die Bewaffnung besteht im Allgemeinen aus 
Lanze, Messer und Kirri, die Wohlhabenderen haben 
Gewehre, fast ausnahmslos Vorderlader, die schadhaft 
und unbrauchbar sind, wenige Henry Martini-Gewehre. 
Fast Niemand hat Munition, trotzdem tragen die Leute 
ihre Gewehre auf Schritt und Tritt mit sich. Je 
weiter man nach Osten kommt, desto seltener werden 
die Gewehre. Die Lanzen haben bei den verschiedenen 
Stämmen verschiedene Formen. Die Stiele derselben 
bei Himaruas Leuten waren etwa 1½ m lang, die 
Spitze war breit und scharf, nicht selten mit Wider- 
haken versehen. In Kapongo hatten die Lanzen im 
Allgemeinen viel längere (etwa 3 m lange) Stiele, 
waren sonst aber jenen ähnlich. In Bomagandu 
wieder herrschte eine am langen Stiel befestigte 
pfriemenartige Lanze vor, welche Form sich aus der 
hauptsächlichen Beschäftigung jenes Stammes mit 
Fischfang erklärt. 
Die Messer waren zum Theil die in einer Scheide 
steckenden bekannten Ovambomesser, durch Zwischen- 
handel hierher gelangt, zum Theil sehr primitive 
kurze Messer, welche nackt in der um den linken 
  
Oberarm befestigten Spange steckten. Die Kirris 
sind außerordentlich schwer. 
Von den Owakwangari werden, namentlich von 
den Frauen, eine Reihe von Geräthen angefertigt, 
welche sich durch gefällige Form, kunstvolle Arbeit 
und Dauerhaftigkeit auszeichnen. Namentlich das 
Flechten von Matten und Körben wird außerordentlich 
geschickt ausgeführt. Die Körbe sind verschieden groß 
und so dicht gearbeitet, daß sie selbst zum Wasser- 
holen benutzt werden. Der Fußboden der Hütten 
besteht aus von Maisstroh geflochtenen, sehr hübschen 
Matten, in welche oft durch verschiedenartiges Stroh 
Muster eingeflochten werden. Auch die Wände der 
niedrigen (1 m hohen) bienenkorbartigen Hütten be- 
stehen aus solchen Matten, während das stumpf 
kegelförmige Dach aus Stroh besteht. Nur die Hütte 
des Kapitäns ist höher und fester gebout. 
Aus dem Bereiche der Missionen und 
der Ankisklaverei-Bewegung. 
Das dritte Heft der „Beiträge zur Missions- 
kunde“ (Buchhandlung der Berliner ev. Missionsges. 
Berlin No. Georgenkirchstr. 70, Berlin 1) enthält 
statistische Angaben über den Stand des gesammten 
evang. Missionswerks an der Jahrhundertwende 
vom Missionsinspektor D. Merensky. Aus der Vor- 
bemerkung dazu entnehmen wir: 
„Der Oekumenischen Missionskonferenz, welche 
im April des Jahres 1900 in New-York tagte, 
verdanken wir es, daß eine Statistik über den Stand 
der evangelischen Missionsarbeit zur Zeit der Jahr- 
hundertwende vorliegt, wie sie in solcher Vollstän- 
ständigkeit bisher noch niemals ausgestellt worden 
ist. Wir geben in diesen Blättern einen Auszug der 
wichtigsten allgemeinen Daten, welche wir durch be- 
sondere Angaben über den Stand der deutschen 
Missionsarbeit vermehrt haben. Für solche, welche 
die Hauptquelle unserer Angaben studiren wollen, 
sei bemerkt, daß der Titel ist: Centennial survey 
#of foreign missions by the Rer. James S. Dennis 
D. D. New- Tork. Fleming H. Revell Company. 
1902. Preis 16 Mark.= 
Die evang. Missionsgesellschaft für Deutsch-Ost- 
afrika (Berlin III), welche bisher in Mietbsräumen 
Unterkunft gefunden hatte, hat in Groß-Lichterfelde 
bei Berlin, Zehlendorferstraße 55, ein eigenes Mis- 
sionshaus erbaut und bezogen. Dasselbe enthält 
eine kleinere und eine größere Inspektorwohnung, 
Bureauräume, Wohnung für den Sekretär, im Erd- 
geschoß Portierwohnung, Keller, Packraum 2c.; im 
Dachgeschoß eine kleine Wohnung für eine Missionar= 
familie, sowie einige Kandidatenzimmer. 
  
Am 21. Oktober d. Is. wurde zu Köln die 
Versammlung des Centralvorstandes des Afrika-
	        
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