Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

brauchen zum Bau unserer Häuser keine Küstenhand- 
werker, sondern verwenden unsere eigenen. 
In Neu-Bethel (Deutsch-Ostafrika) ist von der 
evangelischen Missionsgesellschaft Berlin III ein neues 
Gotteshaus gebaut. Die alte Kapelle war schon zu 
hinsällig geworden, und der Neubau wird als ein 
schmuckes, für dort stattliches Kirchlein in Kreuzform 
bezeichnet, von etwa 160 Quadratmeter Flächenraum, 
bei etwa 9 m Höhe bis zum First. — Für Hohen- 
friedeberg ist die Einrichtung einer Mittelschule 
beschlossen. 
Der „Steyler Missions-Boote“ enthält einen 
eingehenden Bericht über die am 21. September 
d. Is. erfolgte Einweihung der Herz Jesu-Kirche in 
Lome (Togo). Es heißt darin: 
Der apostolische Vikar der Goldküste, Bischof 
Maximilian Albert, Elsässer von Geburt, hatte sich 
bereit erklärt, die Konsekration der Kirche vorzu- 
nehmen. Am Nachmittage vor dem Konsekrations- 
tage sollte seine Ankunft erfolgen. 24 Reiter, in 
weißen Hosen und schwarzem Rock, mit breiter 
Schärpe angethan, brachen schon früh morgens auf, 
um den Bischof in Den, der nächsten Stadt aus 
englischem Gebiete, zu empfangen und nach Lome zu 
geleiten. Am Nachmittage gegen 4 Uhr setzte sich dann 
vom Missionshause aus die Prozession zur Abholung 
des Bischofs in Bewegung. Als der Bischof die 
Prozession erreicht hatte, wurde er vom Präfekten 
der Togomission nach kirchlichem Zeremoniell em- 
pfangen. Nachdem sich der Reiterzug an die Spitze 
der Prozession begeben hatte, bewegte sich diese, den 
Bischof in ihrer Mitte, durch die Stadt der Mission 
zu. Ein wahrhaft denkwürdiger Zug in der Ge- 
schichte der Togomission! Zum ersten Male setzt ein 
katholischer Bischof seinen Fuß auf dieses Missions- 
gebiet. Wenn in Europa die Katholiken den Em- 
pfang des Bischofs mit Recht als ein freudiges Er- 
eigniß betrachten und denselben aufs Feierlichste zu 
gestalten suchen, wie viel mehr Grund liegt hier in 
Afrka vor, das erste Erscheinen eines Bischofs aufs 
Freudigste und Festlichste zu begehen. Nur zum ge- 
ringen Theil konnte die Prozession in die alte 
Kapelle Einlaß finden; der größte Theil mußte 
draußen stehen bleiben. Nach einem Gebete richtete 
der Bischof einige Worte an die versammelten 
Christen, in welchen er seiner großen Freude Aus- 
druck verlieh, das schöne neue Gotteshaus dem 
Dienste des Allerhöchsten feierlich übergeben zu 
können. Am folgenden Morgen gegen 6½ Uhr 
begann der Bischof die Konsekration der Kirche, die 
gegen 10 Uhr vollendet war. Nach einer kurzen 
Ruhepause begann das feierliche Levitenamt. Der 
von der Mission erlassenen Einladung folgend, er- 
schien eine große Anzahl der hiesigen Europäer zu 
diesem feierlichen Gottesdienste. Als Vertreter der 
Kaiserlichen Regierung waren anwesend der stellver- 
tretende Gouverneur der Togokolonie, Kanzler Horn, 
613 
  
sowie der Bezirksamtmann von Lome, Assessor 
v. Rottberg. Ferner waren erschienen Oberleutnant 
Smend, Zolldirektor Heseling, Postmeister Walkhof, 
Regierungsarzt Dr. Krüger, Regierungsbaumeister 
Schmidt, Vertreter der Kaufmannschaft sowie fast 
sämmtliche europäische Katholiken. Die große, ge- 
räumige Kirche war vollständig gefüllt und bot in 
ihrem reichen Schmucke einen hochfestlichen Anblick. 
Für die geladenen Europäer sowie für die älteren 
Katholiken und die heidnischen Freunde der Mission, 
namentlich auch für die verschiedenen Häuptlinge aus 
dem Innern der Kolonie, war nach Beendigung des 
Gottesdienstes ein bescheidenes Gabelfrühstück servirt 
worden. Die Reihen der Toaste eröffnete der 
P. Präfekt mit einem Hoch auf Papst und Kaiser, 
nachdem er einen Vergleich zwischen der jetzigen und 
der früheren Lage Togos gezogen, das gute Ver- 
hältniß zwischen Regierung und Mission hervor- 
gehoben und die Bedeutung eines freundlich-ver- 
trauenden Zusammenarbeitens von Staat und Kirche 
für die Christianisirung und Zivilisirung der Kolonien 
betont und der Kaiserlichen Regierung und allen 
anderen, die Hülfe geleistet, warmen Dank ausge- 
sprochen hatte. Der Gouverneur toastete auf den 
Bischof und sprach den Wunsch aus, daß das Wirken 
der Mission in der Zukunft von ähnlichem Segen 
wie in der Vergangenheit begleitet sein möchte, und 
daß die neue Kirche, die weit in das Meer hinaus- 
schaue, auch recht tief in das Innere des Landes 
hinein leuchten möge, damit dort ebenfalls die 
Finsternisse und Schrecken des Heidenthums, des 
Unglaubens und des Götzenkultus verschwinden und 
wahrhaft christliches Leben, echte Bildung und 
Zivilisation kräftig erstehen möge. Bischof Albert 
hob in sehr anerkennender Weise das gute Verhältniß 
hervor, welches er hier zwischen Volk, Regierung 
und Mission finde, und die staunenswerthen Fort- 
schritte, die er in Lome beute bemerke, nachdem er 
zuletzt als einfacher Priester Lome vor wenigen 
Jahren besucht. Sein Hoch galt dem Gouverneur 
und der ganzen Kaiserlichen Regierung. Auch die 
Eingeborenen drückten sich in derselben Weise aus, 
wobei noch manche der Geschichte und bei den 
heutigen Europäern hierselbst der Vergessenheit an- 
gehörige Thatsache in origineller Weise von den 
einzelnen Sprechern herangezogen wurde. Ungefähr 
zwei Stunden waren so die Festgäste, Weiße und 
Schwarze, in freudigster Stimmung und schönster 
Harmonie beisammen. Man trennte sich in der 
Ueberzeugung, ein wahrhaft erhabenes und erhebendes 
Fest gefeiert zu haben. 
Wie die Missions-Zeitschrift „Gott will es!“ 
ausführt, besteht die katholische Mission in Kaiser 
Wilhelmsland (Deutsch-Neuguinea) nun bald sechs 
Jahre und zählt schon fünf Stationen, auf welchen 
  
außer dem apostolischen Präfekten P. Limbrok 
7 Steyler Patres, 9 Brüder und 8 Schwestern 
wirken. Am schönsten hat sich die älteste Station
	        
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