Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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Vereins deutscher Katholiken gehalten. Nach 
dem Kassenbericht sind eingegangen im Ganzen 
67 678,22 Mk.; die Ausgaben betrugen 80 846 Mk. 
Domkapitular Prof. Hespers berichtete über die 
katholischen Missionen in den deutschen Schutzgebieten. 
Er legte der Versammlung eine Uebersicht der Sta- 
tionen und des Personals sämmtlicher apostolischen 
Präfekturen vor und verbreitete sich über die Thätig- 
keit der Missionsgesellschaften in dem Berichtsjahre 
1901 bis 1902. Im Anschluß an diesen Bericht 
beschloß der Centralvorstand eine Summe von 
60 000 Mk. an die in den deutschen Schutzgebieten 
thätigen Missionsgesellschaften: 1. Väter vom h. Geist, 
2. Trappisten, 3. Benediktiner, 4. Weiße Väter, 
5. Pallottiner, 6. Steyler Missionare, 7. Oblaten, 
I. u. II., 8. Missionare vom h. Herzen Jesu, 
9. Maristen, 10. Kapuziner, unter Berücksichtigung 
der Anzahl der Stationen und Missionare zu ver- 
theilen. 
Das katholische Missionshaus zu Limburg hat 
einen neuen Zuwachs an Bewohnern erhalten. Am 
22. September fand die Einkleidung von 32 Postu- 
lanten statt. 16 der neu Eingekleideten werden sich 
dem Studium widmen, während die übrigen 16 als 
Laienbrüder in der Kongregation wirken wollen. 
Am 10. Oktober ging wieder eine neue Expedition 
von Limburg nach Kamerun ab. Dieselbe besteht 
aus einem Priester und vier Brüdern. 
Das Organ der St. Benediktus-Genossenschaft 
für ausländische Missionen zu St. Ottilien veröffent- 
licht für das Jahr 1902 folgende Statistik seiner 
9 Missionsstationen in Süd-Sansibar: 11 Patres, 
2 Fratres, 14 Brüder, 22 Schwestern, 2093 Christen, 
1875 Katechumenen, 568 Taufen, 11 Weisenhäuser, 
418 Zöglinge, 32 Schulen, 914 Schüler, 26 Kate- 
cheten. Der Kirchenbau in Dar-es-Saläm ist 
äußerlich vollständig fertig, und nur die innere Ein- 
richtung fehlt noch. 
Dem Jahresbericht der Gesellschaft zur Beför- 
derung der evangelischen Mission unter den Heiden 
(Berlin 1) für das Jahr 1901 (vergl. Kolonialblatt 
1901, S.635) entnehmen wir folgende Mittheilungen: 
Das verflossene Jahr ist für unser Werk in 
Deutsch-Ostafrika insofern besonders wichtig ge- 
wesen, als es dem Direktor unserer Mission, Gensichen, 
möglich wurde, von Südafrika aus dies Gebiet zu 
besuchen. Den Missionaren und besonders ihren 
Frauen war dieser Besuch um so werthvoller, als 
auch Frau Direktor Gensichen daran theilnahm. 
Die Synode des Kreises erhielt durch die Gegenwart 
des Direktors in diesem Jahre eine besondere Be- 
deutung. Sie war vom 22. bis 29. Juli auf der 
gesund gelegenen Station Kidugula versammelt. 
Nach der Synode konnte der Direktor sämmtliche 
Stationen mit Ausnahme der entfernter liegenden 
Plätze Mufindi und Muhanga besuchen. Er konnte 
Missionsgesellschaften die Arbeit dort 
  
sich überall über die fleißige, tüchtige Arbeit der 
Brüder freuen und gewann den Eindruck, daß bei 
der heidnischen Bevölkerung dieses Landes der Boden 
zur Aufnahme des Evangeliums besonders günstig ist. 
Auf den Antrag der Synode hin hat das Komitee 
folgende wichtige Bewilligungen beschlossen: Superin- 
tendent Nauhaus, der von Südafrika her mit der 
Führung des Ochsenwagens vertraut ist, soll einen 
solchen Wagen von der schottischen Missionsstation 
Blantyre kommen lassen und die bei seinem Gebrauch 
nöthigen zehn Ochsen beschaffen. Die Einführung 
des Wagentransports wird nicht nur für unsere 
Mission ein Vortheil sein, sondern wird auch einen 
wichtigen Kulturfortschritt für ganz Deutsch-Ostafrika 
bedeuten. Da die Weiterentwickelung des Schulwesens 
äußerst wichtig ist, wurden den Stationen Lehr= und 
Lernmittel im Betrage von 2100 Mk. bewilligt, 
ebenso wurden Beträge bewilligt für den Ankauf von 
Land bei einigen Stationen. Für die Entwickelung 
unserer Missionsarbeit war eine Sprachkonferenz be- 
deutsam, welche vom 30. April bis 9. Mai in Mua- 
kaleli abgehalten wurde und der auch Miss. Richard 
von der Brüdergemeinde beiwohnte. Es konnte hier 
der Text für ein gemeinsam einzuführendes Gesang- 
buch festgestellt werden. Das ist für die Entwickelung 
der Litteratur in der Kondesprache äußerst wichtig. 
Gedruckt sind in dieser Sprache bis jetzt die Evan- 
gelien und eine Fibel. In Arbeit sind die Zusammen- 
stellung eines Schullesebuches sowie die Uebersetzung 
der Apostelgeschichte und der Psalmen, während die 
Uebersetzung der Agende im Manufkript bereits voll- 
endet ist. Im Laufe des Jahres hat in Ostafrika 
kein Todesfall die Reihen unserer Arbeiter und Ar- 
beiterinnen betroffen. Es standen auf diesem Gebiete 
14 Missionare, 1 Arzt und 5 Handwerker in Arbeit, 
außer ihnen 11 Frauen, das sind zusammen 31 Euro- 
päer. An Erkrankungen hat es freilich nicht gefehlt, 
besonders auf den beiden Stationen, welche dem 
See am nächsten liegen. 
Der „Missionsfreund“ der Berliner evang. 
Missionsgesellschaft (Berlin 1) schreibt: 
In unserem Schutzgebiet Deutsch-Ostafrika 
leben nach der neuesten Volkszählung 6 164 000 
Schwarze, welche fast alle Heiden, zum Theil freilich 
auch Mohammedaner sind. Diese vielen heidnischen 
Unterthanen unseres Kaisers sollten uns täglich 
mahnen, daß es unsere Pflicht ist, ihnen das Evan- 
gelium zu senden. So haben denn auch deutsche 
fröhlichen 
Muthes in die Hand genommen. Die Brüder- 
gemeinde, die Leipziger Mission und zwei Berliner 
Gesellschaften haben dort schon an 30 Missions- 
stationen gegründet, 14 davon sind Stationen der 
alten Berliner Mission (Berlin 1I). Diese liegen 
am nördlichen Ufer des Nyassasees und an den sich 
daran anschließenden Gebirgs= und Hochflächen. 
Missionar Källner von der Station Magoje 
berichtet, daß bei ihm schon an jedem Sonntag über
	        
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