Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

stark bevöllert. Leider war es unterdessen der Herd 
von Aufruhr und Bürgerkrieg, und die Namen von 
„Chyata, Kapama, Swima, Mloligula“, die die 
Entwölkerung verursachten, haben eine traurige Be- 
rühmtheit erlangt und leben noch im Gedächtniß der 
jetzigen Landbewohner fort. 
Die gegenwärtig in den Bezirken Usaramo und 
Usambara thätige ostafrikanische Mission (Berlin 111) 
wünscht ihre Thätigkeit im Usaramo an die 
Missions-Gesellschaft Berlin 1 abzutreten. Einer 
Kundgebung darüber in den „Nachrichten“ der ersteren 
Gesellschaft entnehmen wir: 
Es gilt, in Usaramo eine verantwortungsreiche 
Aufgabe zu erfüllen. Dar-es-Saläm ist die Haupt- 
stadt der größten und wichtigsten unserer Kolonien. 
Es muß in ihr darum anch eine helle Leuchte des 
Evangeliums aufgesteckt werden. Freilich ist die Be- 
völkerung der Großstadt kein sehr fruchtbarer Boden 
für die Verkündigung des Wortes Gottes, besonders 
weil der Islam die Herzen hart und unempfänglich 
gemacht hat. Dennoch darf man die Hoffnung hegen 
daß auch in Dar-zes-Sal#m eine christliche Gemeinde 
sich gründen und ausbreiten läßt, wenn man die 
Missionsarbeit im Zusammenhang mit der Arbeit in 
dem Hinterlande der Hauptstadt, in Usaramo, be- 
treibt. Die Saramo sind meist noch keine Muham- 
medaner, sondern Heiden. Sie stehen dem Worte 
Gottes offen. Unsere Gemeinde im Kissarawe ist 
doch schon auf 157 Seelen gewachsen, und in dem 
noch jüngeren Maneromango sind 30 gesammelt. Das 
Verlangen nach christlichem Unterricht ist überall leben- 
dig. Und gerade zwischen Usaramo und Dar-es-Saläm 
sind viele Beziehungen. Es wohnen etwa 2000 
Saramo in der Hauptstadt, die überall im Lande 
ihre Verwandten haben. Diese Beziehungen muß 
man benutzen, und auch in Dar-es-Saläm wird das 
Wort Gottes nicht vergeblich verkündigt werden. Die 
Aufgabe ist also schön und wichtig, aber sie fordert 
auch viele Kräfte. Wir haben sie nun jahrelang 
über unsere Kräfte hinaus zu ersüllen gesucht. Jetzt 
müssen wir erkennen, daß der immer mehr wachsenden 
Aufgabe gegenüber in Verbindung mit dem, was 
uns in Usambara anvertraut ist, die Kräfte einer so 
kleinen Gesellschaft, wie wir sind, nicht ausreichen. 
Es handelt sich aber auch in Usaramo nicht nur 
darum, das zu halten, was vorhanden ist, sondern 
es muß noch kräftiger mit der Arbeit eingesetzt 
werden, besonders in Dar-es-Saläm. Weil uns nun 
die Arbeit hier so sehr am Herzen liegt, wir aber 
als eine kleine Gesellschaft die nöthigen Kräfte nicht 
haben, so sahen wir es um der großen Sache willen, 
der wir dienen, für unsere Pflicht an, die Arbeit in 
Usaramo einer größeren Missionsgesellschaft anzu- 
bieten. Die Missionsgesellschaft Berlin 1 hatte den 
ersten Anspruch darauf. 
sich im Innern von Deutsch-Ostafrika in der Rich- 
tung auf Dar-es-Saläm hin aus. Bei weiterem 
Fortschreiten wird sie dort an das Meer stoßen. 
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Dann liegen aber die Stationen Maneromango und 
Kissarawe auf ihrem Wege. So hat denn auch das 
Komitee von Berlin 1 mit überwiegender Mehrheit 
unserer Bitte, Usaramo zu übernehmen, zugestimmt. 
Wann Berlin 1 die Arbeit übernehmen wird, steht 
noch nicht fest. In Betreff der Art und Weise der 
Uebernahme sind wir aber in einem wichtigen Punkte 
von vornherein klar gewesen: Da durch die neue 
Arbeit in Usaramo selbstverständlich der Gesellschaft 
Berlin 1 eine Mehrbelastung erwächst, und da beide 
Gesellschaften ja der einen Sache dienen, so war es 
unsere Pflicht, den gesammten mit den Stationen 
verbundenen Besitz an Baulichkeiten und Ländereien 
unentgeltlich an Berlin I abzutreten, einschließlich der 
ziemlich werthvollen Grundstücke in Dar-es-Salam. 
Es bedeutet für unsere Arbeit diese Abgabe keinen 
Stillstand. Nein, um so fröhlicher soll es nun in 
Usombara vorwärts gehen. Sobald sich nach der 
Uebergabe Usaramos die Verhältnisse geklärt haben 
werden, gedenken wir die schon längst geplante 
Gründung einer neuen Station in Bungu in Angriff 
zu nehmen. 
Ueber die Lage und Ziele der Mission in 
Usambara wurde auf der in Wuga vom 27. Auguft 
bis 1. September stattgehabten Konferenz der 
Missionare von Berlin III unter Anderem berichtet: 
Auch auf die äußere Lage der Gemeinden ist zu 
achten; die Landwirthschaft, wie sie bisher von den 
Eingeborenen betrieben wird, nimmt Zeit und Kraft 
nicht völlig in Anspruch und bringt zu wenig ein, 
um die Leistungsfähigkeit der Gemeinden zu erhöhen. 
Auf der anderen Seite ist es von der größten 
Wichtigkeit, daß der Ackerbau das Fundament bleibt, 
auf dem sich das Leben der Familie, ihr Unterhalt 
und Auskommen gründet. Wir bewahren sie vor 
Tagelöhnerabhängigkeit und erhöhen doch zugleich 
ihren Wohlstand. Manche Versuche werden gemacht, 
wir lehren sie Kaffee bauen und zeigen ihnen, wie 
die jungen Pflänzchen zu pflegen sind und die Ernte 
anzustellen, fingen an, europäische Kartoffeln zu bauen 
und Gemüse zu ziehen. Aber wir bedürfen dabei 
noch weiterer Fingerzeige, welche Hausindustrie ein- 
geführt werden könnte und auf welche Betriebe die 
bisher geübten Fertigkeiten einerseits und die im 
Boden liegenden Schätze andererseits etwa hinweisen. 
Z. B. scheinen wir gute Thonlager zu haben zu 
Töpfereianlagen. Hinsichtlich der mit unsern Stationen 
verbundenen äußeren Betriebe: Werkstätten, Land- 
wirthschaft und kleineren Kaufgeschäfte freuen wir 
uns der Mitarbeit der Diakonen, denen die Leitung 
dieser zur Erzlehung der Eingeborenen so wichtigen 
Arbeitszweige obliegt. Die Diener am Wort dürfen 
nicht zu sehr belastet werden mit diesen äußeren 
Obliegenheiten und doch dürfen sie sie nicht gering 
Ihr Arbeitsgebiet dehnt 
schätzen. Wir lernen eine Reihe von Brettschneidern, 
Zimmerleuten, Tischlern, einige Schmiede, einen 
Klempner, einige Schuster, Plätter, Drechsler, Pflüger 
und eine große Anzahl Manrer und Ziegler an, win
	        
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