Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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bleibsel aus jener Anfangszeit und kann das voll- 
ständig bestätigen. Ich habe schon mehr als einmal 
gesagt: Wenn anno 1845, als ich in Otjikango soaß, 
die vier großen Propheten selber zu mir gekommen 
wären und verkündigt hätten, wie es am Ende des 
Jahrhunderts, das ich freilich nicht zu erleben er- 
wartete, im Hereroland aussehen würde, meine Ant- 
wort wäre gewesen: „Meine Herren! Sie sind ja 
Propheten, und ich wage nicht zu widersprechen; 
aber entschuldigen Sie, es eigentlich gläubig in mich 
aufzunehmen vermag ich auch nicht.G Ja, wir haben 
es mit einer siegenden Sache zu thun und singen 
nicht vergeblich: Herrscher, herrsche! Sieger, siege! 
König, brauch dem Regiment! Ich möchte jedem 
jungen Missionar, der an einer neuen Stelle be- 
ginnen muß, wünschen, daß er von diesem Sieges- 
gefühl getragen wird.“ 
In demselben Blatte schreibt P. Holzhausen über 
die Pfingstoersammlung der Londoner Mission in 
Malua auf Samoa: 
Die Londoner Missionsgesellschaft in Samoa ver- 
anstaltet alljährlich um Pfingsten eine Synode, wenn 
man so sagen will, in Malua, dem Sitze des 
Predigerfeminars von Samoa. Doazu finden sich die 
weißen Missionare und Missionarinnen und die ein- 
geborenen ordinirten und nichtordinirten Prediger 
der Samoagruppe ein. Zu dem Feste waren eltwa 
320 Pastoren und 150 Diakonen (nicht ordinirte 
Prediger) mit Weib und Kind erschienen. Eine 
richtige Völkerwanderung hatte stattgefunden. Dozu 
waren die meisten Studenten trotz der Ferien in 
Malua geblieben. Am zweiten Pfingsttage hielten 
die Samoaner unter sich in der großen Kirche Ver- 
sammlung, während die Weißen in der Schule 
tagten. In beiden Versammlungen wurden innere 
Angelegenheiten verhandelt. Gegen Abend kamen die 
Studenten unter Gesang und brachten Geschenke an 
Lebensmitteln (Schweine, Hühner, drei Schildkröten, 
Taro, Brotfrüchte, Bananen, Kokosnüsse 2c.). Am 
dritten Pfingsttage begann der Gottesdienst um 
½9 Uhr früh mit einer gemeinsamen Abendmahls- 
feier. Die große schmucke Steinkirche, ein Jubiläums- 
geschenk der somoanischen Gemeinden zum 50 jährigen 
Jubiläum des Seminars im Jahre 1894, war ge- 
füllt. Die etwa 500 samoanischen Geistlichen er- 
schienen wie die Studenten in weißem Lendenschurz 
und ebensolchem Rock, barfuß und barhaupt. Es ist 
eine Freude, diese Pastoren zu sehen, kernige Ge- 
stalten mit Bronzegesichtern, in denen sich Geist, 
Kraft und Eifer aussprechen. Und man muß diese 
Männer predigen sehen und hören; es ist ein Genuß, 
diesen geborenen Rednern zuzuhören. Wie verstehen 
sie es, das Interesse allmählich zu steigern! Auch 
die Gesten sind natürlich und ungezwungen; die 
Sprache ist kräftig und zugleich weich und an- 
muthig; sie klingt wie Musik in den Ohren. Das 
Samoanische ist ja das Italienisch der Südsce. Um 
2 Uhr nachmittags begann die gemeinsame Ver- 
  
sammlung der eingeborenen und weißen Geistlichen. 
Das Thema, das in derselben verhandelt werden 
sollte, war die Frage, wie man die jungen Leute für 
die Kirche gewinnt, daß sie christlich leben. Rev. 
Marriott und der samoanische Pastor Solomona von 
Apia behandelten das Thema. Die Vorschläge, die 
gemacht wurden, waren folgende: 1. Die Predigt 
soll anschaulich und lebendig sein, daß die jungen 
Leute gefesselt werden. Aber wenn sie gewonnen 
sind, dürfen sie nicht meinen, daß jeder bekehrte 
junge Mann nach Malua kommen müsse, um Pastor 
zu werden. In der Predigt sollen sie an das hobe 
Gut erinnert werden, das uns in der Gnade Gottes 
gegeben ist. 2. Der Pastor soll der Freund der 
jungen Leute werden und auf alle Weise ihr 
Vertrauen zu gewinnen suchen. Dazu muß er liebe- 
voll und demüthig sein. 3. Der Pastor soll sich 
mit den Eltern freundlich stellen, diese an ihre 
Pflichten erinnern, daß sie ihre Söhne zum christ- 
lichen Leben anhalten. 4. Auch auf die Häuptlinge 
soll eingewirkt werden, daß sie ein gutes Beispiel 
geben und ihren Einfluß in christlichem Sinne geltend 
machen. 5. Sehr wichtig ist guter Unterricht und 
gute Erziehung in der Schule, daß die Jugend 
Gottes Wort lieben lerne. 6. Auch die Hülfe der 
Kirchenglieder (d. h. der bewußten Christen; in der 
Londoner Mission gibt es keine Konfirmation. Die 
Getauften müssen in reiferem Alter freiwillig kommen 
und sich in den engeren Kreis der Kirchenglieder 
oder der Abendmahlsgemeinde aufnehmen lassen) soll 
der Pastor in Ansoruch nehmen, daß sie durch 
Gebet, Wort und That die jungen Leute auf den 
rechten Weg weisen. 
In den „Berichten der rheinischen Missions- 
gesellschaft" wird aus Deutsch-Neu-Guinea ge- 
schrieben: 
Die Frage nach der Anlegung einer Gesund- 
heitsstation ist sast so alt, wie unsere Neu-Guinea- 
Mission. Sie hat verschiedene Wandlungen durch- 
lebt, ohne daß sie bis jetzt der Ausführung näher 
gekommen wäre. Unsere Missionare Hoffmann, 
Hanke und Ostermann haben nun eine Unter- 
suchungsreise nach dem Balaimana (mana — Berg, 
Balai ist der Name eines Dorfes südwestlich von 
Bojadjim) gemacht, der sich aus Interesse an der 
Sache der Stabsarzt Dr. Dempwolff anschloß. Der 
Zug ging an dem mit Geröll und mächtigen Stein- 
blöcken übersäten Bett des Jori hinauf und dann in 
das Thal des Guanja hinein, der sich in unzähligen 
Windungen durch die Ausläufer des Oertzengebirges 
seinen Weg sucht. Hier wurden sehr viele Eisen- 
erze, unter anderen auch Manganeisenstein gefunden, 
auch mehrere große Salzquellen entdeckt. Nach sechs- 
stündigem Marsch, bei 200 m Meereshöhe, begann 
der Aufstieg zum Balaimana. 500 m hoch liegt das 
Dorf Balai. Leider erwies sich der Ort nicht als 
malariafrei. Nach zwei weiteren Stunden ange- 
strengten Steigens war die Höhe mit 940 m er-
	        
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