Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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immer vor Augen oder werden durch schlecht Ge- 
sinnte von Kirche und Schule abwendig gemacht, 
und das ist es, was einen Missionar entmuthigen 
könnte, wenn er nicht auf Gottes besonderen Beistand 
rechnen dürfte. Was die abergläubischen Ceremonien, 
Anhängung von geknoteten Bindfäden und Tambu- 
Muschelschalen, sowie Quacksalbereien mit warmem 
Kokuswasser, Kalk= und Betelnuß anbetrifft, so nimmt 
deren Anwendung im Vergleich zu früher hier in 
Matupz jetzt schon bedeutend ab, da ich all das Zeug 
unbarmherzig abschneide und meine Schüler, wenn 
sie mit solchem Unfug behangen sind, von allen 
öffentlich auslachen lasse. Im Geheimen aber treiben 
die alten Hexenweiber und die „Tena-papait“ 
(Hexenmeister) nach wie vor noch ihren Hokuspokus. 
Aus fremden lAolonien und 
HProdubktionsgebieten. 
Verwaltungseintheilung von Sritisch-Ostafrika. 
Die Verwaltungseintheilung von Britisch-Ostafrika 
hat laut einer Bekanntmachung in der Ofticial 
Gazette of the East Africa and Uganda Pro- 
tectorates vom 1. Oktober d. Is. eine Aenderung 
und Erweiterung erfahren. Das Protektorat ist in 
7 Provinzen, die Provinzen sind in Distrikte einge- 
theilt: 1. Provinz Seyidiye — Distrikte: Mombasa, 
Wanga, Malindi, Taita, 2. Tanaland — Distrikte: 
a) Lamu, b) Tanafluß und das Sultanat Witu, 
3. Jubaland, 4. Ukamba — Distrikte: Masailand, 
Ulu, Kitui, 5. Kenia, 6. Naivasha — Distrikte: 
Naivasha, Baringo, Ravine, 7. Kisumu (früher zu 
Uganda gehörig) — Distrikte: Kisumu, Mumias, 
Fort Nandi, Fort Ternan. An der Spitze einer 
Provinz steht ein Subcommissioner, an der Spitze 
eines Distrikts ein Collector, früher Districtofficer 
genannt. Dem Collector sind „Assistant Collectors“ 
beigegeben, die er mit der selbständigen Verwaltung 
eines Theiles seines Distrikts (Subdistrikts) beauf- 
tragen kann. 
von der Ugandabahn. 
Der neueste Parlamentsbericht über die Fort- 
schritte des Unternehmens enthält Folgendes: 
Am 10. Dezember 1901 erreichte die erste 
Lokomotive das Ziel der Bahn, Port Florence an 
der Ugowe-Bai des Viktoria Nyanza-Sees. Seit 
dem 1. März 1902 ist für Passagiere ein Verkehr 
eröffnet, indessen mit gewissen Einschränkungen, wie 
die noch im Gange befindlichen Arbeiten an dem 
Bahnkörper und den Brücken solches mit sich bringen. 
An eine Vollendung dieser Arbeiten ist vor dem 
Frühjahr 1903 nicht zu denken. Eine endgültige 
Organisation des Betriebes war bereits eingeleitet, 
soll jedoch erst nach Ablauf des dritten Jahres, ge- 
rechnet von der Fertigstellung der Bahn, in Kraft 
  
treten. Die Zahl der Arbeiter erreichte ihren höchsten 
Stand 1900/1 mit 22 248; sie belief sich 190 1/2 
auf 15 981. Die Kosten der Bahn beliefen sich 
Ende März 1902 auf 4 989 036 L. Ende März 
1902 werden sie wahrscheinlich 5 449 036 & be- 
tragen. Davon werden kommen 75 PCt. auf den 
Bau und etwa je 9 pCt. auf Verwaltung und Be- 
triebsmittel. Da die ganze Länge der Bahn 584 engl. 
Meilen = 940 Kilometer beträgt, so ergiebt das an 
durchschnittlichen Baukosten für den Kilometer etwa 
120 000 Mk. Bei den Lokomotiven ist Holzfeuerung 
eingeführt nach Ausführung der hierfür nothwendigen 
Abänderungen. Man verspricht sich von dieser Maß- 
regel eine erhebliche Herabminderung der Feuerungs- 
kosten schon für das laufende Jahr. Die Station 
Nairobi am Fuße des Ausstieges zum Kikuyu 
Escarpment und Sitz der Verwaltung gewinnt eine 
immer größere Bedeutung, einige andere Stationen 
auch als Sammelstationen für eine Verkehrsverzwei- 
gung. Die Station Voi, 160 km von der Küste, 
vermittelt einen beträchtlichen Güterverkehr mit dem 
deutschen Kilimandjarogebiet. Von Port Florence 
aus werden zwei Dampfer den Verkehr über den 
Victoria= See vermitteln. 
Ausfuhrhandel Sansibars im Jahre 1901. 
Der Werth der Ausfuhr von Sansibar belief 
sich im Jahre 1901 auf 1 168 518 & gegen 
1 167 794 LE im vorhergehenden Jahre, hat also 
nur unbedeutend, nämlich um 724 KL, zugenommen. 
Die hauptsächlichsten Ausfuhrartikel waren im 
Jahre 1901 (und 1900) dem Werthe nach die 
folgenden: Zeugwaaren 267 849 L (264 701) — 
Gewürznelken 164 358 L (137 817) — Münzen 
149 355 2 (158 148) — Kopra 120 101 Kt 
(43 092) — Elfenbein 114 533 L (115 354) — 
Kautschuk 25 130 2 (25 286) — Häute 19 710 K 
(36784) — Kopalharz 18 069 T# (15 858) — 
Spanischer Pfeffer 11 201 L (12 130) — Zucker 
7301 # (18 815). Die Ausfuhr nach Ländern 
außerhalb Afrikas erreichte im Jahre 1901 einen 
Werth von 530 294 L und zeigte im Vergleich zum 
vorhergehenden Jahre eine Zunahme um 63 842 S. 
Nach Deutschland wurden Waaren im Werthe von 
45 200 L ausgeführt gegen 35 592 L im vorher- 
gehenden Jahre. Die Ausfuhr nach Deutschland 
hat also um 9608 # zugenommen. Der Werth des 
im Jahre 1901 nach Deutschland verschifften Kaut- 
schuks war um 7828 2 größer als im vorhergehenden 
Jahre, und ebenso hat die Ausfuhr von Elfenbein 
nach Deutschland um 5476 2 zugenommen. Auch 
der Export von Häuten, Kopra und Kokosfasern hat 
eine Steigerung erfahren, während die Ausfuhr von 
Gewürznelken und Kopalharz zurückgegangen ist. 
Der Werth der von Sansibar nach anderen Theilen 
Afrikas verschifften Waaren belief sich im Jahre 1901 
auf 638 224 #L gegen 691 342 2L im vorhergehenden
	        
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