Schulbesuchs das Maß der Kenntnisse kaum mehr
erweitert, so ist die Möglichkeit erwogen worden, sie
aus der Tagesschule zu entlassen, damit sie in den
Morgenstunden ordentlich arbeiten können, und eine
Abendschule für sie einzurichten.
In Hohenfriedeberg hat eine Gehilfen-Ver-
sammlung stattgefunden. Br. Wohlrab berichtet
davon: „Nachdem sich unsere Verhältnisse soweit
entwickelt haben, daß ein Zusammenschluß unserer
auf verschiedenen Plätzen arbeitenden Gehilfen möglich
und förderlich erschien, lud ich die Gehilfenschar zu
einem fünftägigen Kursus zu uns nach Hohenfriede-
berg. Die Vorkenntnisse, die die Einzelnen mit-
brachten, waren überaus verschieden, aber die Freudig-
keit, etwas zu lernen, war fast bei allen gleich groß.
Menschlich betrachtet war's eigentlich eine Thorheit,
mit diesen Ungelehrten einen Gehilfenkursus abzu-
halten, aber wir leben doch noch in anderen Ver-
hältnissen als daheim, die Persönlichkeit kann noch
mehr in die Wagschale fallen als technische Fertigkeit.
Das war unser Trost und gab uns reiche Freude
zu dem bescheidenen Werk. Wir hatten uns geringe
Ziele gesteckt, um zunächst einen gemeinsamen Boden
zu gewinnen und Verwirrung der Schwächeren zu
vermeiden. Br. Döring war so freundlich, mich
beim Unterricht zu unterstützen. Wir hatten uns
die Tage in folgender Weise eingetheilt: Früh von
7 bis 8 Uhr Bibelstunde, 8 bis 8¾ Uhr biblischer
Geschichtsunterricht in einer Anfängerklasse, 9 bis
10 Uhr Leseunterricht in einer Anfängerklasse, ½11
bis 12 Uhr Besprechung der Unterrichtsstunden mit
Darlegung einiger besonders wichtiger didaktischer
Grundsätze. Nachmittags 2 bis 3 Uhr Geographie,
Afrika, 3 bis 4 Uhr Rechnen, die Anlage einfacher
Stationsrechnungen.“
Nach Wuga sind alle Knaben (36) aus den
Ferien heimgekehrt, sogar die drei jungen Burschen
aus Bonde, von denen wir es kaum erwartet hätten.
Sie sind nun schon ein halbes Jahr bei uns und
halten sich gut. Die Christen haben begonnen,
gemeinsam ihr erstes Steinhäuschen zu bauen.
Möchte Gott ihnen Kraft und Einigkeit geben, dies
Werk gemeinsamen Arbeitens und Dienens zu be-
enden, nicht eher zu ruhen, bis alle Hausväter ein
ordentliches Häuschen mit Stallung besitzen. Vom
Volk ringsum findet ein ziemlich großer Zulauf zur
Station statt. Die Brüder freuen sich darüber, als
über eine Gelegenheit, Vielen das gute Wort Gottes
zu sagen. Aber es ist viel Schwanken unter denen,
die kommen. Auch wird die Arbeit unübersichtlich,
während gerade die Christengemeinde selbst viel ins
Einzelne und Kleine gehende Seelsorge erfordert,
weil allerlei Schwachheit und Sünde offenbar wird.
Gott leite die Brüder, daß sie in Weisheit und
Kraft ihren Weg durch dieses Stadium der Ent-
wickelung finden.
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Aus Nyangao, einer Station der St. Bene-
dictus-Misssionsgesellschaft, berichten die „Missions-
Blätter“:
Die Kirche, ein für afrikanische Verhältnisse recht
stattlicher Bau, ist von Br. Wilhelm ausgemalt
worden. „Der Unterricht in der Schule“, so be-
richtet R. P. Leo, „wird fleißig besucht. Die größte
Schule zählt etwa 50 Schüler; im Ganzen ist die
Schülerzahl in meinem Bezirk in den sieben Außen-
schulen etwa 200. Also Arbeit in Fülle. Leute
wohnen hier im Umkreis mehrere Tausend. In
Nataki, zwei Stunden von hier, hat der dortige
Lehrer eine Kapelle erbaut; er hält daselbst schon
jeden Tag mit der christlichen Gemeinde Abend-
andachten. Der Gartenbau, der von den fleißigen
Händen der Schwestern betrieben wird, steht heuer
vorzüglich, so daß wir bis zur Regenzeit zur Genüge
europäische Gemüse haben. Häufiges Gießen ist
allerdings nothwendig, doch macht dies keine
Schwierigkeiten, da der Garten unmittelbar am Ufer
des Nyangao liegt.“ Gegen Hungersnoth wurden
im Bezirk Lindi mehrere Fruchthäuser erbaut, in
denen Früchte und Vorräthe aufgespeichert werden
sollen, damit sie bei eintretender Noth an die Be-
völkerung vertheilt werden können. R. P. Leo sah
ein solches auf seiner Reise nach Nyangao. Der
betreffende Erbauer, ein Akide, hatte dasselbe eben
vollendet und darin Feuer angemacht, damit der
aufsteigende Rauch alle schädlichen Insekten vertilge.
Aus Tosamaganga wird in derselben Zeit-
schrift von Br. Michael geschrieben:
Die Wahehe kommen recht gerne zu uns zur
Arbeit, verkehren auch geschäftlich am liebsten mit
uns, auch an Kirchenbesuchern fehlt es nicht, jedoch
haben sie, wie es scheint infolge eines Aberglaubens,
oft große Furcht vor der Taufe, und diese Furcht
theilt sich dann auch den Kindern mit. Für die
Erwachsenen ist dann noch ein großes Hinderniß
die Vielweiberei. Unsere Knabenzahl beträgt jetzt 30
und die der Mädchen 20. Die Gesammtzahl der
Christen ist 90. Der Schulunterricht wird sehr
eifrig betrieben und mehrere größere Knaben zeigen
so außergewöhnliche Talente, daß sie in Bälde als
Lehrer für neu zu errichtende Außenschulen verwendet
werden können. Bei unserer Bauthätigkeit leistet
uns die Ziegelei und unsere Schneidemühle am Ruaha
ausgezeichnete Dienste. Die bisherigen Schwierig-
keiten des Transports der Stämme sind durch die
Ankunft des neuen Wagens gehoben. Der neue
Wagen ist in allen seinen Theilen gut angekommen
und erweist sich als sehr gut brauchbar. Die Regen-
zeit verlief in ganz befriedigender Weise, so daß die
einheimischen Naturprodukte gut gediehen sind. Der
Viehstand ist zufriedenstellend. Zwei Esel als Reit-
thiere, dann noch ein junger und ein Schensi-Escl.
An Rindvieh haben wir 68 Stück. Kälber sind
heuer bis jetzt 26 gefallen. Elf Stück Rindvieh
wurden verkauft. Insgesammt für 179 Rupien.